Gastbeitrag von Svea Jahnk
Wer in der Vergangenheit am Ortsrand von Oechsen in den warmen Abendstunden spazieren ging, wird ihn schon einmal gehört haben – den glockenhellen Klang der Geburtshelferkröte.
Was viele zunächst für einen Vogel halten, ist tatsächlich der Balzruf des seltenen Froschlurchs. Denn zwischen den münzgroßen Männchen und Weibchen funkt es gewaltig — um sich unter Steinen und im dichten Gestrüpp zu ausfindig zu machen!
Doch diesen besonderen Ruf zu hören, ist heute eine Seltenheit geworden. Allein in Thüringen sind seit der Jahrtausendwende über die Hälfte der Lebensräume der Geburtshelferkröte verschwunden.
„Früher war die zarte Amphibie vor allem entlang von Flussauen und natürlichen Hangrutschungen zu Hause. Anders als viele andere Amphibienarten tragen die Männchen die befruchteten Laichschnüre mehrere Wochen um die Hinterbeine gewickelt mit sich herum.
Kurz vor dem Schlüpfen entlassen sie die Eier in einem geeigneten Gewässer, wo die Larven schlüpfen. Diese Brutpflege schützt einen Großteil des Nachwuchses vor Fressfeinden,“ erläutert Svea Jahnk von der Natura 2000-Station „Rhön“/ dem Landschaftspflegeverband „Thüringer Rhön“ e.V..
Weil ihre natürlichen Lebensräume heute kaum noch existieren, ist die Geburtshelferkröte auf sogenannte Ersatzlebensräume angewiesen: stillgelegte Steinbrüche, Tongruben, Gärten oder sogar Friedhöfe bieten inzwischen die letzten Rückzugsorte.
Doch wer kennt es nicht: der Garten wird mal wieder ordentlich aufgeräumt, das Totholz in der Ecke entsorgt und die Lesesteine vom Feldrand entfernt.
Flächen die früher genutzt wurden und sich heute kaum noch lohnen, so auch der Rote Hauck, werden aufgegeben und wachsen zu.
Hinzu kommt, dass viele der verbliebenden Laichgewässer verschwinden oder mit Fischen besetzt sind, die die Larven fressen. Inzwischen ist die Art in ganz Deutschland stark gefährdet und gilt in Thüringen sogar als vom Aussterben bedroht.
Um eines der letzten Vorkommen in Oechsen im Überlebenskampf zu unterstützen, wurde im Rahmen des zu 100 Prozent EU-finanzierten ENL-Projekts „Aktionsplan für die Geburtshelfer- und Kreuzkröte“ die gesamte Habitatfläche am Roten Hauck freigestellt.
Wo nun wieder Sonne und Wärme auf den Boden treffen, wurden zwei wasserhaltende, künstliche Laichgewässer angelegt. Zusätzlich sorgen aufgeschichtete Steinriegel und Totholzhecken für wertvolle Versteckmöglichkeiten.
„Hierbei stimmten wir uns eng mit Wilfried Bleisteiner, dem ehemaligen Bürgermeister von Oechsen, ab, der ebenfalls ein Herz für das auch „Glockenfröschli“ genannte Tier hat“, erläutert Svea Jahnk weiter.
Eine neue Infotafel, finanziert von der Thüringer Verwaltung des UNESCO Biosphärenreservat Rhön, informiert über die umgesetzten Maßnahmen und die bedrohte Art.
Die Umsetzung aller Maßnahmen wurde durch die Natura 2000-Station „Rhön“/ den Landschaftspflegeverband „Thüringer Rhön“ e.V. fachlich begleitet und unterstützt.
„Der neu geschaffene Lebensraum gibt der Geburtshelferkröte die Chance, eine stabile Population aufzubauen und sich vielleicht schon bald wieder weiter zu verbreiten“, so Julia Gombert von der Natura 2000-Station „Rhön“/ Landschaftspflegeverband „Thüringer Rhön“ e.V..
Ein erster Schritt also, nicht nur zu überleben, sondern ihren einzigartigen Ruf hoffentlich bald wieder in anderen Teilen der Rhön erklingen zu lassen.




