Cocktail mit Pfefferminz, Kreuz und Orgel – Ein Lebenszeichen der Kirche in Gerthausen

Gastbeitrag von Andreas Koch

Die Bar bietet leckere Cocktails, grünes Licht durchflutet den Raum und bunte Luftballons bewegen sich im Luftzug. Fröhliche Menschen, die sich angeregt unterhalten. Alte Bekannte treffen sich und Nachbarn begrüßen sich.

Man kann sich setzen und draußen in der Sonne gibt es Leckeres vom Grill. Eine Cocktailparty der schönsten Sorte. Das ungewöhnliche daran: sie findet in einer Kirche statt.

Die Kirche in Gerthausen ist ein Begegnungsort und sie hat eine wunderschöne kleine und gerade erst restaurierte Orgel (Friedrich Wilhelm Holland (1804-1879), 1848, Zwei Manuale und Pedal, 14 Register, restauriert bis 2024 von Fa. Hoffmann & Schindler, Ostheim).

Die Cocktailparty setzt sich an dieser Orgel fort. Sebastian Fuhrmann, Kreiskantor aus Meiningen und Tonkünstler, kennt diese Orgel. Und er kennt die Musik quer durch die Zeiten bis hin zu uns.

Aus den Orgelpfeifen sauge ich einen Cocktail von heiterer, lockerer, beschaulicher Musik, wie vorher den Hugo ohne Alkohol aus dem Glas. Den Geschmack des Pfefferminzblattes noch auf der Zunge zergeht Peer Gynts Morgenstimmung, der „Griechische Wein“.

Ich kann ihn mitsingen, wie dann auch den Beatles-Hit „All you need is love“. Der alte Choral „Sollt ich meinem Gott nicht singen“ schwebt durch die helle Dorfkirche als Bolero.

In der Pause haben die fleißigen Frauen und Männer des Gemeindekirchenrates und der Gemeinde ordentlich zu tun. Gekühlte Getränke drin und Speisen draußen tun gut, bevor wir uns in den „Fluch der Karibik“ und auf die „Star Wars“-Reise begeben.

Irische Segenswünsche singen wir mit und lassen uns von der Toccata in G von Theodore Dubois mitreißen. So schnell konnte Sebastian Fuhrmann, der heiter durch das Programm führte, während Konrad Hartmann als Orgelbauer für das Technische bereitstand, die Orgelbank nicht verlassen.

Für den Applaus der gut 150 Besucher (damit war die Kirche voll…) bedankte sich der Organist mit einer kleinen Reminiszenz an den Schulgottesdienst in Meiningen am Vormittag: „Über sieben Brücken musst du gehen…“

Der Brückenschlag ist gelungen. Zwischen Cocktail und Altar, zwischen Orgel und mir. Jeannine Müller, Nadine Dübener und Kerstin Senf ist als Gemeindekirchenrätinnen gelungen, was so ein Dorf wie Gerthausen anziehend macht und Kirche den Sinn gibt: Ort des Lebens zu sein und der Musik. Zitrone und Pfefferminze des Cocktails gehören dazu.