Stürmische Herbstböen empfingen Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Die Linke) am Montag auf dem Ellenbogen, einer der höchsten Punkte der thüringischen Rhön.
Die Aussichtsplattform mit der Erlebnisrutsche lockt seit 2017 etliche einheimische Besucher und Touristen auf den Hausberg der Gemeinde Oberweid.
Im August diesen Jahres konnte der 150.000. zahlende Besucher an Noahs Segel begrüßt werden - Kinder seien dabei nicht eingerechnet.
Videobotschaft vom Bürgermeister
„Wir haben etwas geschaffen, was Bestand hat und sich bis heute ungebrochener Beliebtheit erfreut“, berichtete Oberweids Bürgermeister Tino Hencl in einer Videobotschaft. Hencl konnte an diesem Tag leider nicht persönlich vor Ort sein.
Der Bürgermeister wies auf das Engagement der Gemeinderäte und der Vereinsmitglieder hin, ohne die dies nicht möglich wäre.
Sie setzen sich für Pflege und Unterhaltung, für die Bewirtung der Gäste sowie für die Weiterentwicklung des Tourismusgebietes ein, sprach Hencl.
Abschließend sagte Hencl, dass er sich auf ein baldiges persönliches Treffen freuen würde. Zudem äußerte er den Wunsch, dass der Ministerpräsident nach dem Aufstieg auf den Aussichtsturm den Weg durch die Rutsche nach unten nehmen solle.
In seiner Grußbotschaft zurück an den Rhöner Tino Hencl versprach Bodo Ramelow, dass er wieder kommen werde. „Es lohnt sich, Urlaub zu machen in der Rhön“, so Ramelow.
Die Rhön als Ganzes vermarkten
Ministerpräsident Ramelow dankte dem Ellenbogenverein für die geleistete Arbeit. Kleine Dorfvereine würden durch den Zusammenhalt und ihren Ansporn oft weitaus mehr schaffen, „als wenn wir das von Behördenseite anstoßen wollen würden.“
Auch auf den touristischen Aspekt der Rhön und ganz Thüringens ging Ramelow ein. „Die größte Gruppe Nichtdeutscher, die wir in Thüringen haben, sind Niederländer“, berichtete er als er von seiner Reise nach Den Haag erzählte.
„Wir müssen mit Angeboten da sein, damit Familien eine Woche ganz entspannt Urlaub machen können“, so der Ministerpräsident weiter. Eine solche Aussichtplattform mit Rutsche, wie es sie auf dem Ellenbogen gibt, sei ein „toller, markanter Punkt.“
„Die Region stark machen und sich nicht gegenseitig schwach machen“, sei ebenfalls ein wichtiger Punkt in Sachen Tourismus. „Die Rhön muss als Ganzes vermarktet werden“, versicherte Ramelow.
Schmalkalden-Meiningens Landrätin Peggy Greiser (parteilos) blickte auf die Investitionen und Maßnahmen der vergangenen Jahre zurück.
„Aber das, was uns hier besonders gut gelungen ist, ist uns an anderer Stelle nicht so gut gelungen“, sagte Greiser in Hinblick auf die Arche Rhön auf dem Weidberg, der nur wenige Kilometer entfernt liegt. Auch hier seien hohe Summen vom Landkreis und vom Freistaat Thüringen investiert worden, jedoch sei das Konzept „nicht so glücklich, wie es hier ist.“
Ein weiterer Berg in der thüringischen Rhön ist die Geba, wo im Jahr 2014 etwas verhindert worden ist, „weil man geglaubt hat, man schwächt andere Regionen im Landkreis.“
Hier wurde sich damals dagegen entschieden, das „Schiefste Gebäude der Welt“ - ein Aussichtsturm mit ellipsenförmiger Rampe - auf dem Berg zu errichten.
Doch auf dem Ellenbogen „ist uns was wunderbares gelungen“, sagte Greiser abschließend und betonte, dass Noahs Segel auch bei den anderen beiden Bundesländern der Rhön gut ankäme.
Mit den RhönWollets eine Geschichte erzählen
Eine weitere Art, auf die Rhön aufmerksam zu machen und eine Geschichte mit Hintergrund zu erzählen, sei mit den RhönWollets garantiert möglich. Die Düngepellets aus Rhöner Schafwolle haben im Frühjahr auch in Ramelows Garten einen Platz gefunden.
„Das Markenzeichen hier aus der Region habe ich zum Anlass genommen, um es Leuten zu zeigen und sie waren alle total begeistert“, sagte der Ministerpräsident, der seine Tomaten und Blumenkästen mit den Wollets bestückte.
Hier konnte ein Punkt geschaffen werden, worüber man die Geschichte der Schäferei und der Landschaft erzählen könne, so Ramelow. „Alle reden über den Wolf, aber keiner über den Schäfer. Das halte ich für ein Problem“, ist sich der Ministerpräsident sicher.
„Wenn wir über die Rhön reden, reden wir über eine offene Landschaft, die nur offen gehalten werden kann, wenn entsprechend Tiere da sind.“
Wind und Wetter live erleben
Bei einem Besuch auf dem Ellenbogen darf der Aufstieg auf die 21 Meter hohe Aussichtsplattform natürlich nicht fehlen.
84 Stufen wurden erklommen, um die Aussicht auf die umliegende Natur zu genießen - auch, wenn der Wind etwas stürmisch war.
Der Ministerpräsident zeigte sich beeindruckt vom Ausblick in die Rhön und hatte auch den Rutschensack schon im Gepäck. Der Wunsch, den Oberweids Bürgermeister Tino Hencl in seiner Videobotschaft äußerte, konnte anschließend erfüllt werden.
Protestaktion vor dem Turm
Der stürmische Tag auf dem Ellenbogen wurde auch von der Bürgerinitiative aus Stadtlengsfeld zum Anlass genommen, um ihre Meinung kundzutun. Diese richtet sich gegen den Bau von Windrädern in den Rhöner Wäldern.
Die Gruppe um BI-Sprecher Ralf Adam wollte mit dem Ministerpräsidenten ins Gespräch kommen, welcher sich bei diesem Thema aber zügig in Rage redete. Die Firma Wiegand Glas im Süden Thüringens brauche beispielsweise dringend Windkraftanlagen, so Ramelow.
Einig waren sie sich dennoch in einem Punkt: kein gesunder Baum soll für ein Windrad gefällt werden. Auf den Kahlflächen sei jedoch Windkraft eine Alternative, meinte der Ministerpräsident.
Die Wanderausstellung, die Fotos vom Windpark bei Vacha zeigt, sollte die Meinung der BI unterstreichen: „Windräder verschandeln die schützenswerte Landschaft.“
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