Gastbeitrag von Winfried Möller
Vor 75 Jahren, am 7. Februar 1950, starb Abtbischof Bonifaz Sauer OSB in Gefangenschaft in Nordkorea. Seine Heimatgemeinde Ufhausen im Hessischen Kegelspiel gedachte diesem „Jubiläum“ mit einer Eucharistiefeier und einer Lichterprozession.
Pfarrer Markus Günther feierte in Konzelebration mit den Pfarrer Franz-Peter Breidbach und Bernhard Preis, sowie zahlreichen Gläubigen in der Pfarrkirche St. Laurentius Ufhausen einen Gedenkgottesdienst.
In diesem nahm das Gebet um Seligsprechung einen zentralen Platz ein. Abtbischof Bonifaz Sauer OSB wurde am 10. Januar 1877 in Oberufhausen bei Eiterfeld geborgen. Er erhielt den Taufnamen Joseph.
Als Missionsbenediktiner von St. Ottilien ging er nach Korea. Dort gründete er als Abt die Abtei in Seoul, war Apostolischer Vikar von Wonsan, Nordkorea, wurde 1921 Bischof und baute in Tokwon eine blühende Mission auf. Bei der Machtübernahme der Kommunisten 1949 wurde das Kloster aufgelöst, die Mönche und Schwestern inhaftiert.
Sein Todestag ist am 7. Februar 1950 und sein Grab ist nicht bekannt. In seiner Predigt stellte Markus Günther die Frage, wie es sein könne, dass im 20. Jahrhundert ein Bischof in einem fernen Land durch Entbehrung und Strapazen versterbe.
Nordkorea stehe an erster Stelle bei der Christenverfolgung. Aber in Vietnam habe er im Jahr 2023 bei einem Besuch gehört, dass Benediktiner wenige Jahre zuvor misshandelt worden seien. Es gäbe in solchen Ländern Menschen, „die unter der Decke“ ihren christlichen Glauben lebten.
Pfarrer Markus Günther äußerte den Wunsch, dass zum nächsten internationalen Weltjugendtag in Seoul im Jahre 2027 auch Jugendliche aus Ufhausen mitfahren könnten. Bonifaz Sauer habe sein Leben und Glauben aus Oberufhausen mit in die Mission genommen.
Ihm seien Beständigkeit und Ausdauer in einer schwierigen Zeit eigen gewesen und er sei in Nordkorea geblieben. So sei sein Blut als Märtyrer auch Samen für uns als Glaubende.
Nach der Eucharistiefeier, bei der Elisabet Peter die Orgel spielte, lud Hildegard Sondergeld, Sprecherin des Pfarrgemeinderates zur Lichterprozession zum Gedenkort beim Geburtshaus von Abtbischof Bonifaz Sauer OSB ein. Zur dortigen Wortgottesfeier gehörten Gebete und Fürbitten für verfolgte Christen und den Frieden in der Welt.
Außerdem verlas Martina Wolf einen sehr anrührenden Bericht über Bruder Gregor, der den Abt in der Haft begleitete. In diesem heißt es, dass der Abtbischof in einer Zelle von 4 qm, die mehr einem Käfig glich, gefangen gewesen sei. Er habe schlimmes Asthma gehabt, konnte nicht sitzen, nicht liegen, nicht schlafen und nicht essen.
Viele Wunden hätten ihm Schmerzen bereitet. Im November 1949 habe sich seine Asthmakrankheit erheblich verschlechtert und so sei er, Bruder Gregor, ihm als Hilfe und Pflege zugeteilt worden. Als der Bruder Leute um Milch oder Eier bat, habe er zur Antwort bekommen: „Früher fraßen diese Tiere gutes Futter, sie sollen dafür jetzt Not leiden“.
Kurz vor seinem Tod habe der Abtbischof gesagt: „Lass mich nachhause gehen“. Am 7. Februar 1950 um 6 Uhr morgens hat Abtbischof Bonifaz Sauer OSB seine Seele dem Schöpfer zurückgegeben. Niemand der Mitgefangenen hat vom Tod erfahren.
Bruder Gregor habe noch einen Monat krank durch die anstrengende Pflege in der Zelle nur auf blanken Dielen gelegen. Der Gefängnisarzt, der nach dem Tod des Bischofs nach Südkorea geflüchtet sei und sich dort mit seiner Familie taufen ließ, habe sein Wissen über den Tod von Abtbischof Bonifaz Sauer OSB und den selbstlosen Dienst von Bruder Gregor mitgeteilt.
Mit dem Segen, den Pfarrer Markus Günther den Teilnehmenden zusprach, endete die Feier zum 75 Todestag.