Zukunft im ländlichen Raum diskutiert: Engagement & Perspektiven vor Ort

Gastbeitrag von Andrea Dominik

Unter dem Motto „Zukunft ländlicher Raum“ trafen sich vergangene Woche über 60 Vertreter aus dem Wartburgkreis, darunter Bürgermeister, Ortsteilbürgermeister, Erzeugerinnen und Erzeuger und viele weitere im Kulturhaus Neukirchen, um über Chancen und Herausforderungen der regionalen Entwicklung zu diskutieren.

Die Regionalkonferenz wurde auf Initiative von Landrat Dr. Michael Brodführer von der Kreisplanung des Landratsamtes gemeinsam mit der SPES Zukunftsakademie (Studiengesellschaft für Projekte zur Erneuerung der Strukturen) aus Oberösterreich und Baden-Württemberg organisiert.

Ziel der Veranstaltung war es, die Dörfer des Wartburgkreises als lebendige, zukunftsfähige Lebensorte zu erkennen.

Im Fokus standen der Austausch von Ideen, die Präsentation erfolgreicher Projekte und das Aufzeigen konkreter Perspektiven für eine nachhaltige Dorfentwicklung – von Leerstandsnutzung, Nahversorgung über Wohnmodelle im Alter bis hin zu Energieversorgung und sozialem Zusammenhalt.

Dabei ging es darum, die Eigeninitiative der Dorfgemeinschaften zu fördern, Kooperationen anzustoßen und Mut zu machen, gemeinsam kreative Lösungen umzusetzen.

Steinbach als Beispiel dörflicher Umgestaltung

In seiner Begrüßungsrede stellte Landrat Dr. Michael Brodführer die erfolgreiche Entwicklung von Steinbach bei Bad Liebenstein dar.

Er zeigte auf, wie engagierte Dorfgemeinschaften auch in schwierigen Zeiten Neues schaffen können: In den 1990er-Jahren verließen 40 Prozent der Bevölkerung die Gemeinde, die Industrie brach zusammen und die Arbeitslosigkeit stieg auf 90 Prozent.

Doch die Anwohner und Anwohnerinnen gaben nicht auf. Mit dem „Zukunftsstammtisch“ trafen sie sich regelmäßig, „nicht um zu meckern, wie schlecht alles ist, sondern um über Wünsche und Ziele für den Ort zu reden“, erklärte Brodführer.

Gemeinsam wurden Projekte entwickelt, Fördermöglichkeiten geprüft und umgesetzt – eine Initiative, die Steinbach heute weit über die Region hinaus als vorbildliche Dorfgemeinschaft auszeichnet.

Aus der Not eine Tugend machte auch Schlierbach

Johannes Brandl stellte die Philosophie der SPES Zukunftsakademie aus Schlierbach, einem Dorf in Österreich, vor. Dort hatte das kleine Dorf zunächst kaum Perspektiven.

Mit Engagement, Kooperation und Kreativität kauften die Dorfbewohner gemeinsam ein altes Hotel und wandelten es in eine Zukunftsakademie um, die heute Gemeinden und Dörfer zu Exkursionen einlädt, um zu lernen und gemeinsam voran zu kommen.

Brandl, der auch Geschäftsführer dieser Zukunftsakademie ist, sagte in seinem Impulsvortrag: „Wenn man seine Aufmerksamkeit nur auf das Negative lenkt, trifft es ein. Lenkt man sie aber auf Positives, dann tritt das Positive ein.“

Er betonte, dass erfolgreiche Regionalentwicklung nur gelingt, wenn Sinnhaftigkeit, Beziehungen und Kooperation zusammenwirken.

Workshops zu zentralen Themen

Im Anschluss konnten die Teilnehmer an diesem Tag in vier Workshop-Runden konkrete Themen aus dem ländlichen Raum bearbeiten:

· Begegnung, Betreuung, Unterstützung
· Leerstandsnutzung mit Nahversorgung, Gastronomie und Bürgergenossenschaften
· Lebenswertes Wohnen im Alter
· Energieversorgung

Gerade die ersten beiden Punkte werden im Kulturhaus in Neukirchen gelebt. Es wurde nicht ohne Grund als Location für die Regionalkonferenz ausgewählt.

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen „Markt der Möglichkeiten“, bei dem die Teilnehmenden inspirierende Projekte und Ideen austauschen und sich noch einmal zu den Vorträgen informieren konnten.

Abschließend gab es einen Überblick über Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten für die Umsetzung regionaler Projekte.

Ausblick und Best-Practice-Exkursion

Für Mai 2026 ist gemeinsam mit SPES Baden-Württemberg eine Exkursion zur SPES Zukunftsakademie im Oberösterreichischem Schlierbach geplant, für die die Anmeldungen bereits laufen.

Dort werden Best-Practice-Beispiele vorgestellt zu den Themen: Nahversorgung, Gastronomie und Bürgergenossenschaften, lebenswert Wohnen im Alter und Erhalt traditioneller Baukultur, Sozialer Zusammenhalt und Wirksamkeit, Musikschulwerk in Oberösterreich, Direktvermarktung regionaler Produkte und regionales Handwerk, Energieversorgung sowie Leerstandsnutzung.

Weitere Termine werden angefragt.

Die Regionalkonferenz zeigte deutlich: Der ländliche Raum befindet sich im ständigen Wandel und wird immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt.

Gleichzeitig gibt es zahlreiche erfolgreiche Beispiele, an denen sich Gemeinden orientieren können, um eigene Ideen zu entwickeln und umzusetzen.

Entscheidend ist dabei der gemeinsame Einsatz von Bürgerinnen und Bürgern, Verwaltung und Akteuren – nur gemeinsam kann der Wandel aktiv gestaltet werden.