Versteckte Vielfalt – Masterarbeit gibt Einblick in Mikrohabitate alter Hutebuchen

Gastbeitrag von Lea Hohmann

Alte Hutebuchen in der Rhön bieten mehr als nur ein markantes Landschaftsbild: Sie sind wahre Schatzkammern der Artenvielfalt. Das zeigt eine aktuelle Masterarbeit, die erstmals systematisch Mikrohabitate in den historischen Bäumen dokumentiert hat.

Die Ergebnisse liefern wichtige Grundlagen für den Erhalt dieser ökologisch bedeutsamen Lebensräume und fließen künftig in das naturschutzfachliche Monitoring im hessischen Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön ein.

Sie sind markante Zeugen der Rhöner Kulturlandschaft: die knorrigen Wetterbuchen, auch „Hutebuchen“ genannt.

Über Jahrhunderte prägten sie die offene Weidelandschaft der Hohen Rhön – als Schattenspender für Weidetiere, Orientierungspunkt für Wanderer und nicht zuletzt als bedeutender Lebensraum für viele Tierarten.

Nun rückte ihr ökologischer Wert durch die aktuelle Masterarbeit besonders ins Blickfeld.

Fiona Purucker, Commerzbank-Umweltpraktikantin beim Verein Natur- und Lebensraum Rhön im hessischen Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön, widmete sich im Rahmen ihrer Abschlussarbeit den Mikrohabitaten dieser imposanten Bäume.

Aktuell absolviert sie ihren Master im Studienfach Landnutzungsplanung an der Hochschule Neubrandenburg.

In den Gemeinden Ehrenberg und Hilders kartierte sie zahlreiche alte Hutebuchen und dokumentierte erstmals systematisch die Vielzahl an Kleinstrukturen wie Höhlungen, Rindenrisse, Astabbrüche oder Totholz – sogenannte Mikrohabitate, die essenzielle Rückzugs- und Lebensräume für viele spezialisierte Arten darstellen.

„Gerade die alten Hutebuchen zeigen eine bemerkenswerte Vielfalt an Mikrohabitaten“, erklärt Purucker. „Sie bieten Nischen für Spechte, Fledermäuse, Insekten und Pilze – also genau die Arten, die auf strukturreiche Lebensräume angewiesen sind.“

So konnten unter anderem Spechtbearbeitungen, Bruthöhlen für Stare und zahlreiche Spalten entdeckt werden, die typische Mikrohabitate alter Laubbäume sind.

Diese Ergebnisse unterstreichen die hohe naturschutzfachliche Bedeutung der alten Buchen – nicht nur als landschaftsprägendes Element, sondern vor allem als Hotspot der Artenvielfalt.

Die Arbeit liefert eine wertvolle Grundlage für zukünftige Maßnahmen im Biosphärenreservat, etwa bei der Planung von Nachpflanzungen oder dem Schutz besonders strukturreicher und prägnanter Einzelbäume.

Der Nachwuchs hat es schwer

Doch viele dieser knorrigen, mystisch wirkenden Bäume erreichen langsam aber sicher ihr natürliches Lebensende. Manche Exemplare sind bereits abgestorben, andere von innen morsch oder hohl, mit abgebrochenen Kronenteilen.

Und: Der Nachwuchs hat es schwer. Auf vielen Hutungen verhindern der ständige Verbiss durch Weidetiere und fehlender Schutz, dass junge Buchen zu stattlichen Wetterbuchen heranwachsen können.

„Wenn wir die Hutebuchen – und mit ihnen wertvolle Lebensräume für Arten wie den Specht oder den Star – langfristig erhalten wollen, dann müssen wir heute handeln.

Es braucht gezielte Neupflanzungen und effektiven Schutz der jungen Bäume vor Verbiss. Nur so werden auch künftige Generationen die knorrigen Äste der Wetterbuchen am Horizont der Rhön bewundern können“, so Purucker abschließend.