Gastbeitrag von Stefan Studtrucker
Das dritte Quartal 2025 hat dem Südthüringer Handwerk nicht die lange erhoffte, substanzielle Erholung beschert. Das Geschäftsklima in der Region hat sich im Vergleich zum Frühjahr nur marginal verbessert und liegt abermals unter dem Vorjahreswert.
Die stabilste Geschäftslage zeigt sich dabei noch in den personennahen und an Privatkunden gerichteten Branchen. Hingegen blieb die traditionelle Sommerbelebung in den gewerbenahen Handwerken weitgehend aus.
Dies ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Südthüringen unter ihren Mitgliedsunternehmen.
Größtes Sorgenkind vieler Handwerksunternehmen bleibt die fehlende Dynamik der deutschen Wirtschaft.
Auftragslage und Betriebsauslastung verharren im Schnitt auf oder sogar leicht unter ihren bereits niedrigen Werten des Herbsts 2024. Eine generelle Aufhellung der Stimmung ist bislang nicht in Sicht.
So bewerten im Durchschnitt der Branchen nur noch 36 Prozent der befragten Betriebe ihre Geschäftslage mit gut (Vorjahr 38 Prozent), 41 Prozent (Vorjahr 44 Prozent) melden eine zufriedenstellende Geschäftslage und 23 Prozent (Vorjahr 18 Prozent) bewerteten ihre Geschäftslage als schlecht.
Hiervon im besonderen Maße betroffen sind die Handwerke und Dienstleister für den gewerblichen Bedarf und das Bauhandwerk. In diesen Bereichen schätzen 44 bzw. 33 Prozent der teilnehmenden Unternehmen mittlerweile ihre Geschäftslage als schlecht ein.
Hingegen bewerten 46 Prozent der teilnehmenden Unternehmen aus dem Dienstleistungsbereich und 41 Prozent der Firmen aus dem Ausbauhandwerk ihre Geschäftslage als gut.
In der Gesamtschau ergibt sich das Bild eines stark von der privaten Nachfrage getragenen Handwerks, wohingegen Unternehmen, deren Schwerpunkt auf Aufträgen aus dem industriellen und gewerblichen Bereich liegt, die bundesweite Konjunktur- und Investitionsschwäche deutlich spüren.
Dies gilt sowohl handwerksübergreifend, als auch im Vergleich einzelner Unternehmen desselben Handwerks.
In der Folge stellt sich das Südthüringer Handwerk auch im Herbst 2025 mehrheitlich darauf ein, dass die Geschäftslage stagnieren oder sich weiter verschlechtern dürfte.
Sieben Prozent der befragten Betriebsinhaber erwarten eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage (Vorjahr sechs Prozent), 27 Prozent befürchten eine Verschlechterung (Vorjahr 27 Prozent) und 66 Prozent (Vorjahr 65 Prozent) rechnen nicht mit Veränderungen.
Aufträge und Betriebsauslastung
Auftragslage und Betriebsauslastung haben sich im Berichtsquartal nicht erholt und bleiben auf niedrigem Niveau. Gegenüber dem Vorquartal konnten neun Prozent der befragten Handwerker im Berichtszeitraum ein Auftragsplus verbuchen (Vorjahr 11 Prozent).
54 Prozent (Vorjahr 57 Prozent), melden eine unveränderte Auftragsentwicklung, während 36 Prozent (Vorjahr 32 Prozent) von einer rückläufigen Entwicklung berichten.
Besonders stark betroffen sind die Zulieferer und Dienstleister für den gewerblichen Bedarf sowie das Bauhandwerk, die signifikante Rückgänge verzeichnen mussten.
Insgesamt bewerten nur fünf Prozent der Handwerker ihre Auftragslage als überdurchschnittlich (Vorjahr sechs Prozent), 33 Prozent dagegen als unterdurchschnittlich (Vorjahr 34 Prozent).
Entsprechend niedrig ist auch weiterhin der Auslastungsgrad. 44 Prozent der Befragten (Vorjahr 46 Prozent) konnten betriebliche Kapazitäten gut (zu über 80 Prozent) auslasten, 16 Prozent (Vorjahr 13 Prozent) erreichten lediglich einen Auslastungsgrad von 50 Prozent und weniger.
Auffällig ist dabei, dass einzelne Unternehmen beträchtlich höhere Auftragsbestände verbuchen als die Masse der anderen Umfrageteilnehmer, gerade im Bauhandwerk und im gewerblichen Bedarf. Hierin wird die Vielfalt der Geschäftsschwerpunkte in diesen Handwerken deutlich.
Für das letzte Quartal des Jahres 2025 erwarten 31 Prozent der Umfrageteilnehmer eine weiter sinkende Nachfrage.
Am zuversichtlichsten sind die Kfz-, Gesundheits- und Dienstleistungsbranchen, die von einer im Schnitt etwa gleichbleibenden Nachfrage ausgehen.
Umsätze
Im Vergleich zum Vorjahr berichten - trotz einer leicht positiven Tendenz - branchenübergreifend weiterhin mehr Unternehmen von Umsatzeinbußen als von Umsatzsteigerungen.
So konnten lediglich 15 Prozent (Vorjahr zwölf Prozent) der Befragten ein Umsatzplus erzielen. Gleichzeitig blieben die Umsätze bei 52 Prozent der Betriebe konstant (Vorjahr 55 Prozent) und 33 Prozent der Unternehmen (Vorjahr 33 Prozent) waren von Umsatzeinbußen betroffen. Einen positiven Indexwert erreicht derzeit nur das Gesundheitshandwerk.
Weitgehend stabile Umsätze erwarten für die kommenden Monate das Dienstleistungs- und das Nahrungsmittelhandwerk. Zulieferer, Bau- und Ausbauunternehmen rechnen erneut mehrheitlich mit einem Rückgang.
Preise
Die Beschaffungspreise sind im Laufe des Jahres moderat angestiegen. Im Südthüringer Handwerk verzeichneten (wie im Vorjahr) 57 Prozent der befragten Unternehmen gestiegene Ausgaben für Material und Rohstoffe.
28 Prozent (Vorjahr 29 Prozent) hoben ihre Preise für Produkte und Leistungen an. Damit bewegt sich das Preisniveau im Südthüringer Handwerk etwa auf Vorjahresniveau.
Die allgemeine Inflationsrate ist währenddessen leicht zurückgegangen und lag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im August in Thüringen bei 1,5 Prozent.
Beschäftigte
Die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen setzt sich insgesamt auf Vorjahresniveau fort: Etwa 9,5 Prozent der Betriebe konnten zusätzliches Personal gewinnen.
15,5 Prozent melden einen Rückgang der Beschäftigtenzahlen. Besonders positiv äußern sich erneut Unternehmen des Gesundheitshandwerks, besonders negativ Unternehmen des gewerblichen Bedarfs.
Investitionen
Nach einem Tiefstand im dritten Quartal 2024 hat das Südthüringer Handwerk nötige Investitionen nachgeholt.
Die Gesamtdynamik bleibt indessen schlecht: Nur 12 Prozent der Umfrageteilnehmer melden höhere Investitionsausgaben, 46 Prozent haben ihre Investitionsausgaben gekürzt.
Anpassungsfähigkeit begrenzt
„Nun ist die Zeit, in der das Handwerk davon zehrt, dass es die Wirtschaftsmacht von nebenan ist“, erläutert HWK-Präsident Mike Kämmer.
Mit dem Wegfall zahlreicher gewerblicher Aufträge gewinne die enge und vertrauensvolle Partnerschaft mit Privatkunden zunehmend an Bedeutung.
Diese dem Handwerk eigene Flexibilität dürfe jedoch nicht den falschen Eindruck vermitteln, dass eine zügige Umsetzung der angekündigten Reformen auf allen politischen Ebenen weiter hinausgezögert werden dürfe. Auch die Anpassungsfähigkeit des Handwerks sei begrenzt.
„Die Alarmsignale häufen sich“, betont der Kammerpräsident und bezieht sich dabei vor allem auf die beobachtbar rückläufige Beschäftigung im Zulieferer-Handwerk.
„Wenn Unternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels zu diesem Mittel greifen, sollte dies allen Beteiligten eine Warnung sein!“, mahnt er.
Es brauche – angelehnt an den bisher nicht hinreichend spürbaren „Herbst der Reformen“ - einen ganzen Winter und ein Frühjahr der Reformen, um die Geschäftsdynamik gerade in den Schlüsselbereichen der deutschen Wirtschaft wieder zu beleben.
„Die jüngst beschlossenen Sozialreformen und der sogenannte Bau-Turbo dürfen nur der Anfang sein“, so Mike Kämmer.
Es gelte, außerdem spürbare Entlastungen der Unternehmen und ihrer Beschäftigten auf den Weg zu bringen und mit gezieltem Bürokratieabbau das Unternehmertum zu beleben. Dadurch könnten im Handwerk erneut Impulse für Beschäftigung, Investitionen und Kaufkraft freigesetzt werden.
An der Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Südthüringen im dritten Quartal 2025 beteiligten sich 512 Betriebe mit 5926 Mitarbeitern. Zum 30. September 2024 waren 6402 Handwerksunternehmen in der Handwerksrolle der HWK Südthüringen registriert.