In der Nacht zum Sonntag ist es wieder soweit: Um 3 Uhr werden die Uhren offiziell auf 2 Uhr zurückgestellt.
In der Rhön bedeutet das traditionell etwas ganz anderes: Man stellt die Flasche Bier von der Terrasse zurück ins warme Wohnzimmer, damit sie keinen Frostschaden bekommt. Damit wäre die Sache für die meisten eigentlich erledigt.
Während im Rest des Landes nervös gefragt wird, ob man nun länger schlafen darf, ob es früher dunkel oder später hell wird und ob die innere Uhr damit klarkommt, reagiert die Rhön gelassen. Hier geht die Zeit sowieso anders.
Oder wie man bei uns sagt: „Wenn die Sonne rauskommt, wird’s hell. Und wenn nicht, dann halt nicht. Meistens ist ja eh Nebel.“
Denn in der Rhön kommt es nicht darauf an, welche Uhr gerade offiziell gilt, sondern wie schön man die Zeit verbringt. Und dafür gibt es hier reichlich Möglichkeiten:
Ein Spaziergang durch die herbstliche Landschaft, ein Hüttenabend, ein Vereinsfest, eine Kirmes, ein spontaner Umtrunk, eine Geburtstagsfeier, eine „Wir-haben-eigentlich-keinen-Grund-aber-trotzdem-grillen-wir“-Runde – die betroffene Stunde verfliegt schneller, als man „Stell mal zurück!“ sagen kann.
Ob es früher hell wird oder später dunkel – egal. In der Rhön weiß man: Das Tageslicht findet uns schon irgendwie. Und wenn nicht, haben wir Stirnlampen, Glühwein und eine Laterne aus dem Feuerwehrhaus.
Die wichtigste Erkenntnis bleibt: Zeit ist das, was man draus macht. Und die Rhöner machen daraus meist etwas ziemlich Gemütliches.
Also freuen wir uns über die „geschenkte Stunde“. Nicht zum Putzen, nicht zum Nachdenken, sondern zum Weiter-sitzen-bleiben. Mit guten Menschen, guter Laune – und vielleicht sogar Sichtweite über zehn Meter, wenn der Nebel Gnade hat.

