Fußballfans im Blick von Stasi & Volkspolizei – Ausstellung auf Point Alpha ab 3.7.25

Fußballstadien in der DDR waren Ort sportlicher Begeisterung – und boten Raum für Protest gegen die SED-Diktatur.

„40 Meter im Quadrat – Minenfeld und Stacheldraht. Jetzt weißt Du, wo ich wohne, ich wohne in der Zone“ hallte es in den 1980er Jahren von den Rängen.

So gerieten Fußballfans ins Visier der Sicherheitskräfte und wurden von Zuschauern zu Beobachteten. Die außergewöhnliche Open-Air-Ausstellung „Im Objektiv der Staatsmacht“ ist ab Donnerstag, den 3. Juli, im US Camp in der Gedenkstätte Point Alpha zu sehen.

Geblickt wird dabei durch die Linsen der Staatsmacht und rekonstruiert die Welt der Fans ebenso wie die Überwachungsmaschinerie des SED-Staates. Ein spannendes Thema nicht nur für die Freunde des runden Leders.

Mit verdeckten Methoden – getarnt als Sportreporter, oder mit einer Kamera im Knopfloch – ermittelten die Späher des Staatssicherheitsdienstes in und außerhalb der Stadien und hielten „verdächtige“ Fußballanhänger fotografisch fest.

Der Klick des Auslösers war häufig der Beginn einer erkennungsdienstlichen Erfassung der Fans, von politischer Repression und Strafverfolgung.

Ins Objektiv der Staatsmacht gerieten Fußballanhänger aus vielerlei Gründen: Aufgrund regimekritischer Parolen, aber auch schon die vermeintliche Imitation westlicher Stadionkultur, mit Kutten und Sprechgesängen, bot Anlass zu Beobachtung und Verfolgung.

Herangezoomt wurden zudem „Delikte“, die es nur in DDR-Stadien gab: Sympathiebekundungen gegenüber bundesdeutschen Vereinen und Spielern wurden regelmäßig erfasst.

Denn Grüße an den FC Bayern oder die DFB-Elf entsprachen nicht der parteioffiziellen „Abgrenzung“ vom westdeutschen „Klassenfeind“. Der Ruf „Hertha und Union – eine Nation“ galt als Provokation der Staatsmacht.

Die Ausstellung dokumentiert so nicht nur staatliche Kontrollwut, sondern auch eine Atmosphäre von Misstrauen und gesellschaftlicher Entfremdung an den Spielfeldrändern der DDR-Stadien.

Ziel der Kameras waren zudem geflüchtete DDR-Fußballer im Westen. Private wie berufliche Lebensumstände von Lutz Eigendorf oder Falko Götz wurden minutiös notiert – auch mit der Absicht, die „Sportverräter“ mit Gewalt in die DDR „zurückzuführen“.

Die Ausstellung blickt auch in die Fußballstadien des Westens. Zuschauer trugen gesellschaftliche Probleme und politischen Protest ebenso immer wieder in die Stadionkurven.

Fangewalt und Rechtsradikalismus wurden in der Bundesrepublik sowohl durch Polizei und Verfassungsschutz, als auch durch Präventionsarbeit bekämpft.

Die Sonderausstellung „Im Objektiv der Staatsmacht. Fußballfans im Blick von Stasi und Volkspolizei“ präsentiert im US Camp in großer Zahl Fotoaufnahmen, die den Lebensalltag der Fans, ihre Sehnsüchte, Frustration und Rebellion ebenso illustrieren wie die Paranoia des SED-Regimes.

Die Schau läuft bis zum 8. September und kann zu den regulären Öffnungszeiten der Gedenkstätte Point Alpha, täglich von 10 bis 18 Uhr, besichtigt werden.

Info:

„Im Objektiv der Staatsmacht“ ist eine Ausstellung des Zentrums deutsche Sportgeschichte e.V., der Ausstellungsagentur exhibeo und der Point Alpha Stiftung in Kooperation mit der Universität Potsdam, dem Landesarchiv Sachsen-Anhalt, dem Deutschen Rundfunkarchiv und Zeitzeugen TV.

Förderer in der Gedenkstätte Point Alpha sind die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die DFB-Kulturstiftung sowie der Förderverein Point Alpha e.V.