Mitteilung des LPV Rhön
Ob auf dem täglichen Weg zur Arbeit oder bei der Fahrradtour am Wochenende, man sieht es überall – das Orientalische Zackenschötchen (Bunias orientalis).
Am Straßen- und Ackerrand oder sogar im eigenen Garten überzeugt das schmackhafte Wildgemüse mit seiner gelben Blütenpracht. Doch seine Auswirkungen auf unser Ökosystem sind stark.
Durch seine Anspruchslosigkeit und Widerstandskraft erobert es die Wegränder, Wiesen und Weiden der Rhön in Windeseile und verdrängt mit dichten, hochwüchsigen Monokulturen die heimischen Pflanzen. Dabei sind vor allem die Lebensräume betroffen, welche die Rhön ausmachen.
Niedrigwüchsige, artenreiche Magerrasen, welche im Sommer auf den alten Schafhutungen so bunt und vielfältig blühen, werden überwachsen von knalligem Gelb.
Ausschlaggebend für seinen Erfolg ist die effektive Verbreitung des Zackenschötchens. Mit über Tausend Samen pro Pflanze etabliert sich die invasive Art besonders leicht auf Offenboden, wie z.B. an Feldrändern, Straßen oder auf Baustellen.
Von hier wird die Pflanze z.B. durch Fahrzeuge über hohe Distanzen weiterverschleppt. Sein starkes Konkurrenzvermögen und die schnelle Verbreitung machen die Pflanze somit zu einem invasiven Neophyten— eine nicht-heimische Pflanzenart, mit dem Potential andere Arten zu verdrängen.
Klar ist: es muss etwas passieren. Doch die Möglichkeiten die Pflanze systematisch zu bekämpfen halten sich in Grenzen. Grundlage für verpflichtende, EU-weite Maßnahmen zur Eindämmung von nicht-heimischen Arten bietet die sogenannte „Unionsliste“ invasiver Arten.
Hier aufgeführt sind Arten deren Ausbreitung dringend eingedämmt werden muss, wie z.B. der Riesenbärenklau oder die Stauden-Lupine – hierbei ist der Landschaftspflegeverband „Thüringer Rhön“ e.V. mit der Natura 2000 Station Rhön schon seit vielen Jahren aktiv.
Das Zackenschötchen jedoch gehört noch nicht dazu. Somit ist die zwingend notwendige Bekämpfung nicht rechtsverbindlich und kann vielerorts nicht gefördert werden. Es befindet sich lediglich auf der sogenannten Handlungsliste (Graue Liste), gilt somit als potentiell invasiv und steht unter Beobachtung.
Der Handlungsbedarf ist bereits groß, die Bekämpfung hingegen mühsam. Mechanisch geht man dem Zackenschötchen am besten mit einem Ampferstecher oder Spaten an den Kragen. Hier muss man die ganze Wurzel erwischen, denn Wurzelfragmente können schnell neu austreiben.
Auch eine sehr häufige Mahd (mind. 3-mal im Jahr) kann das Zackenschötchen schwächen. Mit einer Lebenszeit von fast 10 Jahren ist dies jedoch ein langwieriges Unterfangen.
Bei der Beweidung wird das Zackenschötchen aufgrund seiner faserigen Stängel und leichten Schärfe von den meisten Weidetieren verschmäht, doch als Wildgemüse, welches man wie Brokkoli zubereiten kann lässt es sich sehr gut in der eigenen Küche verwerten.
Final sollte man an dieser Stelle die Worte von Desiderius Erasmus wiedergeben: „Prävention ist besser als Heilung“. Auch wenn man das Zackenschötchen noch immer im Gartenfachhandel erwerben kann, sollte man unbedingt eine Anpflanzung vermeiden.
Einwanderung von bisher unbesiedelten Flächen z.B. durch Oberboden aus befallenen Gebieten kann und sollte vermieden werden.
„Deshalb sollten auch einzelne Pflanzen unbedingt beseitigt werden. Leider sehen wir immer wieder Stellen, wo alles gemäht wurde und Zackenschötchen wurden extra stehen gelassen“, so Svea Jahnk vom LPV Rhön.
Und zu guter Letzt sollte die Pflanze so gut wie möglich am Aussamen gehindert werden z.B. durch angepasste Mahdtermine vor der Samenreife. Auch Aufklärungsarbeit spielt eine wichtige Rolle.
Dieser hat sich unter Anderem der Landschaftspflegeverband „Thüringer Rhön“ e.V. / die Natura 2000-Station „Rhön“ angenommen. Auch hier wird eifrig nach einer Möglichkeit für eine systematische Bekämpfung des Zackenschötchens in der Rhön gesucht.
Der Erhalt unserer Natur ist Gemeinschaftssache und besonders, wenn die Förderinstrumente fehlen kann nur die Eigeninitiative und das Anpacken Aller etwas bewirken.
Lässt sich also das erste Gelb am Straßenrand erahnen, so wird der Spaten ausgepackt. „Mit etwas Übung erkennt man die Pflanzen ganz leicht und verwechselt sie nicht mehr mit Raps“, ergänzt Svea Jahnk.