Tolle Atmosphäre auf Point Alpha: Tausende Besucher feierten den Tag der Deutschen Einheit

Gastbeitrag von Wolfgang Weber

Traumhafte Resonanz bei traumhaftem Wetter und traumhafter Kulisse: Zum 35. Tag der Deutschen Einheit und zu 30 Jahre Point Alpha hatte die Point Alpha Stiftung traditionell einen bunten Familientag organisiert und dazu in die Gedenkstätte zwischen Rasdorf und Geisa eingeladen. Tausende Besucher haben gemeinsam Demokratie, Freiheit und den einst heißesten Punkt im Kalten Krieg gefeiert.

Auch in der Rhön und Osthessen herrschte Euphorie am 3. Oktober 1990. In den turbulenten Monaten zuvor hatten die Ostdeutschen sich der SED-Diktatur entledigt, an der Wahlurne das Signal für die rasche Vereinigung gesetzt, die Einführung der D-Mark erreicht.

Viele bejubelten das Ende von 40 Jahren deutscher Teilung, den Abbau der tödlichen Grenze und die Friedliche Revolution in der DDR.

Jedes Jahr erinnert die Point Alpha Stiftung am 3. Oktober an die deutsche Wiedervereinigung. An diesem Tag im Jahr 1990 trat der Einigungsvertrag in Kraft. Die Teilung war beendet und die deutsche Einheit vollzogen.

Eingeläutet wurde der wichtigste deutsche Feiertag im US Camp traditionell mit einem Ökumenischen Gottesdienst. Vor dem Hintergrund von 35 Jahre Wiedervereinigung hatte sich Dr. Thorsten Waap das Thema „Gesellschaftliche und eigene Grenzen“ für seine Predigt gewählt.

„Grenzen, Mauern und Abgründe wachsen vor Angst in die Unendlichkeit“, erläuterte der Dekan vom Evangelischen Kirchenkreis Fulda und gab die Erzählung eines ehemaligen Grenzsoldaten wieder, der das metallische „Kling-Klick“ des Hufeisenspiels im US Camp für ein Geräusch des Teufels hielt. Waap unterschied bei den Grenzerfahrungen von Menschen zwischen äußeren und inneren Grenzen.

„Im Gegensatz zu Grenzlosigkeit und Entgrenzung im Umgang miteinander seien Grenzen zunächst einmal nichts Schlechtes. Im Gegenteil, sie gäben Halt, Tradition, Zugehörigkeit oder Maß, erst recht in Zeiten von Social Media.“

Grenzen müssten nicht trennen, sie können sogar Orte der Begegnung sein, wie Gartenzäune, meinte der Dekan.

Hesse oder Thüringer, Evangelischer oder Katholischer, Städter oder Dorfmensch, wie wunderbar sei es doch, dass wir so verschiedenen sind. Gott nehme die Vielfalt und die Unterschiede der Völker wahr.

Zuvor hatte Pastor Dr. Jürgen Kämpf aus dem Dekanat Hünfeld-Geisa die rund 500 Gläubigen begrüßt. Dabei verwies auf eine Spaltung in der Gesellschaft mit Zerrissenheit, Gewalt, Krieg und Ungerechtigkeit.

Die Menschen hätten das Gefühl sich in einer Orientierungslosigkeit zu verlieren. Für ihn sei daher der Blick zu Gott so wichtig im Vertrauen darauf, dass dieser Orientierung und Versöhnung schenke.

Eingangs hatte Benedikt Stock die rund 500 Besucher in der vollbesetzten Fahrzeughalle begrüßt, darunter Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel, Rasdorfs Bürgermeister Jürgen Hahn, die hessische Landtagsabgeordnete Stefanie Klee, sowie der erste Vorsitzende des Fördervereins Point Alpha Raymond Walk.

Der Geschäftsführende Vorstand der Point Alpha Stiftung stellte noch einmal die Bedeutung der Deutschen Einheit heraus und zollte den Mitwirkenden und den vielen Helfer seinen Dank für deren Unterstützung. Der Erlös aus der Kollekte ist für die Organisation „Kirche in Not“ bestimmt.

Im Anschluss fiel der Startschuss für einen bunten und vielfältigen Familientag. Rundflüge mit dem Hubschrauber boten den Passagieren die Möglichkeit, das Ausmaß der Grenze einmal aus der Luft zu erfahren und die landschaftliche Entwicklung des ehemaligen Sperrgebiets zu verstehen.

„Es ist kaum zu glauben, dass früher hier der ehemalige Todesstreifen mit dem Sperrgebiet auf der einen und dem Zonenrandgebiet auf der anderen Zeit Deutschland trennte und heute sich eine solch grünes Band auffällig durch die Landschaft schlängelt“, sagte ein Teilnehmer, nachdem er wieder Boden unter den Füßen hatte.

„Das Biosphärenreservat Rhön mit dem Nationalen Naturmonument Grünes Band üben aus der Vogelperspektive eine besondere Faszination aus.“ 

Über ein dunkles und tragisches Kapitel der DDR-Vergangenheit sprachen auf dem Podium die Zeitzeugen Christel Bittorf-Rasch (Hintere Mühle Unterweid), Bruno Heller (ehemals Seleshof Ketten), und Gerhard Heß (Kohlbachhof Kranlucken) mit Wolfgang Christmann (Burghaun) und Bruno Leister (Meiningen), den Autoren des Buches „Zur eigenen Sicherheit?“ Die Diskutanten informierten die Zuschauer anschaulich über die Geschichten der „Geschleiften Höfe“, erörterten Hintergründe und die menschlichen Schicksale der damit verbundenen Zwangsaussiedlungen.

Heß zum Beispiel resümierte: „Ich kann die Heimat zwar noch besuchen, aber nicht mehr dort sein“ und Bittorf-Rasch fügte an „Freiheit ist aber unverhandelbar“. Moderiert wurde das Gespräch von Blanka Weber.

Schließlich begaben sich unter der fachkundigen Leitung der Point-Alpha-Gästebetreuer zahlreiche Gruppen bei den stündlichen Führungen auf eine Zeitreise durch die Ausstellungen im Haus auf der Grenze, entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs oder im ehemaligen Observation Post Alpha.

Regen Zuspruch fanden die regionalen Produkte, die an den Buden feilgeboten wurden. Umfassende Informationen hielten das Biosphärenreservat Rhön und die Association of the United States Army (AUSA) an Ständen für Interessierte bereit.

Ein Funkeln in den Augen bekamen vor allem Autoliebhaber beim Anblick der historischen Polizeifahrzeuge ab 1945, die auf dem Gelände zur Oldtimer-Show aufgereiht standen.

Leckere Spezialitäten sowie Getränke servierte die Freiwillige Feuerwehr Geisa und die Landfrauen Geisa derweil der Musikverein Motzlar zu den Instrumenten griff.

Jede Menge Trubel herrschte nebenan in der Spielecke des Circus Ikarus‘, wo Mädchen und Jungen nicht nur auf der Hüpfburg ihre helle Freude hatten.

„Die Atmosphäre am authentischen Geschichtsort war beeindruckend und viele Gäste haben uns in Gesprächen und Begegnungen bestätigt, dass Point Alpha ein markantes Monument für einen bedeutenden Teil der deutschen Geschichte ist, die nicht in Vergessenheit geraten darf“, zog der Point Alpha Vorstand mit Benedikt Stock und Philipp Metzler ein erfreuliches Fazit gegen Ende des Tages.

„Freiheit und Demokratie sind nicht selbstverständlich und stets im Wandel. Sich ihrer Geschichte zu erinnern, macht sie lebendig und beständig.“