Mitteilung des Kirchenkreises Bad Salzungen-Dermbach
Ein historischer Moment für die Kirchgemeinde: Im Rahmen der laufenden Sanierung der Evangelischen Kirche in Merkers wurde am 28. Mai 2025 der Turmknopf feierlich abgenommen.
Dieser symbolträchtige Schritt machte die Öffnung der Zeitkapsel möglich, die im Turmknopf verborgen war und zahlreiche historische Funde bereithielt.
Während der Dacharbeiten hoben die Dachdecker Adrian Baldauf, Max Jäger, Frank Kramann und Kevin Müller von der Firma Oeser aus Brotterode den Turmzier vom Kirchturm und entdeckten die gut erhaltene Zeitkapsel.
In Anwesenheit von Ortsteilbürgermeister Heiko Dreißigacker, Pfarrerin Franziska Freiberg und den Kirchenältesten wurde die Kapsel geöffnet.
Auch wenn keine Münzen aus vergangener Zeit zum Vorschein kamen, war die Freude über die gefundenen Dokumente groß.
Diese enthielten unter anderem Schriftstücke aus den Jahren 1928 und 1970, die den Bau der Kirche dokumentieren, sowie Protokolle der Gemeindekirchenräte.
Besonders beeindruckend waren zwei Fotografien: Eine zeigte den Bau der Evangelischen Kirche Merkers, die andere das Werk Kaiseroda der Kali-Industrie-Aktiengesellschaft in Merkers.
Diese Bilder gewähren wertvolle Einblicke in die Geschichte des Ortes und seine Entwicklung. Zusätzlich entdeckte Restauratorin Birgit Jünger Einschüsse am Turmknopf, die vermutlich von Schießübungen mit Luftgewehren stammen.
Die Zeitkapsel, die eigentlich ein Zylinder mit zwei flachen Deckeln war – ähnlich denen, die bei Grundsteinlegungen verwendet werden – wurde von den damaligen Baubeteiligten auf kreative Weise im Turm verbaut.
Die Hülse wurde in den langgestreckten Kegel aus Blech eingefügt, der den Turmknopf mit dem Kreuz wie einen Reichsapfel trägt.
In der Kapsel befanden sich auch speziell für diesen Anlass verfasste Erklärungen, die von den damaligen Pfarrern und Kirchenältesten unterschrieben wurden.
Zudem war die Kapsel am 1. Dezember 1928 mit Fotos und Dokumenten befüllt worden, darunter ein Luftbild des Kaliwerks. Interessanterweise war die Einweihung der Kirche ursprünglich für Pfingsten 1929 geplant, fand jedoch erst am 13. Oktober statt.
Ein entscheidendes Dokument in der Zeitkapsel nennt die wichtigsten Beteiligten des Kirchenbaus und erklärt die Verschiebung der Einweihung.
Die entdeckten Dokumente wurden sorgfältig digitalisiert und wieder sicher in der Zeitkapsel verstaut, um sie für künftige Generationen zu bewahren.
Sanierung von Dach und Turm erfolgreich abgeschlossen
Am Johannestag war es endlich soweit: Die Sanierungsarbeiten am Turm und Dach der Kirche Merkers wurden abgeschlossen.
Seit 2016 hatte sich die Kirchgemeinde unermüdlich darum bemüht, den maroden Schiefer und die veraltete Dachkonstruktion zu sanieren und dafür die nötigen Mittel aufzutreiben.
2022 konnte der erste Bauabschnitt abgeschlossen und das Dach des Kirchenschiffs für 289.598,65 Euro saniert werden. In diesem Jahr wurde nun der zweite Bauabschnitt mit Kosten von 135.678,50 Euro erfolgreich abgeschlossen.
Im Rahmen der Turmsanierung wurden außerdem die Ziffernblätter der Uhr neu vergoldet und die Motoren ausgetauscht (Kosten: 3.111,85 Euro).
Dank einer großzügigen Spende der Firma Arjes in Höhe von 4.500 Euro konnte zudem die Kugel mit dem Kreuz neu vergoldet und instand gesetzt werden (Kosten: 3.962,25 Euro).
Die Finanzierung des Projekts wurde maßgeblich durch landeskirchliche Mittel sichergestellt.
Weitere 10.000 Euro wurden durch kommunale Mittel bereitgestellt, während auch Spenden aus der Bevölkerung sowie Mittel der Kirchgemeinde in das Projekt flossen. Dank der Unterstützung vieler Beteiligter konnte die Sanierung nun erfolgreich abgeschlossen werden.
Malwettbewerb zur Turmknopf-Abnahme
Im Zusammenhang mit der Abnahme des Turmknopfes hatte die Kirchgemeinde einen Malwettbewerb ausgeschrieben. Als Siegerin ging die 10-jährige Frieda Panier aus Dorndorf hervor.
Ihr Bild des Krayenbergs, dem markanten Hausberg der Region, wird nun im Turmknopf aufbewahrt. Leider war Frieda die einzige Teilnehmerin, doch ihr Werk trägt nun ein Stück Heimatgeschichte weiter in die Zukunft.
Außerdem fanden Münzen der Firma Arjes, ein USB-Stick mit der Dorfchronik (von Gerhard Hill), Worte der Pfarrerin sowie Fotos der Kirche und des Gemeindekirchenrates ihren Platz in der „Zeitkapsel“.
Begleitung und Beteiligte des Projekts
Das Sanierungsprojekt wurde seit 2016 von Dipl.-Ing. Heide Lochner aus Schweina begleitet, die sich mit viel Engagement und Fachwissen einbrachte.
Auch das Ingenieurbüro Trabert, die Dachdeckerfirma Oeser aus Brotterode, der Elektromeisterbetrieb Malsch, Glocken- und Turmuhren Willing sowie die Dipl.-Restauratorin Birgit Jünger waren maßgeblich an der Umsetzung beteiligt.
Kirche Merkers vor dem 100. Geburtstag: Die Zukunft bleibt offen
Mit der abgeschlossenen Sanierung von Dach und Turm stellt sich dennoch die Frage nach der Zukunft des Kirchengebäudes, das im Jahr 2029 seinen 100. Geburtstag feiern wird.
Zurzeit besteht die Kirchgemeinde aus 153 Mitgliedern, von denen jedoch nur noch wenige aktiv am Gemeindeleben teilnehmen. Besonders junge Menschen fehlen, die sich für den Glauben und die Kirche interessieren.
Hoffnung machen zwei neue Kandidaten für die Gemeindekirchenratswahl im September, doch langfristig stellt die Erhaltung des Gemeindelebens und des Kirchengebäudes eine große Herausforderung dar.
„Wir wünschen uns von Herzen, dass die Kirche mit ihrer einzigartigen Architektur und den wertvollen Bildern für künftige Generationen erhalten und zugänglich bleibt. Sollte dies nicht als Sakralraum möglich sein, dann vielleicht als Ort der Begegnung und des Innehaltens“, so Pfarrerin Franziska Freiberg.
„Wir sind dankbar, dass die Kirche nun von außen saniert ist und hoffen, dass auch die dringend nötigen Renovierungen im Innenraum mit kreativen Ideen aus der Bevölkerung umgesetzt werden können“, ergänzt sie abschließend.