Gastbeitrag von Anett Miehe
Die neue Gesetzeslage, wonach seit dem 1. Mai dieses Jahres ausschließlich Passbilder in digitaler Form für das Beantragen von Personalausweisen oder Reisepässen von den zuständigen Behörden akzeptiert werden, stellt die hiesigen Berufsfotografen vor erhebliche finanzielle Herausforderungen.
Um den digitalen Passbildservice anbieten zu können, müssen diese in neue Hard- und Software investieren.
Zudem bieten zahlreiche Rathäuser durch die eigens angeschafften Aufnahmegeräte den Bürgerinnen und Bürgern an, das digitale Passbild selbst vor Ort anzufertigen und mittels automatischer Bilddatenübertragung direkt an das Bürgerbüro zu senden.
Die Kosten dafür liegen um das Dreifache unter den Preisen, die Fotografen für digitale Passbilder aufrufen. Mit der Drogeriemarktkette dm hat sich das Angebot für digitale Passbilder im niedrigen Preissegment zusätzlich erweitert.
Für Alexander Voigt, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Südthüringen, ist damit ein Preiskampf um Kundinnen und Kunden entstanden der das Fotografenhandwerk benachteiligt: „Die Kommunen haben keine Anschaffungs- sondern lediglich laufende Softwarekosten für die Bildaufnahmegeräte und damit die Möglichkeit, zu überschaubaren Preisen digitale Passbilder anzubieten.
Es steht außer Frage, dass Fotografinnen und Fotografen mit der Zeit, Sorgfalt und ihrem handwerklichen Können eine vollkommen andere Bildqualität erzielen, die sich vor allem in anspruchsvollen Aufnahmesituationen zeigt und sich auch preislich widerspiegeln muss.“
Nach Voigts Einschätzung verursache das einen enormen Druck für den Berufsstand, da die finanziellen Risiken nicht überschaubar seien.
Müssten Fotogeschäfte, die sich vielfach in zentraler städtischer Lage befänden, aus diesen Gründen sogar schließen, würde dies zusätzlich die Bemühungen um belebte, attraktive Innenstädte konterkarieren.
Die Handwerkskammer Südthüringen hat nun in einem Brief an die Bundestagsabgeordneten des Kammerbezirks Unterstützung für das Fotografenhandwerk gefordert.
Demnach soll es sowohl eine (nachträgliche) finanzielle Unterstützung für Fotografinnen und Fotografen geben, die beispielsweise für technische Anschaffungen genutzt werden kann, als auch eine verlängerte Übergangsfrist für Passbilder in Papierform.
„Wir unterstützen selbstverständlich die Bemühungen der vorherigen Bundesregierung nach einem größeren Schutz der persönlichen Daten.
Auch den damit erreichten geringeren Verwaltungsaufwand der Behörden, verkürzte Antragsverfahren und einen stärker bürgerorientierten Service begrüßen wir ausdrücklich.
Es ist jedoch zu erwarten, dass sich die Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger an den kostengünstigeren Angeboten orientieren. Daher machen wir uns für einen monetären Ausgleich für Berufsfotografen stark“, so der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Südthüringen abschließend.