Starlights LIVE in Dermbach: Wenn selbst Oma in der Kirche rockt

Gastbeitrag von Julia Otto

Was passiert, wenn Kirchenmusik mit Pop- und Rockkultur kollidiert? Wenn Bach auf ABBA trifft, Queen die Kirche zum beben bringt – und das alles in einer Dorfkirche? Dann ist „Starlights LIVE®“ mit Orgelkünstler Nico Wieditz zu Gast.

Zum ersten Mal gastierte die größte Orgelshow Deutschlands am Freitag in Dermbach – und war wie so oft restlos ausverkauft.

Ein Konzert, das Generationen verbindet – von der Jugend bis zur Großmutter, die ausgelassen zu Rock- und Popmusik tanzt. Wie eine Besucherin treffend sagte: „Starlights LIVE ist, wenn selbst Oma in der Kirche rockt.“

Schon vor Konzertbeginn begrüßt Wieditz das Publikum augenzwinkernd: „Ich komm immer gerne nach Dermbach und denke mir: hoffentlich kommen auch die Dermbacher. Aber das Phänomen ist – die Leute kommen von überall her. Das find ich schön, weil man dadurch auch mal die Kirche kennenlernt. Und die Orgel da oben ist wirklich toll.“

Zwei Jahre hatte es gedauert, bis die Show in Dermbach stattfinden konnte – das Warten hat sich gelohnt. Denn: Nico Wieditz spielt alles, was das Musikherz höherschlagen lässt!

Er ist Orgelrebell, Entertainer, Visionär – und schafft das, was viele nicht mehr erwarten: Er macht die Kirche lebendig – und die Orgel wieder zum Star.

„Ich sag’s nochmal: Wir sind in einer Kirche. Bitte benehmt euch – nicht! Nicht heute! Seid laut, seid wild, macht mit!“, ruft der Orgelrebell lachend – und das Publikum folgt ihm begeistert.

Orgelmusik mit Witz und Wahnsinns-Bandbreite

Wieditz eröffnet das Konzert klassisch – verabschiedet sich davon aber mit einem Augenzwinkern: „Wir starten mit etwas Klassischem – dann haben wir’s weg.“

Er mixt Bach mit ABBA, lässt die Gummibärenbande auf Game of Thrones folgen und schunkelt mit dem Publikum durch den Schneewalzer. Für die Frauen gab’s Cyndi Lauper – „Girls Just Wanna Have Fun“, für die Männer Herbert Grönemeyers „Männer“.

Und mittendrin: sein eigener Song „Eternety“ – begleitet von einem eigens produzierten Musikvideo auf einer XXL-Leinwand.

Im 30-minütigen Medley jagt ein Hit den nächsten: Von „Narcotic“ (Liquido), „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ (Dschungelbuch), über Rolling Stones („Satisfaction“), Heidi, Rex Gildo („Fiesta Mexicana“) bis zu Nina Hagen – 30 Songs in 30 Minuten.

Ein musikalischer Ritt durch 100 Jahre Musikgeschichte. Ob Klassik, Rock, Pop, Schlager, Filmmusik oder elektronische Beats – alles bekommt seinen Platz auf der Orgelbühne.

Einer der Höhepunkte zum Schluss: Ein Mix aus „Eine feste Burg ist unser Gott“, „God Is a DJ“ von Faithless und „No Good“ von The Prodigy. Die Orgel wird zum elektronischen Kraftwerk, Bass trifft Barock, Licht trifft Lautstärke – und die Kirche bebt.

„Wir müssen die Bandbreite erweitern“, erklärt der Orgelkünstler später – und das gelingt ihm an diesem Abend eindrucksvoll.

Orgelpower mit Herz, Humor und Haltung

Neben musikalischer Vielfalt bringt Nico Wieditz auch klare Botschaften auf die Bühne.

Mit seinen Konzerten unterstützt er soziale Projekte: Die Schattenkinder-Stiftung, die Kinder in schwierigen Familiensituationen stärkt – und eine Diakoniewerkstatt, in der Menschen mit Schwerbehinderung kleine Holz-Schlüsselanhänger für das Konzert gefertigt haben.

„Ich habe gesehen, was sie da mit ihren Händen zaubern – vor allem mit Holz. Ich möchte, dass diese Menschen genauso einen Platz in unserer Mitte haben.“

Die drei Kernbotschaften von Starlights LIVE®

Nico Wieditz fasst seine künstlerische Philosophie selbst in drei Kernpunkten zusammen:

Kultur gehört auch aufs Land

„In großen Konzerthäusern zu spielen, das kann jeder. Mir sind gerade die Dorfkirchen wichtig, weil Kultur dort oft zu kurz kommt. Auch die größte Orgelshow Deutschlands sollte in diesen kleinen Kirchen stattfinden – damit alle etwas davon haben und Menschen Orte kennenlernen, an die sie sonst selten kommen.“

Gemeinschaft und Zusammenhalt

„Für mich ist Gemeinschaft das Herzstück von Starlights LIVE. Ich wünsche mir, dass wir wieder mehr zusammenhalten und besser aufeinander achten – auch wenn wir es vielleicht ein Stück weit verlernt haben. Schaut euch heute hier um: alle Altersgruppen sind vertreten. Musik verbindet uns, sie bringt uns zusammen – genau dafür steht Starlights LIVE.“

Zukunft für die Orgel und Wertschätzung für Ehrenamt

„Wir haben Einbrüche von über 50 % bei Orgel-Studentinnen und Studenten. Dieses Instrument ist ein Kulturerbe und keine Selbstverständlichkeit.

Damit eine Orgel in solchem guten Zustand erhalten bleibt, braucht es viele Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Diese Helferinnen und Helfer halten alles am Laufen – dafür gebührt ihnen großer Applaus.“

Mit einem Augenzwinkern richtet er sich schließlich an das ältere Publikum: „Liebe ältere Semester, jetzt kommt Musik für eure Kinder und Kindeskinder – bitte nehmt die Hörgeräte raus oder stellt sie leiser!

Und ja, auch die Orgel kann grooven. Deshalb muss ‚Bad Guy‘ von Billie Eilish heute Abend hier erklingen. Lasst es auf euch wirken – man muss ja schließlich up to date bleiben!“

Zum Mitmachen und Mitsingen animierte „Dance Monkey“ von Tones and I – danach führte die Reise direkt in die Neue Deutsche Welle. Bei „Terra Titanic“ von Peter Schilling schwelgten viele im nostalgischen Gefühl ihrer Jugend.

Nach anfänglicher Zurückhaltung der Kirchenbesucher riss es sie bei „Dance Monkey“ von den Bänken, und es wurde ausgelassen getanzt und gelacht, als die Königin der Instrumente die Kirche erfüllte.

Während des Konzertes bringt er unter Gelächter und Applaus sein Motto: auf die Bühne: Wieditz ruft laut: „Ich steh auf Orgel!“ – die Gäste antworten schelmisch: „Du Pfeife!“

Am Ende stehen über zwei Stunden Musik, Licht- und Videoshow, Gänsehaut, Lachen und große Emotionen. Die Zugabe: „Makkeroni - Can Can World“ – immer schneller, immer lauter – begleitet von stehenden Ovationen.

„Ich hoffe, wir konnten euch heute mal aus dem Alltagstrott rausholen“, sagt Wieditz zum Schluss. „Und ich hoffe, wir dürfen wieder nach Dermbach kommen!“ – darauf reagierte das Publikum mit tosendem Applaus.

Feedback der Gäste

Eine 29-Jährige aus Meiningen: „Ich mag diese Kombi aus Licht und Sound. Der Bass, das Orgelspiel – ich war zum zweiten Mal dabei und komm garantiert wieder.“

67-jährige Dame aus Vacha sagt schmunzelnd: „Ich hab mitgetanzt – dank Stützstrümpfen! Ich war schon einmal in Bad Salzungen dabei, und es hat mir so gut gefallen, dass ich gesagt habe: ‚Da muss ich unbedingt noch einmal hin.‘ Diesmal habe ich drei Freundinnen mitgebracht und denen hat es auch super gefallen.“

Konzertbesucherin aus Baden-Württemberg, extra angereist: „Ich bin extra nach Hause gekommen für dieses Konzert. Unglaublich, was man aus einer Orgel rausholen kann!“

Junge Frau aus Dermbach: „Es war mega! Nico Wieditz ist ein total sympathischer Mensch und unsere Orgel war der Hammer.“