35 Jahre Mittwochs-Treff der Gehörlosen in Fulda

Gastbeitrag von Winfried Möller

„Taub, aber nicht stumm“, seit 35 Jahren treffen sich Menschen mit einer Hörbehinderung im „Mittwochstreff der Gehörlosen“. Seit dem Jahr 1986 gibt es den Sozialdient für Gehörlose beim regionalen Caritasverband in Fulda.

Im Jahr 1990 trafen sich der katholische Gehörlosenseelsorger Michael Freiherr von Lüninck, die verantwortlichen des Gehörlosenvereins, Familie Pospischil und Keitz, mit 86 Jahre ist heute noch Edith Keitz regelmäßig anwesend, mit dem Sozialdienst für Gehörlose der Caritas und erarbeiteten eine Konzeption.

Es müsse mehr geben als Beratung, um den Alltag für diese Personengruppe besser zu machen, so die Idee. Daraus entstand der Mittwochstreff mit dem Ziel, Gehörlosen einen Raum gegen Isolation und Vereinsamung zu geben und die Pflege der Gebärdensprache zu ermöglichen.

Nach mehreren Umzügen sei man jetzt im Treffpunkt Altentagesstätte in der Kanalstraße in Fulda beheimatet, so Werner Althaus vom Sozialdienst für Gehörlose der Caritas.

Einmal monatlich mittwochs in der Zeit von 13 bis 18 Uhr träfen sich zwischen 40 und 50 Menschen in dem für alle offenen Treff. Seit dem Jahre 2015 seien Gehörlose aus Syrien, Afghanistan, sowie dem Iran und seit 2021 Menschen aus der Ukraine dazugekommen.

Damit eine so lange Zeit des Treffens möglich geworden sei, habe es immer fleißige Helferinnen und Helfer gegeben. Zurzeit seien dies Anna Schäfer, Monika Bach und Slawomira Bok.

Durch den Mittwochstreff sei so neben der Fachberatung eine Austauschebene geschaffen worden, um in der immer komplexer werdenden Welt schwer verständliche Informationen und Sachverhalte solidarische zu erörtern und durchzusetzen.

Wegen Problemen mit dem Versorgungsamt Fulda habe die Caritas die Landtagsabgeordneten Thomas Hering, MdL, Fulda und Dirk Bamberger, MdL, Marburg um Hilfe gebeten.

Dirk Bamberger, Sohn gehörloser Eltern, betonte in seinem Grußwort, dass ein wichtiger Schritt in der Politik gewesen sei, Verständnis für gehörlose Menschen zu wecken. In Hessen sei auch durch seine Initiative das Gehörlosengeld beschlossen worden.

Er ermunterte die Anwesenden sich weiter zu treffen, denn nur zusammen könne man etwas bewirken. Thomas Hering zeigte sich stolz, dass es in seiner Region so einen offenen Treffpunkt gibt.

Er werde weiter den persönlichen Austausch suchen und für mehr Aufmerksamkeit für Gehörlose in der Politik werben.

Für den Träger des Mittwochstreff dankten Caritas-Geschäftsführerin Susanne Saradj und ihre Stellvertreterin Janina Wübbelsmann Sozialarbeiter, sowie Gebärdensprachler Werner Althaus, der sich auch im Ruhestand weiter engagiert.

Er habe immer an die gehörlosen Menschen gedacht, mit ihnen intensiv kommuniziert und sie bei der Suche nach Lösungsmöglichkeiten unterstützt. Er sorge auch dafür, dass Hörende die Gebärdensprache erlernen könnten.

Mit Slawomira Bok stünde ihm eine Mitarbeiterin zur Seite, die Abläufe koordiniere und in Zusammenarbeit mit dem Helferteam viele Aktivitäten, wie Ausflüge, Fastnachtsveranstaltungen oder Oktoberfeste, auch außerhalb des Mittwochstreff, ermögliche.

Zur Erinnerung an das „kleine Jubiläum“ haben Dieter und Birgit Löhr eine Tasse mit der Aufschrift „taub, aber nicht stumm, 35 Jahre Mittwochs-Treff der Gehörlosen“ kreiert, die die Anwesenden gegen Spende erwerben konnten.

Nach dem offiziellen Teil blieb man noch lange im lebhaften „Gebärden-Gespräch“ zusammen.