Wanderung zum Seeleshof – Großes Interesse & spannende Infos

Mitteilung des CDU-Ortsverbands Geisaer Land

Etwa 240 interessierte Wanderer kamen zur vom CDU-Ortsverband Geisaer Land organisierten geführte Wanderung zum Seeleshof und nach Walkes.

Auf dem Dorfplatz vor der „Heile Schern“ in Spahl begrüßte Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel und freute sich über das große Interesse an der bewegten Geschichte der Region.

Dann machten sich die Wanderer unter der Leitung von Wanderführer Hubert Kritsch aus Geisa über Apfelbach in Richtung Seeleshof auf den Weg. Ein erster Zwischenstopp erfolgte am neu sanierten Wegekreuz auf dem Geisaer Berg zwischen Spahl und Apfelbach.

Dort erläuterte Hubert Kritsch die bewegte Vergangenheit der Region. „Das Geisaer Amt lag viele Jahrzehnte im sogenannten Sperrgebiet an der einstigen innerdeutschen Grenze“, so Kritsch.

Die Lage brachte zahlreiche Einschränkungen für die Bevölkerung mit sich – von Ausweiskontrollen über eingeschränkten Zugang bis hin zur Schleifung ganzer Höfe.

Das Wegekreuz selbst enthält die Jahreszahl 1876 und wurde kürzlich umfangreich unter der Leitung von Udo Klinzing aus Ketten saniert. Am Seeleshof angekommen, wartete mit Domkapitular Bruno Heller ein echter Zeitzeuge auf die Wandergruppe.

Heller berichtete eindrucksvoll über die Geschichte seiner Familie, die den landwirtschaftlichen Hof über viele Jahre bewirtschaftete. Der etwa einst 100 Hektar große Hof wurde um 1800 in zwei Höfe aufgeteilt.

„1860 heiratete mein Urgroßvater Georg Josef Heller in den Hof der ehemaligen Familie Fischer ein“, berichtete Bruno Heller.

Den zweiten Hof übernahm später ein Abzweig der Familie von der Tann. 1960 flüchtete Oskar von der Tann mit seiner Familie nach Westdeutschland und gab den Hof auf.

Dieser wurde kurze Zeit danach vom DDR-Regime abgerissen. Heute ist an der Stelle noch der Gewölbekeller zu sehen.

„In diesen Jahren wurde unser Hof zwangskollektiviert und zum LPG Typ III Wiesenfeld zugeordnet“, erläuterte Bruno Heller weiter. Bei dieser kollektivierten Landwirtschaftsform der DDR wurden Vieh, Land und Maschinen gemeinschaftlich genutzt.

„Schon früh kursierten Gerüchte, der Seeleshof solle so wie viele andere Höfe im Geisaer Amt auch, geschleift werden“, erinnerte sich Heller.

„Als meine Mutter eines Tages einen Passierschein beantragte, sagte man ihr klar: Der Seeleshof bleibt nicht ewig.“ Dann Ende 1973 die bittere Gewissheit: die Familie bekommt die Anweisung den Hof bis zum August 1974 zu räumen.

„Wir hatten aber Glück im Unglück“, sagt Bruno Heller rückblickend. „Wir bekamen Zeit und wurden nicht wie die anderen Familien über Nacht zwangsvertrieben.“

Die Familie Heller konnte innerhalb von neun Monaten mit Unterstützung der Kirche, die ein geeignetes Grundstück in Spahl verkaufte, ein neues Haus in der Heimat errichten.

Am 12. September 1974 wurde der Seeleshof endgültig mit einer Planierraupe eingeebnet – der Staub war bis Spahl sichtbar. An der Stelle des ehemaligen Hofes erinnert heute ein Gedenkstein, den die Nachfahren der Familie Heller 1997 errichteten und den Bruno Heller, der heute in Erfurt lebt, einweihen konnte.

Das Denkmal erinnert an die bewegte Geschichte des Hofes, soll Mahnmal sein und an alle verstorbenen Familienmitglieder erinnern. Noch zahlreiche Anekdoten über das Leben auf dem Hof gab Heller zum Besten.

Dann machten sich die Wanderer auf Richtung Walkes. Dort wurden sie von den Jugendlichen des Jugendclubes herzlich empfangen und bewirtet.

Die Brüder Norbert und Paul Trabert aus Walkes berichteten im Anschluss von ihrer Flucht im Jahr 1987 über die innerdeutsche Grenze.

Paul Trabert hatte bereits einen gescheiterten Alleinversuch unternommen, entschloss sich dann jedoch mit seinem Bruder zur gemeinsamen Flucht.

Sie verkauften ihren Trabant, versteckten die wichtigsten Papiere vorab im Gelände und starteten bei Dämmerung den gefährlichen Weg über die Grenze. Eine Wildschweinrotte hätte sie beinahe verraten.

„Wir krochen durch ein enges Abflussrohr und ich blieb dabei fast stecken“, erinnerte sich Norbert Trabert. Nachdem diese Hürde genommen war, blieb noch der Weg über den gefährlichen Grenzzaun.

„Uns blieb das Herz fast stehen, als uns Lichter blendeten. Später erfuhren wir, dass der Bundesgrenzschutz um diese Zeit immer Patrouille fuhr“, erzählte Paul Trabert. Mit einem Sprung waren die beiden Brüder dann in der Freiheit auf westlichem Boden.

„Das konnten wir in dem Moment gar nicht begreifen“, sagen sie heute rückblickend. Nach der Deutschen Wiedervereinigung kehrten sie in ihre Heimat Walkes zurück, wo sie sich bis heute sehr wohl fühlen.