Gastbeitrag von Rüdiger Christ
Auf ihrer landesweiten „Möglichmachertour 2025“ besuchte die Thüringer Ministerin für Wirtschaft, Landwirtschaft und ländlichen Raum, Colette Boos-John (CDU), gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Martin Henkel (CDU) die Agrargenossenschaft Rhönperle.
Ziel des Besuchs war der direkte Austausch mit Landwirten vor Ort. Die Vorstellung der Agrargenossenschaft Rhönperle übernahmen die Vorstände Torsten Wolf, Winfried Schütz und Uwe Heuchert.
Dabei sprachen sie offen die Herausforderungen an, mit denen die 86 Genossenschaftsmitglieder und ihre 123 Mitarbeitenden, darunter sechs Auszubildende, konfrontiert sind.
Die Genossenschaft bewirtschaftet rund 5.000 Hektar Fläche und betreibt eine vielseitige Tierhaltung mit über 4.000 Rindern, rund 2.000 Schafen sowie 750 Schweinen. Auch ein Menüservice, der täglich etwa 600 Mittagessen produziert, gehört zum breiten Leistungsspektrum.
Der Jahresumsatz liegt bei rund 10 Millionen Euro, erwirtschaftet unter oftmals schwierigen Bedingungen in der Rhön.
Im Zentrum der Diskussion standen die zunehmende Bürokratie, komplizierte Förderrichtlinien und wachsende Einschränkungen durch Umweltauflagen.
Besonders kritisiert wurden folgende Punkte:
- Hoher Aufwand beim Kulturlandschaftsprogramm (KULAP): Für das (KULAP) müssen umfangreiche Nachweise erbracht werden, was zu einem erheblichen Mehraufwand führt.
- Geplante Kürzungen bei der Ausgleichszulage (AGZ): Insbesondere für schwer bewirtschaftbare Flächen bedeuten diese Kürzungen eine existenzielle Bedrohung.
- Junglandwirteförderung (JES): Die Voraussetzungen der Förderung sind für Genossenschaften kaum umsetzbar.
- Die Novellierung der Thüringer Biosphärenreservats Verordnung(ThürBR-VO Rhön). Die Ausweitung der Pflege- und Kernzonen im Biosphärenreservat erschwert die landwirtschaftliche Nutzung erheblich. Die Fläche der Pflegezone für die Agrargenossenschaft Rhönperle hat sich dadurch von 222 Hektar auf 560 Hektar mehr als verdoppelt, gegen den erklärten Widerstand der Region und trotz zahlreicher unbeantworteter Widersprüche.
Ministerin Boos-John zeigte Verständnis für die Anliegen und betonte, dass die neue Bundes- und Landesregierung bereits erste Verbesserungen auf den Weg gebracht haben, darunter die:
- Wiedereinführung der Agrardiesel-Rückvergütung
- Kompensation der Ausgleichszulage (AGZ)- Kürzungen auf Landesebene
- Erlaubnis zur Düngung auf angefrorenen Böden ab 2025
- Aussetzung der Pflicht zur Nutzung des elektronischen Flächenregisters
- Aussetzung der Stoffstrombilanz
Darüber hinaus kündigten Boos-John und Henkel an, sich weiterhin einzusetzen für:
- die Rücknahme der Verschärfungen in der Biosphärenreservats Verordnung
- die dauerhafte Sicherung der AGZ-Zulagen, insbesondere für extensiv wirtschaftende Grünlandbetriebe
- weitere Entlastungen bei der Düngerausbringung
- eine praxistaugliche Ausgestaltung der Grundsteuer für land- und forstwirtschaftliche Flächen
- klare und einheitliche Regelungen zur Bejagung des Wolfs
- Vereinfachungen und mehr Planungssicherheit bei der KULAP-Förderung
Ministerin Boos-John räumte ein, dass die Landwirtschaft in Thüringen mit einer hohen bürokratischen und ideologisch geprägten Belastung aus den vergangenen Jahren zu kämpfen habe. Diese gelte es nun Schritt für Schritt abzubauen.
Zum Abschluss des Besuchs nahmen die Ministerin und der Landtagsabgeordnete auf einem Mähdrescher der Agrargenossenschaft Platz, ein symbolischer Akt für ihren Anspruch, nicht nur zuzuhören, sondern auch mit anzupacken.