Gastbeitrag von Anja Nimmich
Im Rahmen des Forschungsprojektes "Ageing Smart - Räume intelligent gestalten" trafen sich Forscher des Fraunhofer IESE aus Kaiserslautern sowie Vertreter der Kommunen des Geisaer Landes zu einem Workshop im Rathaus der Stadt Geisa.
Ziel war es, Ideen zum altersgerechten Wohnen und Leben in der Region zu entwickeln. Eine Umfrage bei den sogenannten Babyboomern im Geisaer Land hatte ergeben, dass der Bedarf an altersgerechten Wohnungen in der Region sehr groß ist.
„Aufgrund der isolierten Lage im ehemaligen Sperrgebiet blieben früher die meisten jungen Leute vor Ort, um Haus und Hof zu übernehmen“, erklärte Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel.
Mittlerweile habe sich die Situation geändert. Die ältere Generation mache sich nun Gedanken, wie es im Alter weitergehen soll, was mit Haus und Hof passiere und wie man im Alter wohnen wird.
„Natürlich müssen wir uns auch parallel zum Thema altersgerechtes Wohnen die Frage stellen, wie wir die Jugend in der Region halten“, betonte Geisas Erste Beigeordnete Simone Kleinstück.
„Die Menschen wollen grundsätzlich erst einmal so lange wie möglich eigenständig bleiben“, stellte Hauptamtsleiter Steffen Bott fest. Ein Umzug in das Altenheim sei meist die letzte Lösung.
Die Ergebnisse der Umfrage der Universität Kaiserslautern hatten auch gezeigt, dass 95 Prozent der Babyboomer in der Region bleiben wollen. Man fühlt sich wohl und ist in die Gemeinschaft vor Ort eingebunden.
Schnell war man sich unter den Workshopteilnehmern einig, dass es in Zukunft in der Region neue Angebote für das Leben im Alter geben muss. Dazu wurden dezentrale und zentrale Lösungen ausgearbeitet.
„Vor allen Dingen die Unterhaltung der großen Grundstücke und Häuser wird ein Problem im Alter“, betonte Buttlars Bürgermeister Johannes Ritz.
Ein dezentraler Lösungsansatz wäre, weitere eigenständige Wohnen im eigenen Haus mit Untervermietung an junge Leute oder der Verkauf an eine junge Familie mit Sicherung eines Wohnrechtes im Grundbuch.
Diese Konstellation muss natürlich auch menschlich passen, waren sich alle schnell einig. Aufgrund der angespannten Baupreise wäre dies allerdings auch eine Option für junge Familien auf dem Weg zum späteren Eigenheim.
In Folge beschäftigten sich die Workshopteilnehmer mit einer zentralen Lösung zum altersgerechten Wohnen mit unterstützenden Angeboten und mit Möglichkeiten des Mehrgenerationenwohnens.
Die Stadt Geisa hatte bereits vor einigen Monaten hierzu eine geeignete Fläche in der Innenstadt von Geisa erworben, die sich fußläufig in der Nähe von Einkaufszentren, Busbahnhof, Ärztehaus und Apotheke befindet.
„Alte Menschen sollten auf keinen Fall isoliert werden, darum halte ich das Mehrgenerationen-Wohnen für sehr attraktiv“, sagte Schleids Bürgermeisterin Bernadett Hosenfeld-Wald.
Bei dem Model des Mehrgenerationen-Wohnens sollen sich die verschiedenen Generationen unterstützen. Junge Mitbewohner können Einkäufe und Wege erledigen und alte Menschen können auf die Kinder aufpassen.
Aber auch hierbei gibt es Herausforderungen. Ob dieses Konzept im ländlich und eher konservativ geprägten Geisaer Land ankommt, ist fraglich.
Ein sinnvolles Angebot, so waren sich die Workshopteilnehmer einig, wäre das Altersgerechte Wohnen mit behindertengerechten Wohnungen und verschiedenen Angeboten, die man zubuchen kann.
„So etwas wäre nicht nur für Geisa, sondern auch für Buttlar vorstellbar“, sagte Buttlars Bürgermeister Johannes Ritz. Auf jeden Fall müsse der Bedarf an Wohnungen ermittelt werden und die Anlage sollte auch ein Treffpunkt für die Gemeinschaft sein.
Auch Vereine, Kindergärten und Kirchengemeinden sollten hier Angebote machen. Auch mit einer angrenzenden Grünfläche mit Spielplatz oder Treffpunkt für die Jugendlichen, könnte man die Generationen zusammenbringen.
Die Wissenschaftler des Fraunhofer IESE notierten sich die zahlreichen Fragestellungen und wollen nun im Nachgang im Rahmen des Forschungsprojektes mit Hilfe von künstlicher Intelligenz ein Programm erstellen, welches bei der Lösungsfindung die Kommunen vor Ort unterstützt.