„Welche Kirche & Gesellschaft wünschen wir uns?“ – Reformationstag in Möhra

Gastbeitrag von Julia Otto

„Welche Kirche wünschen wir uns?“ – mit dieser eindringlichen Frage eröffnete Superintendent Christoph Ernst am 31. Oktober 2025 seine Predigt zum Reformationstag in Möhra.

Unter freiem Himmel, direkt vor dem historischen Lutherdenkmal, nahm er die zahlreichen Besucherinnen und Besucher mit auf eine gedankliche Reise zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Die Frage, die einst Martin Luther bewegte, bekommt in unserer Zeit eine neue Dringlichkeit: Wie wollen wir als Kirche und Gesellschaft heute leben?

Der Gottesdienst bot dabei nicht nur Raum für Besinnung, sondern auch für Ermutigung. Superintendent Ernst erinnerte an den Mut der Reformatoren, Missstände offen anzusprechen und Veränderung zu wagen – ein Mut, den es auch heute brauche.

„Vor 508 Jahren stellte Luther mit seinen 95 Thesen die entscheidende Frage, wie Kirche mit den Herausforderungen der Zeit umgehen soll. Heute fragen wir uns: Welche Kirche und welche Gesellschaft wünschen wir uns?“, betonte Ernst.

Die liturgische Leitung lag in den Händen von Pfarrer Karl Weber, der den Gottesdienst würdevoll gestaltete. Musikalisch wurde die Feier eindrucksvoll vom Posaunenchor Schweina unter der Leitung von Kreiskantor Damian Poloczek begleitet.

Als zum Abschluss das bekannte „Eine feste Burg ist unser Gott“ erklang – der „Schlager des Tages“, wie Pfarrer Weber augenzwinkernd bemerkte – füllten die kräftigen Bläserklänge den Lutherplatz und sorgten für einen stimmungsvollen Abschluss des Gottesdienstes.

Reformationsmarkt mit Besucherrekord

Rund um den Lutherplatz herrschte an diesem Tag buntes Markttreiben. Der Reformationsmarkt in Möhra lockte in diesem Jahr so viele Gäste wie nie zuvor.

Um die 103 Stände boten regionale Produkte sowie Handwerkskunst und Lebensmittel: von Käse, Honig, Obst und Gewürzen bis hin zu liebevoll gearbeiteten Holz- und Glasobjekten.

Viele Anwohnerinnen und Anwohner öffneten ihre Türen, bewirteten Gäste mit Kaffee und Kuchen, Getränken und Thüringer Bratwürsten und machten so den Geist der Reformation – Gemeinschaft, Offenheit und Herzlichkeit – lebendig.

Organisiert wurde der Markt von der Marktagentur Mörstedt in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Vereinen und der evangelischen Kirchgemeinde. Die Feuerwehr sorgte dabei dafür, dass alle Autos ordentlich parkten und der Ortskern sicher und übersichtlich blieb.

Musik für den guten Zweck

Ein besonderes Highlight bildete das Benefizkonzert der „Gospel Sisters and Brothers“ aus Bad Salzungen am Nachmittag in der Lutherkirche.

Mit mitreißenden Songs und bewegender Energie sammelte der Chor gemeinsam mit der Kirchgemeinde Möhra Spenden zugunsten des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizzentrums Bad Salzungen/Rhön.

Der Erlös kommt schwer kranken Kindern und ihren Familien zugute.

„Welche Kirche wollen wir sein?“ – Stimmen vom Rrefomationstag in Möhra

Eine Besucherin aus Geisa, die jedes Jahr mit ihrem Mann zum Reformationstag nach Möhra kommt und auch gerne am Gottesdienst teilnimmt: „Gesellschaft einfach mal friedlicher miteinander werden, das hat sich so verändert.

Wir kennen das noch von früher, den Zusammenhalt, dass jeder dem anderen geholfen hat – und das hat sich sehr, sehr, sehr verändert. Wenn das wieder so kommen würde, dann wäre wieder ein bisschen mehr Frieden.“

Statement eines Ehepaares: „Mehr füreinander als gegeneinander, Frieden sowieso, mehr Verständnis und Gerechtigkeit und Akzeptanz untereinander. Akzeptanz auch unseren Ausländern gegenüber, die sich integrieren.“

Hannes Knott, hauptamtlicher Beigeordneter der Stadt Bad Salzungen brachte es auf den Punkt: „Wir müssen einfach viel mehr miteinander sprechen.“

Blick nach vorn

Superintendent Ernst beendete seine Predigt mit einem Appell, der die Zuhörenden nachdenklich und zugleich gestärkt entließ:
„Modern fromm sein bedeutet, in der Gewissheit zu leben, dass Gott uns in allen Höhen und Tiefen trägt.

Es bedeutet, aktiv zu sein – im Glauben und in der Gesellschaft.“