Gastbeitrag von Lea Hohmann
Eine hochrangige Delegation aus der armenischen Region Dilidschan hat vor wenigen Tagen den Thüringer Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön besucht, um sich intensiv mit den Strukturen, Aufgaben und Entwicklungsperspektiven eines Biosphärenreservats vertraut zu machen.
Der Besuch fand im Rahmen des vom Bundesumweltministerium geförderten Projekts zur Entwicklung des ersten UNESCO-Biosphärenreservats in Armenien statt, das von der Michael Succow Stiftung umgesetzt und durch das Bundesamt für Naturschutz sowie das Umweltbundesamt begleitet wird.
Die Delegation setzte sich unter anderem aus dem Staatssekretär und Personal des armenischen Umweltministeriums, dem Direktor des Nationalparks Dilidschan, Vertreterinnen und Vertretern von Gemeindeverwaltungen, der Partnerorganisation „Soluton“ sowie Fachleuten der Michael Succow Stiftung zusammen.
„Eine Region und deren Akteure zu begleiten, die sich am Anfang eines Anerkennungsprozesses für Biosphärenreservate befinden, war spannend sowie inspirierend und bot eine besondere Möglichkeit der internationalen Zusammenarbeit“, betont Ulrike Schade, Leiterin der Thüringer Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön.
Das Programm in der Rhön war praxisnah und vielfältig: Bei einer Exkursion durch die Kern- und Pflegezonen der Thüringer Hochrhön bei Birx stellten der Landschaftspflegeverband Thüringer Rhön und Mitarbeitende des Naturschutzgroßprojektes Thüringer Kuppenrhön ihre Arbeit vor.
Julia Gombert vom Landschaftspflegeverband betonte dabei unter anderem die zentrale Rolle des Rhönschafs und der Mutterkuhhaltung: „Die artenreichen Bergwiesen der Rhön brauchen tierische Helfer.
Ohne Beweidung würden sie verbuschen – und damit wertvollen Lebensraum für viele Pflanzen und bodenbrütende Vogelarten verlieren. Die Tiere sind deshalb nicht nur Landschaftspfleger, sondern auch Naturschützer auf vier Beinen.“
Im Anschluss folgte ein Besuch des Nationalen Naturmonuments „Grünes Band Thüringen“, bei dem ein regionaler Landwirt (Geschäftsführer Martin Berk von der Pflege-Agrar-Genossenschaft e. G. Bettenhausen) praxisnah zeigte, wie Landwirtschaft und Naturschutz Hand in Hand gehen können und welche Herausforderungen bestehen.
Abgerundet wurde der Tag mit einer Präsentation zur regionalen Dachmarke „Rhön“ am touristischen Aussichtspunkt „Noahs Segel“.
Hier begrüßte Bürgermeister Tino Hencl (Gemeinde Oberweid) die Gäste und Thomas König von der Rhön GmbH erläuterte, wie nachhaltiger Tourismus, Regionalentwicklung und Naturschutz erfolgreich miteinander verknüpft werden können.
Die Gäste zeigten sich besonders beeindruckt von der engen Zusammenarbeit zwischen Biosphärenreservatsverwaltung, Kommunen, Landwirtschaft, Bildungseinrichtungen und Tourismusakteuren – ein Modell, das auch für die geplante Entwicklung in Dilidschan Vorbildcharakter haben kann.
Im Anschluss setzte die Delegation ihre Reise im benachbarten UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald fort. Dort standen weitere Exkursionen und Fachgespräche auf dem Programm.
Langfristig ist eine Partnerschaft zwischen den Regionen geplant – als Teil des globalen Netzwerks der UNESCO-Biosphärenreservate.