Gastbeitrag von Martin Kremer
Vor wenigen Tagen fand im Wildpark Gersfeld ein ganztägiger „Schnupperkurs“ zum Obstbaumschnitt statt, zu dem der Verein Natur- und Lebensraum Rhön e. V. und die Stadt Gersfeld eingeladen hatten.
14 Interessenten nahmen an dem Kurs teil und übten unter der Leitung von Hermann Fien an den Obstbäumen im Wildpark den sachgerechten Pflegeschnitt.
Streuobstwiesen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Und sie haben eine beachtliche Kulturgeschichte hinter sich. Seit der Jungsteinzeit ist belegt, dass Menschen den Apfel nutzen.
Der Urapfel stammt aus Zentralasien. Über die Griechen und Römer fand der Streuobstanbau den Weg nach Mitteleuropa und war lange wichtiger Bestandteil der Lebensmittelversorgung.
Leider setzte ab den 1950er Jahren ein Trend ein, mit dem die Streuobstwiesen zugunsten des Plantagenanbaus verworfen wurden.
Aber seit rund 30 Jahren gibt es ein Umdenken! Streuobstwiesen zählen zu den sogenannten Agroforstsystemen, denen mit Blick auf den Klimawandel große Bedeutung beigemessen wird. Auch gilt es, die Rhöner Sortenvielfalt mit rund 400 Sorten zu bewahren.
Hermann Fien machte deutlich, dass Obstbäume nur bei regelmäßiger Pflege ein hohes Alter erreichen und über viele Jahre ihre Früchte spenden können. Doch genau da wird es schwierig. Viele Bestände sind vergreist, unsachgemäß geschnitten oder auch von Misteln befallen.
In diesem Jahr ein besonderes Problem: durch das extrem ertragreiche Jahr sind bei vielen Obstbäumen Äste heruntergebrochen. Vielerorts fehlt heute das Wissen um den sachgerechten Baumschnitt.
Hier setzt der Verein Natur- und Lebensraum Rhön in Kooperation mit den Kommunen der hessischen Rhön an.
Sebastian Müller, der erste Vorsitzende des Vereins betont: „Wir wollen den Bürgern Mut machen. Obstbaumschnitt ist kein Hexenwerk. Mit eintägigen Schnupperkursen in unseren Rhöngemeinden wollen wir Interessierte an die Grundlagen der Obstbaumpflege heranführen. Es gilt, unsere Obstbäume wieder in Wert zu setzen.“
Für den eintägigen Schnittkurs bedeutete dies, dass die Teilnehmenden am Vormittag in einem Theorieteil in die Biologie der Obstbäume und den besonderen Lebensraum Streuobstwiese herangeführt wurden.
Grundlagen für die sachgerechte Pflanzung sowie die Pflege und die Schnittvarianten zu verschiedenen Jahreszeiten wurden vermittelt. Dann ging es zum Praxisteil hinaus an die Obstbäume im Wildpark.
Nach einer gemeinschaftlichen Beurteilung jeden einzelnen Baumes konnten sich die Teilnehmenden dann erproben und das Erlernte in die Praxis umsetzen. Dabei konnten sie sich auch mit den unterschiedlichen Arbeitsgeräten wie Astsägen und Obstbaumleiter vertraut machen.
Martin Kremer, Geschäftsführer des Vereins Natur- und Lebensraum Rhön und der Baumwart Hermann Fien ziehen ein positives Fazit. Gezielt wurden von den Teilnehmenden bereits weitere Fortbildungen nachgefragt. Allenthalben wurde die Veranstaltung als sehr motivierend wahrgenommen.



