Gastbeitrag von Stefan Studtrucker
Eine aktuelle Auswertung der Handwerkskammer Südthüringen unter Auszubildenden in Handwerksberufen zeigt: Eine große Mehrheit der Befragten erlebt ihre betriebliche Ausbildung positiv.
Rund 70 Prozent der Teilnehmenden, die bereits mit festen Vorstellungen in die Ausbildung gegangen sind, geben an, im Ausbildungsalltag deckungsgleiche Erfahrungen zu machen. Weitere 29 Prozent sehen zumindest eine teilweise Übereinstimmung.
72 Prozent der Auszubildenden fühlen sich in ihrem Ausbildungsunternehmen gut betreut. Diese erfreulichen Ergebnisse unterstreichen, dass viele Handwerksbetriebe ihre Auszubildenden umfassend auf den Berufsalltag vorbereiten und für eine motivierende Lernumgebung sorgen.
Das Praktikum zeigt den Weg
Die Zufriedenheit in der Ausbildung beginnt dabei bereits mit der Suche nach dem passenden Beruf und dem richtigen Ausbildungsunternehmen.
Nach Auskunft der befragten Auszubildenden gibt es ein klar bestes Instrument, um einen Handwerksberuf und ein Unternehmen kennenzulernen: Für 69 Prozent war das eigene Praktikum ein entscheidender Faktor für ihre Entscheidung zum Einstieg in die Berufswelt.
Erst mit deutlichem Abstand an zweiter und dritter Stelle kommen der Einfluss von Familie (35 Prozent) und Freunden (17 Prozent).
Diese wiederum sind allerdings besonders wichtig beim Kontakt zum Ausbildungsunternehmen: 55 Prozent der Teilnehmer sind erstmals durch ihr persönliches Umfeld auf ihre Ausbildungsstelle aufmerksam geworden, während digitale Medien mit 20 Prozent erst mit großem Abstand als zweitwichtigste Informationsquelle genannt werden.
Persönliche Kontakte und das aktive Erkunden der eigenen Interessen sind somit die wichtigsten Grundlagen für Zufriedenheit in der späteren Ausbildung.
Strukturierte Ausbildung fördert Zufriedenheit
Im Berufsalltag fällt sodann die Bilanz in größeren Ausbildungsunternehmen besonders positiv aus: Dort, wo mehrere Auszubildende beschäftigt sind und etablierte Lernkonzepte zum Einsatz kommen, berichten besonders viele Befragte von einer klar strukturierten und abwechslungsreichen Ausbildung.
Dies bestätigt, dass eine gut organisierte betriebliche Umgebung sowie die Unterstützung durch Ausbildende und erfahrene Kolleginnen und Kollegen wesentlich zum Erfolg beitragen. Auch in kleineren Betrieben gelingt dies oftmals – hier profitieren Auszubildende besonders von einer engen Betreuung und praxisnahen Aufgaben.
Die Auswertung zeigt, dass viele Auszubildende ihre Tätigkeiten zwar als anspruchsvoll, aber zugleich als interessant und lehrreich beschreiben. Berufe wie Kfz-Mechatroniker, Metallbauer oder Tischler werden dabei als besonders abwechslungsreich wahrgenommen.
Die befragten Azubis schätzen die Möglichkeit, früh Verantwortung zu übernehmen und fachliche Kompetenzen aufzubauen. Gleichzeitig machen die Ergebnisse deutlich, dass eine gezielte Einarbeitung, klare Kommunikation und die Wertschätzung durch Vorgesetzte entscheidend sind, um die Motivation der jungen Fachkräfte langfristig zu stärken.
Optimierungspotenziale für noch mehr Erfolg
Die Umfrage gibt auch Hinweise darauf, wie Ausbildungszufriedenheit und Ausbildungsqualität weiter verbessert werden können: So profitieren Auszubildende besonders dann, wenn sie vielfältige Aufgaben erhalten, wenn sie kontinuierlich begleitet werden und wenn eine offene Gesprächskultur herrscht.
Betriebe, die hier bereits gute Strukturen etabliert haben, dienen als Vorbild. Die Handwerkskammer Südthüringen unterstützt diese Entwicklung mit ihren Beratungsangeboten.
Zudem können überbetriebliche Rahmenbedingungen wertvolle Akzente setzen. Für 67 bzw. 39 Prozent der Befragten war etwa die Entfernung zum Unternehmen bzw. zur Berufsschule ein entscheidender Faktor für die Berufswahl.
Die dauerhafte Sicherstellung einer wohnortnahen Beschulung und eine gut organisierte Unterbringung der oft minderjährigen Auszubildenden am Ausbildungsort erscheinen somit als wesentliche Voraussetzungen für den regionalen Ausbildungserfolg.
Erfüllend und zukunftssicher
Für Stefanie von Nordheim, Abteilungsleiterin Berufsbildung der HWK Südthüringen, bestätigen die Ergebnisse der Umfrage: „Eine Ausbildung im Südthüringer Handwerk ist für viele junge Menschen ein erfüllender und zukunftssicherer Weg!“
Die überwiegende Zufriedenheit der Befragten unterstreiche das Engagement der Betriebe und zeige, wie attraktiv handwerkliche Berufe sein können.
Gleichzeitig biete die Auswertung wertvolle Impulse, um die Rahmenbedingungen weiter zu optimieren – für eine Ausbildung, die nicht nur fachlich überzeugt, sondern auch persönlich bereichert.
„Die hohe Übereinstimmung der Ausbildungsabläufe mit den Erwartungen der Jugendlichen zeigt, dass die bestehenden Programme gut auf die Bedürfnisse junger Menschen abgestimmt sind. Dennoch sollten regelmäßig Feedbackgespräche mit Azubis geführt werden, um kontinuierlich auf individuelle Wünsche und Herausforderungen einzugehen“, so Stefanie von Nordheim.
Weiterhin ermutigt sie die ausbildenden Handwerksunternehmen, auch künftig konsequent Praktika anzubieten und diese deutlich sichtbar zu bewerben: „Praktika sind eines der wichtigsten Mittel zur Berufsorientierung!“
Dies habe auch die aktuelle Umfrage erneut gezeigt. Der Freistaat Thüringen habe gerade erst die Wiederauflage und Verstetigung der beliebten Praktikumsprämie für außerschulische Praktika in Handwerksunternehmen beschlossen.
Diese sei ein starkes Argument im Werben um den interessierten Fachkräftenachwuchs, das sich die Südthüringer Handwerker zu Nutze machen könnten.