Plötzlich hängende Mundwinkel, eine ungewohnt undeutliche Aussprache, Lähmungserscheinungen in Arm oder Bein, starke Kopfschmerzen und Schwindel – wenn diese Anzeichen auftreten, zählt jede Minute. Denn ein Schlaganfall ist immer auch ein Notfall, bei dem gilt: „Zeit ist Hirn“.
Ein Schlaganfall kann verheerende Auswirkungen haben – von lebenslangen Behinderungen bis zum tödlichen Ausgang. Viele Faktoren haben Einfluss darauf, das Risiko eines Schlaganfalls zu erhöhen. So auch Cholesterin.
Warum das so ist und wie ein gesunder Lebensstil dazu beitragen kann, das Schlaganfallrisiko zu minimieren, erklärt Dr. Günther Heide, Chefarzt der Neurologie im Helios Klinikum Meiningen, anlässlich des offiziellen Tags gegen den Schlaganfall am 10. Mai.
Beginn des Vortrages ist um 17 Uhr im Speisesaal des Helios Klinikums Meiningen.
„Cholesterin ist nicht gleich Cholesterin“, betont Dr. Günther Heide. Der Neurologe ist Leiter der 2022 erfolgreich rezertifizierten Schlaganfall-Einheit (Stroke Unit) im Helios Klinikum Meiningen, die darauf spezialisiert ist, Menschen nach einem Schlaganfall schnellst- und bestmöglich wieder fit für ihren Alltag zu machen.
Damit es aber gar nicht erst zu einem Schlaganfall kommt, liefert der Experte wertvolle Informationen zur Risikovermeidung durch einen gesunden Lebensstil.
Wofür braucht der Körper Cholesterin?
Cholesterin wird als ein wichtiger Bestandteil der Zellmembranen sowie zur Bildung von Hormonen benötigt. Da es sich um eine Fettsubstanz handelt, löst sich Cholesterin nicht einfach im Blut (also einer wässrigen Flüssigkeit) auf.
Für den Transport aus der Leber – hier finden rund 80 Prozent der körpereigenen Cholesterinbildung statt – oder aus dem Darm, wo es über die Nahrung hingelangt, packt der Körper das Cholesterin daher mit Eiweißen (Lipoproteinen) in kleinen Teilchen (HDL, LDL) zusammen.
Das LDL-Cholesterin verursacht dabei Ablagerungen in den Wänden der Schlagadern (Plaques) und wird deshalb als ‚schlecht‘ bezeichnet. Da das HDL-Cholesterin das LDL-Cholesterin wieder aus dem Blutkreislauf entfernen kann, wird das HDL-Cholesterin hingegen oft als ‚gut‘ bezeichnet.
Warum ist zu viel Cholesterin schädlich?
Zu viel LDL-Cholesterin ist also verantwortlich für Plaques und führt so zu Engstellen in den Blutgefäßen. Darüber hinaus lässt es die Gefäßwände starrer und spröde werden (Arteriosklerose).
Deshalb können die Gefäße schneller einreißen und sich auf diesen Rissen schließlich Blutgerinnsel (Thromben) ablagern. Wenn das geschieht, steigt das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.
Ein hoher LDL-Cholesterinspiegel kann so einen Schlaganfall auslösen, ein hoher HDL-Cholesterinspiegel ein Schlaganfallrisiko im Gegenzug minimieren.
Woher kommt zu viel Cholesterin und wie macht es sich bemerkbar?
Ein hoher LDL-Cholesterinwert ist im Wesentlichen auf familiäre Veranlagung zurückzuführen. Oft wissen Betroffene gar nicht, dass ihr Cholesterinspiegel zu hoch ist, weil sich keine Symptome bemerkbar machen.
Nur eine Blutuntersuchung bringt hier Klarheit. Daher empfehlen Ärzt:innen regelmäßige Cholesterinuntersuchungen – insbesondere für diejenigen mit erhöhtem Risiko für Herzerkrankungen und Schlaganfälle durch Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht, die als weitere Risikofaktoren für Schlaganfälle gelten.
Wann sollte der LDL-Cholesterin-Wert gesenkt werden?
Je höher der LDL-Cholesterin-Wert ist, desto sinnvoller ist eine bewusste Senkung des Wertes, um Herzinfarkte und Schlaganfälle verhindern zu können. Und je höher das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch andere Faktoren ist, desto mehr Wirkung zeigt eine Cholesterinsenkung.
„Das empfohlene Ausmaß der Cholesterinsenkung ist daher abhängig vom individuellen Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, also davon, ob neben dem erhöhten Cholesterinspiegel auch Risikofaktoren wie Geschlecht, Alter, Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen et. auf den Patienten zutreffen“, erklärt Dr. Günther Heide.
Wie lässt sich der LDL-Cholesterin-Wert senken?
Eine gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und der Verzicht auf Rauchen können den Cholesterinspiegel auf natürliche Weise senken. Der Verzehr von mehr pflanzlichen und weniger tierischen Fetten („Mittelmeer-Küche“) wirkt sich ebenfalls günstig auf die LDL-Werte aus.
Doch nicht immer ist das ausreichend, dann kann eine medikamentöse Therapie mit sogenannten Statinen erforderlich sein, um den Cholesterinspiegel zu senken.
Statine hemmen die körpereigene Produktion von Cholesterin und werden unter anderem nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall eingesetzt, um das Wiederholungsrisiko zu minimieren.
Sie können prophylaktisch aber auch bei sehr hohen LDL-Cholesterin-Werten angewandt werden, um Durchblutungsstörungen zu vermeiden.
„Cholesterin ist also ein großer Risikofaktor. Ein gesunder Lebensstil und eine frühzeitige Erkennung von erhöhten Cholesterinwerten helfen daher, das Risiko von Schlaganfällen zu minimieren.
Wenn Sie sich über Ihren Cholesterinspiegel oder andere Risikofaktoren für Schlaganfälle Sorgen machen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt über geeignete Präventionsmaßnahmen und Behandlungsoptionen“, rät Chefarzt Dr. Günther Heide.