Ein Berg voller Geschichte – Heimatverein Kohlbachtal wanderte zum Schleidsberg

Gastbeitrag von Manuela Henkel

Bei bestem Frühlingswetter fand am vergangenen Sonntag die traditionelle Frühjahrswanderung des Heimatvereins Kohlbachtal statt. Ziel war in diesem Jahr der geschichtsträchtige Schleidsberg, der mit seiner bewegten Vergangenheit viele Wanderfreunde begeisterte.

Startpunkt war der Dorfplatz in Kranlucken, wo die Wanderer vom Vorsitzenden des Heimatvereins, Thomas Schütz, begrüßt wurden. Zur Einstimmung gab es dann einen kleinen Begrüßungsschnaps, bevor Wanderführer Thomas Henkel den gut gelaunten Tross in Richtung Schleidsberg führte.

Auf dem Weg galt es einige steile Anstiege zu bewältigen – doch oben angekommen, wurden alle Mühen mit spannenden Einblicken in die Geschichte des Berges belohnt. Zuvor mussten sich allerdings die Wanderer noch einer wilden Keltenhorte stellen.

Die Kinder aus dem Kohlbachtal hatten sich dabei in einem Halbkreis mit Sperren aufgestellt, um den einstigen Keltenwall nachzubilden.

Heimatforscher Bruno Leister berichtete dabei über die historische Bedeutung des Ortes. Ein Kreuz wurde im Jahr 1900 an dieser Stelle aufgestellt und geht auf eine Stiftung der Familie Hahn aus Geisa zurück, die 1840 im Lotto gewonnen hatte.

Mit dem Gewinn ließ die Familie eine Kreuzigungsgruppe für den Geisaer Friedhof anfertigen, die ursprünglich auch die Figuren von Johannes und Maria umfasste.

„Da dem Stadtrat die Anlage jedoch zu groß erschien, wurde das zentrale Kreuz auf dem Schleidsberg aufgestellt“, berichtete der Heimatforscher. Es war lange Zeit Ziel einer Wallfahrt zum sogenannten „Welchesfest“ an Pfingstdienstag.

Bruno Leister verwies auch auf die gut erhaltenen Marterwerkzeuge am Kreuzstamm. Der Bildhauer des Kreuzes ist allerdings nicht bekannt. „Ein vergleichbares Kreuz ist im gesamten Geisaer Amt nicht zu finden“, so Leister.

Zudem sei der Schleidsberg auch aus schon zu früheren Zeiten bewohnt gewesen. Bereits vor rund 2.000 Jahren befand sich hier eine Fliehburg aus der Keltenzeit. Ob hier eine rein keltische Bevölkerung lebte, würden allerdings manche Fachleute bezweifeln.

Die befestigte Anlage bot einer kleinen Sippe von etwa schätzungsweise 60 Personen und ihrem Vieh Schutz vor Überfällen. Spuren der damaligen Besiedlung sind bis heute auffindbar, etwa Bruchstücke von Mahlsteinen. Ebenso finden sich in den Archivunterlagen Nachweise zu den Adligen vom Schleidsberg.

„1327 stiftet Heinrich von Schleidsberg ein Pfund Wachs zum Gründonnerstag für die Kirche von Schleid“, wusste Bruno Leister zu berichten.

Nach den historischen Einblicken machten sich die Wanderer wieder auf den Rückweg. Zwischenzeitlich gab es eine Rast mit herrlichem Blick in die Rhön und auf Geisa sowie Kaffee und Kuchen.

Der Rückweg bot noch einmal Zeit für Gespräche, bevor die Wanderung mit einem gemütlichen Ausklang bei Gegrilltem und guten Gesprächen am Dorfplatz in Kranlucken endete.