Gastbeitrag von Michael Knauf
Die Gemeinde Dermbach liegt im mittleren Feldatal, in der Kuppen-Rhön und ist ein Ort im Wartburgkreis direkt an der Bundesstraße 285.
Zu Dermbach gehören 19 Ortsteile und sie ist eine Erfüllende Gemeinde für Empfertshausen, Oechsen, Weilar und Wiesenthal. Dermbach hat um die 7200 Einwohner und liegt 370 m über N/N.
Die urkundliche Ersterwähnung von Dermbach erfolgte im Jahr 1145 unter dem damaligen Namen „Tirmbach“. Das imposante Gemeindewappen erschuf der Heraldiker Herr Uwe Reipert.
Als Notgeld bezeichnet man Geld oder auch Gutscheine, welche bei Mangel an Zahlungsmittel vom Staat oder von Gebietskörperschaften im Umlauf gebracht oder gesetzt wird und nur örtliche und eine zeitlich begrenzte Gültigkeit besitzt.
Die damalige Gemeindeverwaltung der an der Felda gelegenen Rhönkommune, fand im Zweigverein des Rhönklubs von Dermbach einen Partner zur Herausgabe von ansehnlichen und künstlerisch einfach gestalteten Noten.
Die Scheine haben einen durchaus geschichtlichen Wert und werden von Sammlern, Eisenbahnfreunden und Liebhabern sehr geschätzt. Das Dermbacher Notgeld ist ein begehrtes Objekt auf Börsen und wird noch heute täglich im Internet angeboten.
Die Gemeindeverwaltung von Dermbach gab am 1. Januar 1921 drei verschiedene Serien-Scheine in den Werten 25 Pfennig, 50 Pfennig und eine Mark heraus.
Diese waren mit Wasserzeichen von dunklen Kreuzen und mit einer aufgestempelten Seriennummer ausgestattet. Die Vorderseite zeigt unter der Beschriftung „Gutschein der Rhöngemeinde Dermbach“, die unterschiedlichen Wertangaben an.
Auf der gemeinsamen Rückseite der drei Scheine ist ein Rhöner-Wandersmann, von Buchenzweigen umrandet, mit dem bekannten Refrain aus dem Rhönlied von Andreas Fack „Zieh an die Wanderschuh und nimm den Rucksack auf und wirf die Sorgen ab und marschier zur Rhön hinauf“, abgebildet.
Das Layout der Scheine ist einfach und in einem matten Farbton gehalten. Die Scheine sollen in der damaligen Dermbacher Druckerei Wilhelm, später Druckerei Göpfert, entstanden sein.
Eine zweite Serie von Gutscheinen gab der Rhönklubzweigverein Dermbach zu Ehren der bei den Rhönern sehr beliebten Feldabahn „Rompelboh“ heraus.
Die Eröffnung der 27,79 km langen Gesamtstrecke von Dorndorf nach Kaltennordheim fand bereits am 1. Juli 1880 statt. Es handelte sich um die erste meterspurige Bahn und die drittälteste Schmalspurbahn in Deutschland.
Die gleichen Vorderseiten der vier Scheine, mit dem Maßen 110 mm x 70 mm, hatten einen Wert von 75 Pfennig und waren als Gutschein der Feldabahn-Serie gekennzeichnet. Die Weimarer Druckerei Reineck & Klein übernahm die Herstellung.
Die Rückseiten der Scheine hatten vier verschiedene Motive, ohne Wasserzeichen mit einer aufgestempelten Seriennummer. Die Verse/Sprüche zu den Motiven stammen aus der Feder von Herrn Werner.
Die grafischen Zeichnungen sind signiert, aber leider kann man die Urheberunterschrift kaum entziffern. Auch wurde in Überlieferungen der Name des Künstlers nicht genannt.
Alle Gutscheine waren in schwarz/weiß, auf hellgrauem Untergrund beidseitig bedruckt. Auf Schein 1 der Gutscheine ist ein Landwirt zu sehen der eilig vor einem Zug der Feldabahn vorbei läuft. Unter der Zeichnung ist folgender Vers zu lesen:
Schein 1
Ein Bäuerlein ging mal zur Stadt, Als ihm der Zug begegnen tat; Ein Schaffner fragt den alten Wicht; Wollt ihr denn mit uns fahren, nicht? Da hat das Bäuerlein gemeint; Ich hab's heute eilig lieber Freund!
Auf einem anderen Gutschein, Schein 2, war das Motiv eines Anglers, der aus einem Waggon der Feldabahn heraus in der Felda nach Fischen angelt zu sehen. Es ist folgender Text zu lesen:
Schein 2
Besteigt in Dorndorf man die Bahn und fängt zu gleich zu angeln an, so hat in Nurde man indessen genug Forellen zum Mittagessen. Doch lasse man sich nicht erwischen, im Fahren ist's verboten s' Fischen!
Die anderen zwei Gutscheine 3 und 4 beschäftigten sich ebenfalls mit der Feldabahn und hatten die Motiv-Verse zu „Das Schlachtfest“ und die Thematik Umbau der Feldabahn auf Regelspurgleise.
Schein 3
Das Schlachtfest. Braucht einmal heißes Wasser man, Zum Schlachtfest, fragt bescheiden dann. Man beim Maschinenpersonal, Die geben's gerne allemal. Den Reisenden ist's auch nicht schnuppe, Sie freu'n sich auf die Metzelsuppe!
Schein 4
Im Jahr 2000. Am Bahnhof stehet stumm ein Greis. Den Bart, das Haupthaar silberweiß. Er steht seit hundert Jahren und schlug Wurzeln schon tief in den Grund. Es wartet dieser gute Mann. Den Umbau ab der Feldabahn.
Diese Verse des Rhönklubs zeigen die Beliebtheit der ehemaligen „Feldabahn“ im Herzen der Rhöner Bevölkerung. Mit ihr ist leider ein Stück Rhöner Identität im Feldatal unwiderruflich verloren gegangen.
Im Internet und in der Fachwelt werden die Scheine als Scherzscheine (Joke notes) bezeichnet. Sie tragen ja auch alle die Aufschrift: „Wer diesen Schein für Notgeld hält, Der ist von vornherein geprellt.“
Wer die Dermbacher Notgeldscheine / Gutscheine sammeln möchte, der wird bei ebay oder in Internet-Sammlershops fündig. Allerdings werden für die komplette Feldabahn Gutschein Serie Preise bis zu 40,00 Euro verlangt.
Auf diesem Wege möchte ich mich bei dem Heimatforscher, Chronisten und Regionalbuchautor Herrn Dipl.-Ing. Hans Peter Mötzung aus Dermbach für seine Unterstützung zur Erstellung des vorliegenden Beitrags bedanken.