Gastbeitrag von Winfried Möller
Mit der Einweihung und Inbetriebnahme der Integrierten Wohnungslosenhilfe Haus Jakobsbrunnen am 24. November 2000 hat der Caritasverband für die Regionen Fulda und Geisa einen weißen Fleck auf der Landkarte Hessens für die umfassende Versorgung von Menschen ohne festen Wohnsitz geschlossen.
Der damalige Geschäftsführer Heinz Wüllner hatte mit Fachkraft Ronald Ilius Ende der 80er Jahre den Wunsch aus den „Notstellen“ Bahnhofsmission und Tagesstätte in der Bahnhofsstraße (siehe anhängender geschichtlicher Ablauf) eine umfassende Hilfe für Menschen ohne Obdach anzubieten.
Die Idee, die ehemalige Gaststätte „Bierbrunnen“ in der Kronhofstraße einfach „ein bisschen umzubauen“, konnte wegen der maroden Bausubstanz nicht umgesetzt werden.
So entstand ein Neubau, bei dem Denkmalschutz und Archäologen einbezogen werden mussten. Nach vielen Gesprächen mit dem Wohnumfeldhatte dieses nach zähem Ringen dem Bau zugestimmt.
Den Befürchtungen, es könne von den Menschen, die Hilfe im Caritas Haus suchen, eine Gefährdung ausgehen wird bis heute durch personelle und pädagogische Maßnahmen begegnet.
Im August 2002 wurde den Architekten Sichau und Walter für die architektonische Leistung und das Wagnis ein solches Haus in einem gutbürgerlichen Wohnumfeld zu platzieren, der Architekturpreis verliehen.
Für Menschen ohne Wohnung oder solche die von Wohnungslosigkeit bedroht sind, öffnen Fachkräfte und Ehrenamtliche somit seit 25 Jahren die Türen. Im Haus Jakobsbrunnen gibt es umfassende Unterstützung, Beratung und Hilfe.
Neben dem stationären Wohnheim, der Fachberatung und dem ambulanten betreuten Wohnen ist das Café Jakobsbrunnen eine niederschwellige Aufenthalts – und Begegnungsstätte. Hier finden Menschen bei zahlreichen Ehrenamtlichen immer ein offenes Ohr.
Caritasdirektor Dr. Markus Juch dankte in seinem Grußwort ausdrücklich dem Landeswohlfahrtsverband Hessen für die langjährige, sehr gute und stets vertrauensvolle Zusammenarbeit: „Ohne die stabile Finanzierung dieser Angebote hätten viele Menschen den Weg zurück in ein Leben mit eigener Wohnung, einer bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung und gesellschaftlicher Teilhabe nicht geschafft.
Unerlässlich ist darüber hinaus auch die Kooperation mit Stadt und Landkreis Fulda, die wir seit Jahren als sehr konstruktiv, unkompliziert und wertschätzend erleben. Danken möchte ich auch dem Bistum Fulda, welches die zahlreichen zusätzlichen Angebote und Projekte im Haus Jakobsbrunnen regelmäßig mit Kirchsteuermitteln unterstützt.“
Geschäftsführerin Susanne Saradj verwies dankbar auf diese regelmäßigen Angebote für bedürftige Menschen. So sei die Feier am Heiligen Abend ein wertvolles Angebot für Menschen in schwierigen Lebenslagen.
Im Frühjahr und Herbst kämen die kostenlosen Frisöre „Barber Anges“sonntags ins Haus und Inhaber der Kneshecke, Michael Glas, serviert seit Jahren am Tag des heiligen St. Martin kostenfrei Gänse mit Rotkraut und Klößen.
Auch der Caritas HOTRoom sei mittlerweile ein etabliertes Angebot über die Wintermonate zur Versorgung der Menschen mit einer warmen Mahlzeit und der Möglichkeit zur Begegnung.
Schlussendlich dankte Susanne Saradj auch den zahlreichen Spendern und Spenderinnen.
Als Gäste begrüßte Bereichsleiterin Janina Wübbelsmann Herrn Ansgar Erb - Vorstand des Diözesancaritasverbandes -, den gesamten ehrenamtlichen Vorstand des regionalen Caritasverbandes mit Vorsitzendem Raimund Kind, Stadtpfarrer Stefan Buß, Stadtrat Franz –Josef Heimann und die Vertreterinnen vom Landeswohlfahrtsverband Hessen.
An einen christlichen Impuls von Caritas Aufsichtsratsvorsitzendem Prälat Christof Steinert am Fastnachtsbrunnen vor der Einrichtung, schloss sich das Grußwort von Stadtrat Franz-Josef Heimann als Vertreter der Stadt Fulda an, bevor Dr. Wolfang Strengmann – Kuhn (Volkswirt und ehemaliges MdB für Bündnis 90 / die Grünen) zum Thema Wohnungslosigkeit referierte.
Bei einer Vernissage aus einem Kreativ Workshop mit der Künstlerin Farina von RAVENWOODPouring konnten sich die Gäste und Klienten bei Live Musik von Michael Knubbe austauschen, begegnen und Kulinarisches genießen.
Entwicklung der Wohnungslosenhilfe in Fulda
Bis ins Jahr 1985 werden Wohnungslose im Rahmen der allgemeinen Hilfe und später der Gefährdetenhilfe mitbetreut.
1985: Unter Anerkennung und Förderung des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) Hessen entsteht beim Caritasverband ein eigener Fachbereich die „Ambulante Fachberatungsstelle für Nichtsesshafte“ mit Büro in der Wilhelmstr.8, Fulda
1986: Aufbau eines „ehrenamtlichen Helferkreises“ und Eröffnung „Tagesstätte für Wohnungslose“ beim Caritasverband in der Wilhelmstr.4, Fulda
1991: Die „Vereinbarung über die Gewährung von Hilfen für Nichtsesshafte/Alleinstehende Wohnungslose in Hessen“ bildet die Grundlage der heutigen integrierten Wohnungslosenhilfe.
Nach längerer erfolgloser Suche nach einer geeigneten Immobilie erwirbt das Bistum Fulda die Gaststätte „Bierbrunnen“ und stellt sie dem regionalen Caritasverband zum Aufbau einer „Integrierten Wohnungslosenhilfe“ zur Verfügung.
1993 - 1996: Verhandlungen mit dem LWV Hessen, demSozialministerium, Stadt und Landkreis Fulda über den Aufbau einer integrierten Wohnungslosenhilfeeinrichtung.
1999: Probleme im Vorfeld verzögern den Baubeginn.
- Desolate Bausubstanz besonders des aus dem Jahre 1578/1579 stammenden Gebäudeteils in Richtung Tränke und denkmalpflegerische Aspekte führen zu weitreichenden Umbauplänen.
- Archäologische Untersuchungen fördern Funde eines ehemaligen keltischen Siedlungsgebietes zu Tage.
- Baugrundgutachten zeigt Probleme des Baugrundes auf (Schwemmsand)
Mitte 1999: Beginn der eigentlichen Bauphase
Nov. 2000: Eröffnung der „integriertenWohnungslosenhilfe Haus Jakobsbrunnen“ mit Tagesstätte, Fachberatung, Übergangswohnheim (10 Plätze)
2001: Erweiterung der Einrichtung um 8 Plätze „ambulantes Betreutes Wohnen“
2007: Einrichtung des Übergangsmanagements der Freien Straffälligenhilfe zur Vorbereitung der Entlassung von Gefangenen mit besonderem Hilfebedarf in der JVA Fulda
2009: Erweiterung des ambulanten Betreuten Wohnens auf 16 Plätze
2010: Betreuung und Begleitung der obdachlosen Menschen in den Obdachlosenunterkünften der Stadt Fulda durch eine Fachkraft des Caritasverbandes im Auftrag der Stadt Fulda