Praxis der Energiewende: TU Berlin zu Gast bei w&k Elektrotechnik GmbH in Dermbach

Gastbeitrag von Florian Gut

Als Highlight zum Ende des Wintersemesters besuchten 20 Studierende der Technischen Universität Berlin unter der Leitung von Professor Christian von Hirschhausen die Unternehmen w&k Elektrotechnik GmbH und Kynast Elektroanlagen GmbH in Dermbach.

Im Rahmen eines Studienprojekts galt es, sich intensiv mit den Herausforderungen und Chancen der Energiewende auseinanderzusetzen. Dafür standen den Studierenden neben dem Team von w&k und Kynast weitere hochkarätige Gäste zum Diskurs zur Verfügung: Dieter Ortmann, Geschäftsführer von MAXX SOLAR aus Waltershausen und Peter Zaiß, Geschäftsführer der Stadtwerke Erfurt.

Die Idee für das Kooperationsprojekt von Wissenschaft und Praxis kam Felicitas Kotsch, einer früheren Arbeitskollegin von Professor von Hirschhausen, die in Dermbach lebt und auf die modernen Unternehmen aufmerksam wurde.

Der Tag begann mit einer Vorstellung des Unternehmens w&k Elektrotechnik GmbH, das vor fünf Jahren ihr neues Büro- und Produktionsgebäude in Dermbach bezog.

Bereits während der Planung lag der Fokus auf der Integration eines effizienten Energiekonzepts aus erneuerbaren Energien. So entschied sich das Unternehmen bereits damals als einer der Vorreiter für den Kauf einer Brennstoffzelle, die für die Wärmeerzeugung des Gebäudes zuständig ist.

Zudem wurden mehrere PV-Anlagen mit Batteriespeicher verwendet, von dem unter anderem der Fuhrpark der Elektrofahrzeuge profitiert: An den durch die  w&k Elektrotechnik GmbH entwickelten iwuk-Wallboxen laden die Elektrofahrzeuge (bestenfalls) Sonnenstrom.

Im Ergebnis spart das Unternehmen Kosten bei der Stromrechnung und spart CO2-Emissionen. Als größte Herausforderung nannte Alexander Funk, Mitglieder der Geschäftsführung der w&k Elektrotechnik GmbH, den mangelnden technischen Support bei der Kalibrierung der Brennstoffzelle eines namhaften Herstellers.

Technische Neuerungen bedürfen notwendigerweise geschultes Personal, das fähig ist, die Themen umzusetzen. „So haben wir vieles selbst in die Hand genommen“, so Funk.

Wie die Wärmewende hin zu einer CO2-freien Fernwärmeerzeugung gelingen kann, erläuterte Peter Zaiß den Studierenden am Beispiel der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt.

Neben den weitverbreiteten Technologien mit dem Einsatz von Wasserstoff und Power-to-Heat (Großwärmepumpen und Elektrodenkessel) wird dabei die petrothermale Tiefengeothermie die zentrale Rolle für aktuell 48.000 versorgte Haushalte spielen.

Auch wenn in anderen Ländern schon viele Jahre erprobt und anerkannt, genießt diese Technik in Deutschland noch ein Schattendasein. Daraus ergab sich mit den Studierenden eine lebhafte Diskussion.

Es wurde zur Projektplanung und Finanzierung aber auch über den Charme einer sicheren, umweltfreundlichen und wirtschaftlich stabilen Lösung, die unabhängig von internationalen Rohstoffmärkten und Verfügbarkeiten viele Jahrzehnte funktionieren kann, diskutiert. Die gesellschaftliche Akzeptanz nannte Zaiß als einen der Schlüsselfaktoren für die zukünftige Implementierung des Systems.

Dieter Ortmann berichtete vom Vier-Speicher-Modell seines Betriebsgebäudes in Waltershausen, das er als Bestandsimmobilie von knapp zwei Jahren erwarb. Die 30-Jahre alte Haustechnik verursachte durch hohe Gas- und Stromverbräuche einen hohen CO2-Fußabdruck.

Den galt es durch den Einsatz der neuen Technik drastisch zu reduzieren. Mit einer 170 kWp-Anlage, Batteriespeichern und einer Wärmepumpe rechnete der den Studierenden die Ersparnis an Kosten und an CO2 vor.

„Wir haben das Konzept gewählt, um es für andere Unternehmen 1:1 umsetzbar zu machen“, so Ortmann. Hierfür wurden verschiedene Systemlösungen getestet. Der Markt sei mittlerweile „überschwemmt“ von Produkten verschiedener Hersteller mit Insellösungen.

Die Herausforderung bestünde in der richtigen Wahl dieser Produkte und Hersteller wie auch in der technischen Konzeptionierung der Gesamtlösung.

Im Anschluss arbeiteten die Studierenden gemeinsam mit den Experten in Kleingruppen an verschiedenen Fallstudien.

Professor von Hirschhausen betonte die Bedeutung solcher Praxisbegegnungen für die akademische Ausbildung: „Die Energiewende ist ein Gemeinschaftsprojekt, das Wissenschaft, Wirtschaft und Politik gleichermaßen fordert.

Unsere Studierenden profitieren enorm davon, mit Praktikern ins Gespräch zu kommen und zu sehen, wie theoretische Modelle in der Praxis umgesetzt werden können.“

Die Veranstaltung wurde von den Teilnehmenden durchweg positiv bewertet. Mit dem Besuch in Dermbach setzt die TU Berlin ein Zeichen für den Wissenstransfer zwischen Universität und Wirtschaft – ein entscheidender Schritt, um die Energiewende nicht nur theoretisch zu denken, sondern aktiv voranzutreiben.

„Wir sind uns einig: technisch ist bereits sehr viel möglich. Was wir als ausführende Unternehmen für eine erfolgreiche Energiewende brauchen, sind verlässliche und praxisnahe Vorgaben, die durch rechtlich und politisch stabile Rahmenbedingungen geschaffen werden“, so Dr. Luisa Kynast, Geschäftsführerin der w&k Elektrotechnik GmbH.