Gastbeitrag von Michael Knauf
Die Ortschaft Bernshausen liegt im Biosphärenreservat Rhön. Seit Januar 2019 ist das Dorf ein Ortsteil der Gemeinde Dermbach im Wartburgkreis. Die urkundliche Ersterwähnung des Ortes ist auf das Jahr 1247 datiert.
Bernshausen liegt ca. 400 m ü. NN in einem malerischen Seitental der Felda und hat etwa 115 Einwohner. In der Dorfmitte befindet sich die 1615 erbaute evangelische Johanneskirche.
Eingerahmt ist Bernshausen im Osten von der 620 Meter hohen Stoffelskuppe und im Nordosten vom 645 Meter hohen Pleß. Einen halben Kilometer südöstlich des Ortes befindet sich ein Erdfallsee die Bernshäuser Kutte, im Volksmund früher Grüne Kutte genannt.
Der See hat einen Durchmesser um die 250 Meter und wird im südwestlichen Teil von ca. 20 Meter hohen, steilen Hangpartien des Buntsandsteins, welche mit Laubbäumen bedeckt sind, eingerahmt.
Die Fläche des Wasserspiegels beträgt 4,85 Hektar und die tiefste Stelle des kreisrunden Sees soll 47 Meter messen. Die Kutte hat keinen Zufluss, aber einen grabenartigen Abfluss/Überlauf, den Froschbach, der bis zum Ortsrand von Bernshausen reicht.
Die Entstehung der Kutte ist nicht auf vulkanlogische Ereignisse zurück zu führen, wie beispielsweise die Maar-Seen der Eifel, sondern auf eine Auslaugung der mächtigen Steinsalzablagerungen unter dem Buntsandstein.
Solche auch als Erdfallweiher bezeichneten Erdfallseen sind im thüringischen Rhön-Werra-Gebiet keine Seltenheit, wie der Bad Salzunger Burgsee, der Buchensee bei Wildprechtroda, der Schönensee ca. 1,6 km nördlich der Bernshäuser Kutte oder die Rosdorfer Kutte zeigen.
Die bis zu 300 Meter starken Steinsalzablagerungen sind im Werragebiet durch den Bergbau gut erkundet. Sie entstanden durch Verdunstung von Meerwasser des Zechsteinmeeres vor etwa 250 Millionen Jahren.
Über Risse in der Erdkruste, sogenannte Störungszonen, gelangte in der jüngeren Erdgeschichte Grundwasser in die Salzlagerstätten und löste das Salz.
Mit der Auslaugung kam es zur Bildung von Holräumen (Karst) im Zechstein, welche wiederum zu lokalen Einbrüchen im darüber liegenden Buntsandstein führte, wie die Bernshäuser Kutte mustergültig zeigt.
Der Hobby-Geologe, Autor und Heimatforscher Frank Gümbel aus Neidhartshausen berichtet in seinem Buch „Fossilien der Rhön“ u.a. auch zu den historischen Besitzverhältnissen der Bernshäuser Kutte.
Der See wird seit dem Mittelalter als Fischgewässer genutzt. Aus historischen Urkunden der Staatsarchive Marburg und Meiningen lässt sich erschließen, dass die Kutte samt Wüstung Berlshausen, ursprünglich im Besitz der Herrn von Frankenstein, als Lehen an die Ritter von Bernshausen kam, die das Fischgewässer wiederum an die Ritter von Pferdsdorf (an der Ulster bei Unterbreizbach) verkauften, welche den See im 14. Jahrhundert für mindestens drei Generationen besaßen.
Die Kutte ist eine Naturerscheinung von nationaler Bedeutung und wurde am 16. Oktober 1942 zum Naturschutzgebiet erklärt. Sie ist nicht nur ein besonderes Geotop, sondern zugleich auch ein einmaliges Hydrotop und Biotop.
Nach Aussagen von Augenzeugen wurde kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein Kohlendioxydausbruch (Kohlensäure) beobachtet. Es soll in der Mitte des Sees eine Wassersäule emporgepresst worden sein. Dabei kam es zu einer starken Verwirbelung von Schlammteilchen. Danach breitete sich eine gewaltige Flutwelle zu den Ufern aus.
In früheren Zeiten war an der Kutte ein Badebetrieb auf eigene Gefahr möglich. Es befand sich oberhalb der Kutte, bis Mitte der 1990iger Jahre, sogar ein FKK-Campingplatz.
Um die Einzigartigkeit und Natürlichkeit dieses Karst-Einbruchtrichter-See zu erhalten, gelten heute strenge Regeln des Naturschutz, wie ein striktes Badeverbot, eine jegliche Art von Campingverbot und Leinenzwang für Tiere.
Wanderer und Gäste werden gebeten, sich vor einen Besuch an den aufgestellten Informationstafeln oder im Internet darüber zu informieren.
Die Kutte mit ihrem reizempfindlichen See-Wasser gehört zu einem der wichtigsten Geohydrotopen in ganz Deutschland. Ein Lebensraum dessen natürliche Prägung es gilt zu erhalten und der nachhaltig wie sorgsam zu pflegen ist.
Wer mehr über die Geschichte der Bernshäuser Kutte erfahren möchte, dem empfehlen wir folgende Literatur:
-Bernshäuser Kutte im Biosphärenreservat Rhön-Die Entwicklung eines Naturschutzgebietes in 70 Jahren, Hrsg. Martin Görner, Jena 2015, ohne ISBN-Nummer
-Geologische Sehenswürdigkeiten des Wartburgkreises und der kreisfreien Stadt Eisenach.(Naturschutz im Wartburgkreis, Heft Nr.8/1999), Autoren: Roland Geyer, Heinz Jahne, Simone Storch, ISBN 3-9806811-1-4
-„Fossilien der Rhön“, 10. Monografie, Autor Frank Gümbel, Biosphärenreservat Rhön/Verwaltung Thüringen, Zella/Rhön 2019, ohne ISBN-Nummer
Ein besonderer Dank gilt dem Heimatforscher Herr Frank Gümbel aus Neidhartshausen für seine Unterstützung und Hilfe bei der Erstellung des vorliegenden Beitrages.