Gastbeitrag von Katja Schramm
Ein Kindergartenkind wird nicht über Nacht zu einem Schulkind. Das braucht Zeit und vertraute Menschen, die die Kinder bei der Gestaltung des Übergangs begleiten und unterstützen. Willkommen und Abschied liegen eng beieinander. Vertrautes wird zurückgelassen, etwas Neues beginnt.
Dazwischen mischen sich starke Gefühle, die mit Vorfreude, Aufregung, Neugier, aber auch mit Ängsten und Zweifeln verbunden sein können. Kurzum, in der Zeit des Übergangs vom Kindergarten in die Grundschule stehen die Mädchen und Jungen vor einschneidenden Veränderungen ihrer bisherigen Lebenswelt.
Weil die Erzieherinnen des Kindergartens und die Lehrerinnen der Grundschule Kaltennordheim sich dieser Bedeutsamkeit bewusst sind, gibt es seit mehr als 20 Jahren eine enge Kooperation zwischen den Bildungseinrichtungen. Inzwischen gehört auch der Kindergarten Kaltenlengsfeld dazu, da die dortigen Schulanfänger ebenso in Kaltennordheim eingeschult werden.
Grundschullehrerin Kerstin Preißel begleitet diese intensive Zusammenarbeit von Anfang an. Als sie im Jahr 2001 zur Beratungslehrerin wurde, entwickelte sie gemeinsam mit Kolleginnen und den Erzieherinnen des Kindergartens das Projekt „Lasst uns eine Brücke bauen“.
Ziel war es, die Kinder auf ihrem Weg in die Grundschule bestmöglich zu unterstützen und vorzubereiten, die Vorfreude und Neugierde auf die Schule zu wecken und mögliche Ängste abzubauen. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Im Gegenteil, aufgrund der gesammelten Erfahrungen im Verlauf der vielen Jahre intensivierte sich der gegenseitige Austausch, wurden Bedürfnisse angepasst, Aktivitäten und Gemeinsamkeiten geschaffen als wichtige Grundlage für die Gestaltung des Übergangs.
Mittlerweile sind Kerstin Preißel, Katja Schramm als Erzieherin der Kaltennordheimer Vorschulgruppe sowie Katrin Walter als Erzieherin vom Kindergarten Kaltenlengsfeld zum Team der „Brückenbauer“ zusammengewachsen.
Sie sind immer dabei, wenn die Kinder auf Erkundungstour gehen, Neues entdecken und zum Vertrauten zurückkehren dürfen. Schritt für Schritt gehen sie gemeinsam der Grundschulzeit entgegen, dabei werden die Mädchen und Jungen vertrauensvoll an die Hand genommen, unterstützt und begleitet.
Zusammen lernen sie das Schulgebäude kennen, dürfen hinter die Kulissen schauen, um zu erfahren wie die Klassenzimmer aussehen, wo die Toiletten sind und welche Spielsachen es im Hort gibt. Sogar ins Lehrerzimmer dürfen die Mädchen und Jungen schauen und hinterher ausgiebig auf dem Schulhof spielen.
Nach diesem ersten Schnuppertag, an dem die Vorschulkinder ungestört durch die Flure der Grundschule streifen, folgen weitere Besuche wie die Teilnahme am Unterricht der Erstklässler. Auch der Hort wird in jedem Jahr gründlich unter die Lupe genommen bei einem gemeinsamen Mittagessen in der Schulspeisung, der Hausaufgabenstunde und Spielzeit.
Mit Beginn des letzten Kindergartenjahres ist Kerstin Preißel regelmäßig bei den künftigen Schulanfängern zu Gast. Auf spielerische Weise lernt die Beratungslehrerin die Kinder der Vorschulgruppe „Wilde Pferde“ in Kaltennordheim und die „Schlauen Füchse“ in Kaltenlengsfeld kennen, baut zunehmend eine Beziehung und Vertrauen auf, was den Zugang zur Schule maßgeblich erleichtert.
Im Gegenzug haben sich die Programmauftritte der „Wilden Pferde“ in der Grundschule zu einer schönen Tradition entwickelt. Mit Liedern, Gedichten und Rollenspielen begeistern die Vorschulkinder im Herbst, zur Weihnachtszeit und im Frühling die Grundschüler, Lehrer und Horterzieher.
Eine weitere gute Gelegenheit, den gegenseitigen Kontakt zu intensivieren, das Selbstvertrauen der Kinder zu verstärken und die Orientierung zu verbessern. Fragen, Sorgen, Nöten werden ernst genommen, niemand bleibt allein – auch die Eltern nicht, deren bisheriger familiärer Alltag mit Schuleintritt des Kindes ebenso verändert wird.
Ihnen stehen die erfahrenen Erzieherinnen in Kaltennordheim und Kaltenlengsfeld jederzeit gesprächsbereit zur Seite. Gemeinsame Elternabende im Kindergarten und in der Grundschule, stetige Information und Transparenz über den Verlauf des letzten Kindergartenjahres sowie ein gegenseitiger Erfahrungsaustausch bilden die Grundlage für ein partnerschaftliches Miteinander im Sinne der Kinder.
Im Übrigen ist die Übergangsgestaltung mit der Schuleinführung nicht beendet. Die gegenseitigen Besuche werden auch im ersten Schulhalbjahr noch weitergeführt, um zu beobachten, wie sich die Erstklässler im Schulalltag zurechtfinden, um Rückschlüsse für die weitere Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Grundschule zu ziehen.