Mission Schwarzer Apollo – Rettung für bedrohten Schmetterling in Sicht?!

Gastbeitrag von Johannes Urban

In der Rhön fliegt er noch, der Schwarze Apollo – ein selten gewordener Tagfalter mit besonderen Ansprüchen an seinen Lebensraum. Im Frühjahr kann man ihn wieder an einigen Wald- oder Gehölzrändern in der Rhön entdecken, nämlich am Lerchensporn.

Diese violett oder weiß blühende Pflanze ist ausschließliche Nahrungspflanze der Raupen des Schwarzen Apollos. Zwei Thüringer Naturschutzprojekte versuchen nun gemeinsam, die in ganz Europa stark gefährdete und europarechtlich geschützte Art in Thüringen zu erhalten.

Das Naturschutzgroßprojekt „Thüringer Kuppenrhön“, welches bis September 2024 eine detaillierte Maßnahmenplanung für ein über 3.000 Hektar großes Gebiet erarbeitet hat, verfügt über finanzielle Mittel für konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume für den Schwarzen Apollo.

Die Maßnahmen zielen im Wesentlichen darauf ab, im Lebensraum der Raupen eine gute Besonnung zu erhalten, zu optimieren oder neu zu schaffen. Mit einer Laufzeit von zehn Jahren kann voraussichtlich ab Ende 2025 mit der Maßnahmen-Umsetzung begonnen werden.

Über das seit Juli 2023 laufende thüringenweite Projekt „Management für Lichtwaldarten“, kurz MaLiWa, wird für die Projektzielart Schwarzer Apollo ein jährliches Monitoring umgesetzt, das bis zum geplanten Projektende im Februar 2029 die Bestandsentwicklung in Thüringen aufzeigen soll.

Die Maßnahmen werden im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt gefördert. Das erste Monitoring fand bereits durch den Artspezialisten Matthias Dolek mit seinem Büro „Geyer & Dolek“ statt.

Die Umsetzung aller Maßnahmen erfolgt in enger Abstimmung mit den lokalen Landwirten und zuständigen Forstämtern. Auch wird die Vernetzung mit Populationen auf der bayerischen und hessischen Seite angestrebt, um der genetischen Isolation entgegenzuwirken.

Weiterhin konnten durch die Masterarbeit der Studentin Kora Schumann wichtige Erkenntnisse zum aktuellen Stand der Rhöner Population gewonnen werden.

Hintergrund:

Der Schwarze Apollo (Parnassius mnemosyne) kommt in Mitteleuropa nur in den Gebirgsregionen vor. Nachdem die Populationen im Harz und Vogelsberg vor einigen Jahren erloschen sind, beschränken sich die Vorkommen in Deutschland außerhalb der Alpen mittlerweile nur noch auf die Rhön und die Schwäbische Alb.

Doch auch hier fliegen nicht mehr besonders viele Falter dieser Art. Gründe dafür sind die Intensivierung der Grünlandbewirtschaftung beziehungsweise die intensive Beweidung, oft vor Ende der Flugzeit des Schwarzen Apollos.

Aber auch mit Nadelbäumen wiederaufgeforstete Waldlichtungen und Waldränder haben in der Vergangenheit dazu geführt, dass sich die Lebensräume erheblich verkleinert haben. Die verbliebenen, oftmals stark isolierten Vorkommen sind daher besonders fragil und schutzbedürftig.

Nur dort, wo blütenreiche Wiesen und Säume in lichtdurchflutete, mesophile oder feuchte Laub- und Mischwälder übergehen und der Boden im zeitigen Frühjahr in einem violett-weißen Blütenmeer des Lerchensporns erstrahlt, findet man ihn vereinzelt noch in der Rhön.

Anders als sein naher Verwandter, der Rote Apollo, welcher in der Rhön nicht vorkommt, ist der Schwarze Apollo auf den ersten Blick nur schwer von einem gewöhnlichen Kohlweißling zu unterscheiden.

Doch bei genauerer Betrachtung fallen insbesondere die durchscheinenden Ecken an den Flügelrändern auf, die ihn unverwechselbar machen. Der Falter ist zudem ziemlich groß und fliegt daher etwas schwerfälliger als die anderen schwarz-weiß gefärbten Tagfalterarten, mit denen er sich ab Ende Mai bis Mitte Juni auf blütenreichen Wiesen tummelt.

Wenn der Lerchensporn als einer unserer ersten Frühjahrsboten die noch laubfreien Wälder mit seinem Blütenmeer flutet, schlüpfen auch die Raupen des Schwarzen Apollos. Sie ernähren sich von ihrer Futterpflanze, bis sie groß genug sind, um sich zu verpuppen.

Ab Ende Mai, wenn die ersten Falter fliegen, ist vom Lerchensporn bereits kaum noch etwas zu sehen. Es ist daher schon sehr verblüffend, wie der Falter seine Eier dennoch zielgenau dort ablegt, wo im nächsten Frühjahr der Lerchensporn wieder blüht.