Informationsabend in Wüstensachsen: Wie begegne ich Menschen mit Demenz im Alltag

Gastbeitrag von Martin Kremer

Demenz: ein schwieriges Thema. Von der Gesellschaft oft verdrängt; für Angehörige und Betroffene eine große Herausforderung und mit 1,8 Millionen Erkrankte in Deutschland längst keine Nischenthema mehr.

Dabei deuten die Prognosen auf einen weiteren Anstieg der unheilbaren Erkrankung hin. Der Verein Miteinander – Füreinander Oberes Fuldatal e. V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, aufzuklären, zu sensibilisieren und Angehörigen Hilfe anzubieten.

Gemeinsam mit dem Biosphärenreservat Rhön und dem Verein Natur- und Lebensraum Rhön e. V. fand vor diesem Hintergrund ein Informationsabend in Wüstensachsen mit der Referentin, Krankenschwester und Ergotherapeutin Elisabeth Fries statt.

Zunächst konnten sich die Gäste in einem Parcours spielerisch dem Thema annähern. An Hand von verschiedenen Stationen wurde eindrücklich vermittelt, vor welchen Herausforderungen Menschen mit Demenz stehen, wenn Feinmotorik, Wahrnehmung und Gedächtnis eingeschränkt sind.

Im anschließenden Vortrag machte Fries deutlich, dass Demenz alle gesellschaftlichen Schichten ohne Ausnahme betrifft. Auch Schauspieler, Politiker und Wissenschaftler sind betroffen.

Demenz bezeichnet den fortschreitenden, organisch bedingten Verlust von Fähigkeiten. Die Auswirkungen für eine primäre Demenz liegen im Gehirn. Nervenzellen sterben ab, das Gehirn wird kleiner.

Die Folgen sind Auswirkungen auf Sprache, Denken, Gedächtnis, soziales Verhalten, Persönlichkeit und Motorik. Fries reißt in ihrem Vortrag typische Anzeichen von Demenz an.

Als Beispiele nennt sie, dass immer die gleichen Fragen gestellt werden und Wortfindungsstörungen auftreten. Betroffene haben Probleme, alltägliche Verrichtungen zu meistern und verlieren den sicheren Umgang mit Geld. Häufig werden Gegenstände verlegt oder Dinge für schlechte Zeiten gehortet. Hinzu kommen Orientierungsprobleme und Veränderungen des Gefühlslebens.

Für eine verlässliche Diagnose gibt es heute verschiedene Verfahren, denn nicht jede Altersvergesslichkeit ist ein Anzeichen für Demenz. Und Ausfallerscheinungen können zum Beispiel auch durch Depression, Operationen, Alkohol oder Drogen verursacht sein.

Wichtig für die Angehörigen ist es zu wissen, dass der Verstand zwar leidet, aber die Gefühle bleiben. Die Referentin appelliert: Kritisieren Sie nicht die Fehler! Bieten Sie Hilfsmittel wie Kalender oder Bilder an.

Sprechen Sie über die Vergangenheit, solange das Langzeitgedächtnis noch funktioniert. Verwenden Sie kurze Sätze und sorgen Sie für eine klare Tagesstruktur. Schalten Sie unnötige Störfaktoren wie den laufenden Fernseher aus, um die Überreizung zu reduzieren.

Gehen Sie mit dem Angehörigen so lange es geht in die Natur. Übernehmen Sie Entscheidungen und setzen Sie in der Kommunikation verstärkt Gesten und Mimik ein.

Singen Sie die altbekannten Lieder – Singen hilft! Diese und viele andere Praxistipps gibt die Referentin den Gästen mit auf den Weg, die auch über ihre jeweiligen Probleme berichten und nach Rat fragen.

In diesem Rahmen macht Elisabeth Fries deutlich, dass pflegende Angehörige Gefahr laufen, sich zu überfordern. Sie mahnt an, sich Hilfe zu suchen und Hilfsangebote zu nutzen. Auch verweist sie auf diverse Literatur und Ratgeber, wie sie z. B. von der Deutschen Alzheimergesellschaft angeboten werden.

Dr. Hans Unbehauen, Vorsitzender des Vereins Miteinander-Füreinander Oberes Fuldatal, dankt zum Abschluss der Veranstaltung Elisabeth Fries für den zugewandten und praxisnahen Vortrag sowie den Teilnehmern für die lebhafte Diskussion.

Er betont die gute langjährige Kooperation, die der Verein mit dem Biosphärenreservat und dem Förderverein Natur- und Lebensraum Rhön pflegt, um das Thema Demenz aus der Tabuzone zu holen. Nicht zuletzt verweist er auch auf die Hilfen und Unterstützungsmodule, welche Miteinander – Füreinander Betroffenen anbietet.