Mitteilung des Bistums Fulda
Es ist ein Meilenstein im fortlaufenden Prozess der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und ein wichtiger Baustein einer verantwortungsvollen Gestaltung der Zukunft: Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda wird am 17. Juni 2025 (Dienstag) ihren Abschlussbericht vorstellen und Bischof Dr. Michael Gerber offiziell übergeben.
Das hat die Kommission um den Vorsitzenden Gerhard Möller heute bekanntgegeben. Die Bistumsleitung wird den Bericht an diesem Tag erstmals erhalten und sich anschließend intensiv mit den Inhalten auseinandersetzen. Eine ausführliche Stellungnahme ist noch vor der Sommerpause geplant.
„Ich rechne nach den Erfahrungen anderer Bistümer damit, dass der Bericht uns wichtige Erkenntnisse zur Vergangenheit bringen, aber auch Impulse für die Zukunft vermitteln wird“, betonte Bischof Dr. Michael Gerber bereits vorab in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
„Nur wer kritisch auf die eigene Vergangenheit zurückblickt, kann zuversichtlich in die Zukunft schauen“, so der Bischof.
Die Aufarbeitung geschehe dabei nicht aus äußerem Druck, sondern aus einem inneren Selbstverständnis heraus: „Wenn wir als Kirche uns der Aufarbeitung nur wegen des gesellschaftlichen Drucks stellen würden, wäre dies zu wenig“, so Bischof Gerber.
„Das geschieht vielmehr aus unserem eigenen Selbstverständnis heraus – aus Respekt vor den Betroffenen und im Bewusstsein unserer Verantwortung.“

Schwerpunkte der Kommission
Die Unabhängige Kommission wurde 2021 gegründet. Sie arbeitet vollständig unabhängig von der Diözesanleitung.
Die Kommission orientiert sich an bundesweit einheitlichen Standards, die gemeinsam von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs entwickelt wurden.
Die Kommission ist multiprofessionell besetzt, unter anderem mit Fachleuten aus Justiz, Sozialarbeit, Wissenschaft und öffentlicher Verwaltung. Auch Betroffene selbst sind in die Arbeit eingebunden. Vorsitzender ist der Jurist und frühere Fuldaer Oberbürgermeister Gerhard Möller.
Die Kommission tagte regelmäßig im Bonifatiushaus in Fulda. Ihre Arbeit konzentrierte sich auf zwei zentrale Schwerpunkte: das systematische Sichten und Auswerten von Personalakten seit 1945 sowie das vertrauliche Anhören von Betroffenen und Zeitzeugen.
Unterstützt wurde die Kommission dabei von mehreren pensionierten Kriminalbeamten, die ihre Erfahrung in der Analyse großer Aktenbestände eingebracht haben.
Aufarbeitung als Prozess
Die Veröffentlichung des Abschlussberichts ist kein Endpunkt, sondern ein wichtiger Meilenstein in einem langfristigen Prozess.
Das Bistum Fulda hat in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Maßnahmen zur Prävention und Intervention etabliert, darunter Schutzkonzepte in Kirchengemeinden, Schulungen, Leitlinien sowie unabhängige Ansprechpersonen für Betroffene.
Die Arbeit wird kritisch begleitet vom gemeinsamen Betroffenenbeirat der Bistümer Fulda und Limburg.
„Die Auseinandersetzung mit der Geschichte ist schmerzhaft, aber Voraussetzung dafür, Zukunft gestalten zu können“, so Bischof Gerber.
„Als Kirche lernen wir in diesen Jahren erneut, wie notwendig es ist, sich der Realität zu stellen und daraus konkrete Konsequenzen zu ziehen.“
Weitere Informationen und Kontakt zur Unabhängigen Kommission gibt es im Internet unter: www.nur-mit-mut.de.
Aufarbeitung, Intervention und Prävention im Bistum Fulda
Im Bistum Fulda gibt es eine unabhängige Ansprechperson, die in keinem Dienstverhältnis zur Diözese steht. Darüber hinaus steht auch die Interventionsbeauftragte als Kontakt- und Ansprechperson zur Verfügung.
Neben den genannten Ansprechpersonen für Betroffene und Zeitzeugen arbeitet eine Präventionsbeauftragte daran, Kinder und Jugendliche sowie schutz- und hilfebedürftige Erwachsene vor jeglichen Grenzverletzungen und Machtmissbrauch zu schützen.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.hinsehen-handeln-bistum-fulda.de.