Knöttelschmiede von Frankenheim – Wie aus einem Eschenstock Hoffnung & Legende wurde

Gastbeitrag von Siegfried Hartmann („Itzi“)
Volksmund aus Frankenheim

In den Jahren nach den Weltkriegen, als Geld knapp und Hoffnung rar war, wurden in Frankenheim Peitschen nicht nur geschnitzt, sondern gelebt.

Was heute wie ein kurioses Handwerk anmutet, war damals ein ernstzunehmendes Überlebensmittel – im wörtlichen Sinne.

Denn der Knöttel, wie die Peitsche in der Rhön genannt wurde, war in der Notzeit mehr wert als so manch schlapper Geldschein. Wer einen Peitschenstock zu fertigen wusste, konnte damit Mehl, Eier oder ein Stück Speck eintauschen – manchmal sogar ein warmes Lächeln.

Der Rohstoff: Eschenholz – gerade, zäh, selten. In manch dunkler Nacht zogen Männer los, um in der Nähe des „Gumbe“ oder im Erbenhäuser Forst ihr Glück zu sägen.

Die Förster waren streng, doch das Schweigen der Bäume war oft lauter als die Mahnung des Gesetzes. Man erzählt sich, dass einst ein einzeln stehender Baum, der verschont wurde, einen Zettel trug: „Hier steh ich nun krummer so ganz allein, die anderen sind nach Frankenheim.“

Die Arbeit selbst war hohe Kunst: Spalten mit Blick auf die Jahresringe, Schnitzen mit Gefühl, Biegen mit Geduld.

Die besten Peitschenschmiede konnten eine Rute formen, die klang wie der Wind in der Kammhöhe – und schneller knallte als der Zorn der Hausfrau, wenn das Holz am Sonntag fehlte.

Und dann war da der Humor, der nie fehlte:

„Die Frankemer genn in die Knöttel,
sie konne se tüchtig geschöttel,
sie genn beim Gumbe no,
on schneide se minanner ro …“

„Wenn der Wind durch die Eschen pfeift,
lauscht gut – vielleicht hört ihr noch
den letzten Knall vom alten Knöttel.“