Gedenkgottesdienst zum Candle Lighting Day in Dorndorf: „Meine Wege gehst du mit“

Gastbeitrag von Julia Otto

„Wie soll man verstehen, was unverständlich zu sein scheint? Wie sich vorstellen, was eigentlich unvorstellbar ist?“

Diese Fragen begleiteten die rund 70 Menschen aus dem gesamten Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach, die zum Candle Lighting Day in die Evangelische Kirche Dorndorf kamen, um ihrer verstorbenen Kinder zu gedenken.

Der Gottesdienst war durchzogen von Trauer, aber auch von der Hoffnung, dass der Weg der Trauer nicht allein gegangen werden muss. Für manche verwaiste Eltern ist die Adventszeit besonders aufwühlend.

Während draußen die Lichter glänzen und Menschen feiern, wird die innere Leere umso schmerzhafter spürbar. Ein Platz bleibt leer, eine Umarmung fehlt, eine Stimme schweigt. Der Glanz der Welt kontrastiert schmerzlich mit dem Dunkel des Verlusts.

In diesem Kontext findet der Candle Lighting Day statt – eine weltweite Gedenkfeier, bei der für jedes verstorbene Kind eine Kerze entzündet wird. Diese Lichter symbolisieren die bleibende Erinnerung.

Seit drei Jahren wird dieser besondere Gedenkgottesdienst immer am 2. Adventswochenende gemeinsam vom Ambulanten Hospiz-Zentrum der Regionen Bad Salzungen / Rhön und der Kirchgemeinde Dorndorf gestaltet.

Das Bestattungshaus Sachs hat die Kirche mit vielen Kerzen, Moos, einem Baum und Engeln liebevoll dekoriert, wodurch eine Atmosphäre der Geborgenheit und des Trostes geschaffen wurde.

Vor dem Gedenkgottesdienst hatten die verwaisten Eltern die Möglichkeit, die Namen ihrer verstorbenen Kinder auf symbolische „Fußspuren“ zu schreiben. Besonders bewegend war das Verlesen der 62 Namen der verstorbenen Kinder.

Der Moment war von Stille, Trauer und tiefer Verbundenheit geprägt. Noch intensiver wurde er, als Pfarrerin Franziska Freiberg und Heike Fritzsche, Koordinatorin des Ambulanten Hospiz- Zentrums Bad Salzungen / Rhön, die „Fußspuren“ nach dem Verlesen liebevoll auf einen mit Moos bedeckten Weg passend zum Thema „Meine Wege gehst du mit“ niederlegten.

Zeitgleich entzündeten Johanna Weymar, Leitende Koordinatorin des Ambulanten Hospiz- & Palliativen Beratungsdienstes und Claudia Miksch, Koordinatorin Kinder- und Jugendhospizdienst für jedes Kind eine Kerze.

Es war ein kraftvolles Ritual der Erinnerung, das den Kirchenraum mit Trost erfüllte. „Ich hätte nicht gedacht, wie viele Eltern davon betroffen sind“, sagte eine Besucherin.

Im Rahmen des Gottesdienstes wurde zudem ein berührender Beitrag von Johanna Weymar verlesen. Sie sprach über die Herausforderungen des Lebens und des Verlustes und teilte ihre tiefgründigen Gedanken:

„Das Leben ist ein Labyrinth aus Höhen und Tiefen, aus Herausforderungen und Erfahrungen. Wir wissen nie, was nach der nächsten Abzweigung kommt. Doch der Tod führt uns nicht ans Ende, sondern zur Vollendung. Inmitten der Trauer wächst etwas Neues – die Hoffnung. Mit dem Tod kommt das Leben, nicht das Ende, sondern der Anfang.“

Die Predigt, die von Pfarrerin Franziska Freiberg gehalten wurde, griff das Thema des Wandels nach einem Verlust auf. Sie sprach davon, wie der Weg nach einem schmerzlichen Verlust ins Taumeln bringt, wie „die Füße keinen Halt mehr finden und jeder Schritt ins Fallen zu führen droht.“

Doch sie machte zugleich Mut, denn auch im schwersten Schmerz gebe es Halt: „Du bist hier, weil das Taumeln irgendwann aufgehört hat. Weil du unter deinen Füßen wieder den Boden spüren konntest. Weil dein Weg dich wieder trägt – über Steine und Wurzeln und manchmal sogar über weiches Moos.“

Sie erinnerte uns daran, dass niemand diesen Weg allein gehen müsse: „Gott geht voran. Die Trauer ein bisschen hinter dir. So bist du geschützt, wenn du wankst, und geführt, wenn du die Richtung nicht mehr weißt.“

Musikalische Beiträge – die meditativen Klänge der Zungentrommel von Claudia Miksch, die Orgelmusik von Antonia Engel und der Gemeindegesang – verwoben sich zu einem einfühlsamen, hoffnungsvollen Klangraum, der den Gottesdienst mit Wärme und Trost erfüllte.

Nach dem Gedenkgottesdienst waren alle eingeladen, im Gemeindehaus bei einem Imbiss, den der „Eat-Pray-Love“-Kreis der Kirchgemeinde liebevoll vorbereitet hatte, zusammenzukommen.

In dieser einfühlsamen Atmosphäre bot sich die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen – ein Ort, an dem Nähe, Trost und Verständnis spürbar wurden.

Der Candle Lighting Day verdeutlichte: Die Trauer um ein Kind endet nie, aber sie verändert sich. Sie wird leichter zu tragen, wenn Menschen einander beistehen, wenn das Licht der Erinnerung geteilt wird und wenn die Hoffnung einen Platz behält. Gott geht mit – im Dunkel und im Licht.