Gastbeitrag von Victoria Weber
Kerzenschein hat am St.-Ulrich-Tag wieder die Hünfelder Innenstadt erhellt. Bereits seit mehr als 570 Jahren findet jedes Jahr am 4. Juli die sogenannte Brandprozession in Hünfeld statt. Die Tradition geht auf das Jahr 1453 zurück.
Nach einer verheerenden Brandkatastrophe gelobten die Bürger der Stadt, in jedem Jahr am St.-Ulrich-Tag nachts eine Prozession abzuhalten. Damit solle Hünfeld vor weiterem Schaden durch die Fürsprache ihres Stadtpatrons, dem Heiligen Ulrich, verschont bleiben.
Zu den Klängen der Hünfelder Stadtkapelle zogen die Gläubigen mit ihren Kerzen von der Stadtpfarrkirche St. Jakobus durch die Hauptstraße zum Rathausplatz, wo eine kleine Andacht mit Pfarrer Dr. Michael Müller, Pater Francis und Gemeindereferentin Ayleen Nüchter gefeiert wurde.
Die gesamte Innenstadt war zur Prozession nicht beleuchtet, auch die Schaufensterbeleuchtung in den Geschäften war ausgestellt.
Stattdessen waren zahlreiche Kerzen in den Fenstern aufgestellt. Unter den Rathausarkaden stand eine große Figur des Heiligen Ulrichs, die angestrahlt wurde.
In ihrer Predigt verdeutlichte Ayleen Nüchter das Christus in unserem Alltag, in unseren Krisen, unser Licht sein will: „Ein Licht, das uns nicht blendet, sondern wärmt. Ein Licht, das nicht fordert, sondern führt.“
Die Gemeindereferentin zog Parallelen zwischen der langen Tradition der Brandprozession und dem Jubiläum der Hünfelder Feuerwehr. Seit 100 Jahren seien Brandschützer in Hünfeld bereit, für andere durchs Feuer zu gehen. Auch sie seien ein Licht.
„Sie löschen nicht nur Brände, sie löschen Angst, Einsamkeit, Verzweiflung.“ Das sei das Evangelium in gelebter Form. Sie machte deutlich: „Licht ist stärker als das Dunkel, Vertrauen ist stärker als Angst, Gemeinsamkeit ist stärker als Einsamkeit.“
Zum Abschluss gab sie den Gläubigen mit auf den Weg, jeder solle zum Licht für andere werden. Feuer könne zerstören, aber Feuer könne auch wärmen.
Vom Rathaus aus zogen die Hünfelder durch die Rathausgasse, die Mittelstraße und Töpferstraße wieder zurück in die St.-Jakobus-Kirche.