Gastbeitrag von Lea Hohmann
Weder grauer Himmel noch Nieselregen konnten die mehr als 35 engagierten Teilnehmenden aus Landwirtschaft und Naturschutz abhalten: Am Feldrand in Unterelsbach stand vor einigen Tagen alles im Zeichen des Insektenschutzes auf Wiesen und Äckern.
Eingeladen hatten das Projekt BROMMI („Biosphärenreservate als Modelllandschaften für den Insektenschutz“) und die bayerische Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön, um Insektenschutzstreifen direkt vor Ort zu besichtigen und zu diskutieren.
Diese werden von Landwirtinnen und Landwirten bei der Mahd im Ackerfutter und Grünland gezielt stehengelassen. und bieten Insekten Zuflucht und Lebensraum während und nach der Mahd.
Nach der Begrüßung durch Dr. Doris Pokorny, Leiterin der bayerischen Biosphärenverwaltung, wurde deutlich: Insektenvielfalt lässt sich mit Landwirtschaft vereinen.
Die beiden Landwirte Eberhard Räder und Alexander Heimgärtner berichteten praxisnah über ihre Erfahrungen.
Für sie sind die Schutzstreifen nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch machbar im Betriebsalltag, vorausgesetzt man ist bereit, vor dem Mähen etwas Zeit in die Planung zu investieren.
Wichtig ist für sie auch, dass der Ernteausfall kompensiert wird. Heimgärtner setzt für die Mahd einen Messerbalken ein, der Insekten schont. „Es ist ein gutes Gefühl, die Tiere auffliegen zu sehen und zu wissen, dass sie überleben“, sagt er.
Ein starkes Bild der Artenvielfalt
Der Ort der Veranstaltung unterstrich eindrucksvoll die Wirkung: Deutlich sichtbar durchziehen die Streifen die Wiesen und Äcker – ein lebendiges Mosaik, das zeigt, wie viel Strukturvielfalt sich mit geringem Aufwand schaffen lässt.
Die Streifen bieten nicht nur Insekten wie Wildbienen, Schwebfliegen und Tagfaltern Nahrung und Rückzugsraum, sondern sind auch ökologisch wertvolle Korridore in der Kulturlandschaft.
Insekten – kleine Helden mit großer Wirkung
Dr. Sebastian Vogel vom Biodiversitätszentrum Rhön betonte die immense Bedeutung von Insekten für unserer Ökosysteme: Insekten machen rund zwei Drittel aller Tierarten in Deutschland aus und haben eine wichtige Rolle– als Bestäuber, Bodenverbesserer und natürliche Gegenspieler von Schädlingen.
Allein der wirtschaftliche Nutzen der Bestäubung durch Insekten wird in Deutschland auf rund 3,8 Milliarden Euro jährlich geschätzt.
Die Wirkung der Insektenschutzstreifen ist wissenschaftlich belegt: Sie erhöhen die Überlebensrate von Insekten – ein Gewinn für die Biodiversität.
Perspektiven für die Zukunft
Die Streifen überzeugten die Akteure aus Landwirtschaft und Naturschutz: Insektenschutzstreifen wirken – doch wie kann eine langfristige Förderung etabliert werden?
Projektkoordinatorin Wiltrud Fischer betonte: „Jetzt geht es darum, die Weichen für eine dauerhafte Integration in staatliche Förderprogramme stellen. Mit der Unterstützung der Teilnehmenden Vertreter aus Politik und Behörden bin ich optimistisch.“
Hintergrund zum Projekt BROMMI
Seit 2020 arbeitet das Projekt BROMMI in fünf deutschen UNESCO-Biosphärenreservaten daran, Insektenlebensräume in die landwirtschaftliche Nutzung zu integrieren.
„Unser Ziel ist es, dass Insektenreichtum wieder ein selbstverständlicher Teil der Landbewirtschaftung wird“, erklärt Wiltrud Fischer, Projektmanagerin beim WWF.
Gefördert wird das Projekt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums sowie des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz. Mehr Infos: www.biosphaerenreservat-rhoen.de/brommi