Die Industrialisierung der DDR-Landwirtschaft – Podiumsgespräch auf Point Alpha 5.7.23

„Plattenbau, Tierproduktion und Chemisierung: Die Industrialisierung der DDR-Landwirtschaft und ihre Folgen“ ist Thema kurzer Impulsvorträge mit einem anschließenden Podiumsgespräch am Mittwoch, 5. Juli im Haus auf der Grenze von Point Alpha.

Beginn der Veranstaltung ist um 18 Uhr, die Öffentlichkeit ist bei freiem Eintritt eingeladen.

Über den sozialistischen Alltag nach der Zwangskollektivierung und über die Herausforderungen der ostdeutschen Agrarindustrie seit 1989/90 wollen die Diskutanten auf der Bühne mit dem Publikum ins Gespräch kommen: Welche Auswirkungen hatten Industrialisierung und sozialistische „Modernisierung“ auf dem Land damals, wie sehen die Folgen heute aus?

Auf dem Podium nimmt Platz für den Bereich „Historische Perspektive/ Wissenschaft“ Fridtjof Dossin (Bauhaus-Uni Weimar), aus der Zeitzeugenperspektive argumentiert Fritz Schumann (LPG-Chef vor und nach 1990) und aus der Perspektive der „Transformation“ bezieht Elke Kimmel Stellung. Die Moderation übernimmt die Historikerin Dr. Ulrike Schulz.

Was die SED zynisch als „sozialistischen Frühling auf dem Lande“ bezeichnete, war für Bauern in der DDR ein harter Bruch mit ihren Arbeitsgewohnheiten, Lebensrealitäten, ja ihrer Identität.

Nach der Zwangskollektivierung der Bauernschaft in Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften ab 1952 begann das kommunistische Regime, das Leben und Arbeiten auf dem Land zu industrialisieren.

Dabei machte es auch vor den Menschen nicht halt: Bauern wurden zu Industriearbeitern mit planbarer Arbeits- und Freizeit. Die sozialistische Stadt wurde auf dem Dorf nachgebildet, wo die LPGs mit Kulturhaus und Konsum zu Fixpunkten des dörflichen Lebens wurden.

Mit sozialen Verbesserungen wie Infrastruktur, Urlaubsplätze und Treueprämien für LPG-Mitglieder kam die Staats- und Parteiführung den Bauern dabei weit entgegen – wer mitmachte, hatte sein Auskommen.

Gleichzeitig zerstörte die erzwungene „Modernisierung“ dörfliche Strukturen und drängte diejenigen, die sie kritisierten, an den Rand.

Die Zeit nach 1990 traf die Industriebäuerinnen und -bauern dann mit voller Wucht – das sozialistische Modernitätsversprechen brach zusammen, viele verloren ihren Arbeitsplatz.

Eine Anmeldung zur Veranstaltung „Plattenbau, Tierproduktion und Chemisierung: Die Industrialisierung der DDR-Landwirtschaft und ihre Folgen“ ist per E-Mail über veranstaltungen@pointalpha.com oder Telefon 06651/919030 erwünscht.

Kooperationspartner sind die Thüringer Staatskanzlei (TSK), Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Thüringer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (ThLA) und die Evangelische Akademie Thüringen.