Gastbeitrag von Anna-Lena Bieneck
„Auch der Himmel, der besternte, schenkt zur Herbstzeit reiche Ernte!“ So reimt der Sternenpoet Roland Müller und trifft den berühmten Nagel auf den Kopf.
Denn im Oktober ist nun das funkelnde Sternenzelt für uns wieder viel besser sichtbar als im Sommer, wenn es durch die künstliche Sommerzeit viel zu spät dunkel wird.
Was die Sterne im September bringen, erklären Sabine Frank, Sternenpark-Beauftragte beim Landkreis Fulda, und Hobby-Astronom Dr. Franz-Peter Schmidt in ihrer monatlichen Himmelsvorschau.
Mitte Oktober zeigt sich schon gegen 19 Uhr die Himmelsbühne – und zwar fast identisch wie im August um 23 Uhr. Denn unser Umlauf um die Sonne lässt Nacht für Nacht den Sternenhimmel etwas nach Westen rücken.
Fast im Zenit ist daher noch das Sommerdreieck mit den dazugehörigen Sternbildern Adler, Leier und Schwan vollständig sichtbar. Der Frühlingsstern Arktur gibt tief im Westen seine letzte Abendvorstellung in diesem Jahr.
Gegen 23 Uhr hat sich der Himmelsanblick aber schon stark verändert. Das Dichter-Sternbild Pegasus, dessen Bauch das sogenannte Herbstviereck formt, steht nun hoch am Südhimmel. Es ist leicht zu finden, denn er sieht aus wie eine stark vergrößerte Version des Großen Wagens.
Unterhalb ist der einzige Planet der ersten Nachthälfte, Saturn, gut auszumachen. Kassiopeia, das berühmte Himmels-W, hat nun fast den Zenit erklommen, und mithilfe ihrer markanten Form und der des Herbstvierecks findet man nun auch unsere Nachbargalaxie Andromeda.
Sie befindet sich in 2,5 Millionen Lichtjahren Entfernung und ist ohne Lichtverschmutzung mit bloßen Auge erkennbar. Besser natürlich mit Fernglas, dann erkennt man schon Details.
Ein herbstlicher Genuss – wenn man sich die räumlichen Dimensionen vor Augen hält und davon ausgehen kann, dass unser eigene Heimatgalaxie, die Milchstraße, von außen vermutlich sehr ähnlich aussieht. Genau wissen wir es nicht, denn uns bleibt die Innenansicht.
Die Andromeda-Galaxie und die Milchstraße sind Mitglieder der sogenannten Lokalen Gruppe, die aus mehreren Galaxien und Nebeln besteht.
Himmlische Wasserspiele und eisige Sternbilder mit heißer Venus früh am Morgen
Auffallen wird auch ein sehr heller Stern im Süden. Das ist Fomalhaut, der hellste Stern im Sternbild Südlicher Fisch. Umgeben von den lichtschwachen Sternbildern Steinbock im Westen, Wassermann oberhalb sowie den Fischen und dem Walfisch östlich, bedeutet sein arabischer Name „Maul des Fisches“.
Mit 25 Lichtjahren ist er ein sonnennaher und mit einem Alter von vermutlich 400 Millionen Jahren ein recht junger Stern.
Fomalhaut diente einst als einer der vier persischen Königssterne zur Orientierung am Sternenhimmel. Durch seine Horizontnähe ist er gut auffindbar, und sein Funkeln wird den Betrachter betören.
Im Osten breiten sich schon die kalt funkelnden Wintersternbilder Stier und Fuhrmann aus, und auch der berühmte Sternhaufen der Plejaden hat schon an Höhe gewonnen.
Wer früh aufsteht, wird nun besonders belohnt: Nicht nur sind in der Morgenfrühe alle Wintersternbilder sichtbar – darunter auch der berühmte Himmelsjäger Orion –, auch der gigantische Gasplanet Jupiter steht hoch im Süden, während die mit einer Oberflächentemperatur von über 450 Grad heiße Venus im Südosten alles überstrahlt.
Naher Oktobermond und die Normalzeit
Kaum etwas dürfte im September mehr fotografiert worden sein als der Aufgang des verfinsterten Erdtrabanten.
Da kann der Oktobervollmond am 7. Oktober nicht ganz mithalten – aber immerhin ist er dann mit knapp 362.000 Kilometern Entfernung in guter Erdnähe und wird für vollständige Ausleuchtung sorgen. Zudem wird er in seiner zunehmenden Phase den Monat Oktober eröffnen und für hübsche Himmelsanblicke sorgen.
In der Nacht auf den 26. Oktober werden die Uhren auf die Normalzeit zurückgedreht. Medizinisch optimal synchronisiert mit unserer inneren biologischen Uhr, können wir den Nachthimmel dann wieder so erleben, wie es den natürlichen astronomischen Gegebenheiten der Erdrotation und der Erdbahn um die Sonne entspricht – und möglichst unbehelligt von Kunstlicht!
Dann zeigt sich vielleicht auch noch die eine oder andere Sternschnuppe aus dem Orioniden-Strom…
Hinweis: Bitte daran denken, zum Schutz der wildlebenden Tiere Kunstlicht zu vermeiden bzw. rücksichtsvoll zu nutzen. Die Beobachtung des Sternenhimmels ist bereits an den Ortsrändern möglich – Schutzgebiete sind tabu.