Bauarbeiten gehen weiter – Inbetriebnahme der Altensteiner Höhle für 3. Quartal geplant

Gastbeitrag von Stefanie Kießling

Seit Mai 2020 laufen die Umbaumaßnahmen an der Altensteiner Höhle zu einer ganzjährig nutzbaren, wetterunabhängigen Touristenattraktion. Aufgrund des Fledermausschutzes und Liefer- und Personalengpässen hat sich die Bauzeit verlängert.

Nun beginnen aber die letzten Arbeiten und behördlichen Abstimmungen, sodass die Stadt Bad Liebenstein damit rechnet, dass die Inbetriebnahme der Höhle im 3. Quartal 2023 erfolgen kann.

Darüber informierten Bürgermeister Dr. Michael Brodführer, der betreuende Bauamtsmitarbeiter Olaf Koblitz und die Planer Antje Rimbach und Michael Keilhold diese Woche vor Ort.

Stand der Maßnahmen und Kosten

Der Schluss-Stein am Mundloch des Fluchtwegestollens weist darauf hin: Bereits 2021 konnte dieser Teil der Bauarbeiten fertiggestellt werden.

Außerdem wurden die Außenanlagen neugestaltet, der Höhlensee entschlammt, Geländer, Absturzsicherungen und eine Fluchttreppe eingebaut sowie Hauptwege und Treppen teilweise begradigt.

95 Prozent der Elektroarbeiten im Innern der Höhle sind abgeschlossen. Hier sind nur noch Feineinstellungen bei der Effektbeleuchtung notwendig. Aktuell befindet sich die Installation des 3D-Mappings in Vorbereitung.

Der Auftrag für die Einrichtung der Hardware wurde nach mehreren Ausschreibungen an eine Firma in Rheinland-Pfalz vergeben. Die Ausschreibung für die Software läuft aktuell.

Ausstattungsgegenstände – wie Bestuhlung, Vitrinen und Ausstellungstische – müssen nach angeschafft werden.

Bürgermeister Dr. Michael Brodführer ist zuversichtlich, dass die Höhle im 3. Quartal 2023 den Betrieb aufnehmen kann: „Wir arbeiten intensiv daran, dass wir die notwendigen Zulassungen rechtzeitig erhalten.

Den erforderlichen Betriebsplan haben wir bereits vergangenes Jahr beim zuständigen Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TULBN) eingereicht, erste Begehungen haben auch bereits stattgefunden.

Nun gehen wir zusammen mit dem Amt in die Abstimmung und Beteiligung mit zahlreichen weiteren Behörden. Dazu gehören die Behörden für Natur- und Denkmalschutz, der Wasser- und Abwasserverband, der Forst und die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten.“

Nach derzeitigem Stand belaufen sich die Gesamtkosten für die Maßnahme auf 2,3 Millionen Euro (netto).

Zu den kostenintensivsten Baumaßnahmen gehörten der Bau des Fluchtwegestollens und die Elektroarbeiten (jeweils 470.000 Euro). Circa 140.000 Euro der Gesamtkosten entfallen auf den Fledermausschutz.

Fledermausschutz und Barrierefreiheit

Alle Maßnahmen erfolgten unter Berücksichtigung des Fledermausschutzes: Dafür wurden zu Beginn Gutachten erstellt, Winterquartierszählungen durchgeführt und es gibt eine ökologische Baubegleitung.

Da die Höhle im Winter von Fledermäusen genutzt wird, ruhten bis auf wenige Arbeiten an der Beleuchtung die Baumaßnahmen von Oktober bis April. Besonders bei der Beleuchtung fand der Fledermausschutz besondere Berücksichtigung.

Das spiegelt sich in der Auswahl einer fledermausgerechten Beleuchtung wider: Es wurde auf blendfreien Leuchten geachtet, auf den richtigen Standort von Leuchten, auf die geeignete Lichtfarbe und indirekte Beleuchtung.

So sorgen beispielsweise in der Höhle blendfreie Pollerleuchten für das richtige Licht, im Außenbereich ist indirektes Licht in die Handläufe an den Zugängen zum Höhleneingang eingebaut.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Thema Barrierefreiheit. Wo es möglich war, wurden in der Höhle Barrieren für bewegungseingeschränkte Personen reduziert.

Sie gelangen über eine Rampe in die Höhle und können über begradigte Wege die Höhle bis zum Höhlensee besichtigen. Ein Behindertenparkplatz befindet sich direkt vor der Höhle, die Toilettenanlage verfügt selbstverständlich über eine rollstuhlgerechte Kabine

Bauzeit

Im Mai 2020 begannen die Bauarbeiten und das damals ausgegebene Ziel, 2021 wieder zu öffnen, war ambitioniert, aber nicht unrealistisch. Zu der enormen Verlängerung der Bauzeit führten dann eine Reihe von Faktoren.

Vor allem sorgten die Einstellungen der Arbeiten im Zuge des Fledermausschutzes zu großen zeitlichen Verschiebungen.

„Wenn man bedenkt, dass wir bis auf kleinere Maßnahmen im Jahr effektiv nur fünf Monate bauen konnten, liegen wir eigentlich nur bei 1,5 Jahren Bauzeit“, fasst Olaf Koblitz vom Bauamt der Stadt Bad Liebenstein mit einem Augenzwinkern die Situation zusammen.

Für weitere Verschiebungen im Bauablauf sorgten vor allem die durch die Coronapandemie und den Ukrainekrieg bedingten Liefer- und Personalengpässe.

Kabel und Leuchten waren nicht lieferbar, die Lieferzeit für Container, in denen die sanitären Anlagen untergebracht sind, betrug statt der üblichen 6 Wochen 16 Wochen.

Ausschreibungen für Bau- und Lieferleistungen musste die Stadt teilweise mehrfach wiederholen, weil sich Firmen entweder keine Angebote Abgaben oder unangemessen hohe Preise aufriefen.

Hintergrund

Die Stadt Bad Liebenstein gestaltet die Besucherhöhle „Altensteiner Höhle“ im Ortsteil Schweina zu einem Landschaftsgarten unter dem Berg und somit zur ersten öffentlichen Thüringer Schauhöhle um.

Durch die Umsetzung des Projektes wird die Altensteiner Höhle wieder zu einer ganzjährig nutzbaren, wetterunabhängigen Touristenattraktion entwickelt.

Kernattraktion ist hierbei die Höhle selbst, die durch Licht und die Projektion von Inhalten durch Video 3D-Mapping in Kombination mit Surround-Audioinstallationen inszeniert werden soll.

Weiterhin waren baulich-restauratorische Maßnahmen, insbesondere die Schaffung eines 2. Ausganges und der teilweise behindertengerechte Ausbau sowie die umfassende Neugestaltung und Aufwertung der Außenanlagen notwendig.

Bei allen Arbeiten waren denkmalpflegerische Belange zu berücksichtigen. Die Maßnahme wird mit EU-Mitteln gefördert. Der Fördersatz beträgt 80 Prozent.

Das vom Freistaat Thüringen geförderte Projekt wurde durch Mittel der Europäischen Union im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert.