Gastbeitrag von Michael Knauf
Vor über hundert Jahren, im Jahr 1922 brachten, die Heimatforscher Paul Grau und Max Eckardt, im Verlag von Erich Homuth und gedruckt in der Hoßfeldschen Hofbuchdruckerei in Weidenhain, eine umfangreiche Chronik der Stadt Vacha (Werra) heraus.
Wenn man die Recherche-Arbeiten der Chronisten verfolgt, stellen wir fest, das es sehr schwierig ist, ein eindeutiges Bild über die Vergangenheit der Stadt Vacha aufzuzeichnen.
Im Laufe der Jahrhunderte sind einige Urkunden, Unterlagen oder Aufzeichnungen verloren gegangen oder gar gefälscht in die Hände der Geschichtsschreiber gelangt.
So ist der Ursprung der Stadt im Nebel der Vergangenheit gehüllt. Man bezeichnet Vacha als eine der ältesten Städte Mitteldeutschlands. Aber das Datum der Verleihung des Stadtrechts konnte nie genau geklärt werden.
Außer einer Urkunde aus dem Jahr 1186, in der während eines Tauschgeschäft erstmals Vacha als Stadt bezeichnet wurde. Es ist anzunehmen, das Vacha schon eine viel längere Zeit, ähnlich wie die Stadt Geisa, ein Stadtrecht besitzt.
Bereits im Jahr 817 geht in einer urkundlichen Erwähnung hervor, das ein Herr Gerleib seiner Ahnen Seelenheil wegen, dem Kloster Fulda in „Zuigenfaccho in der Fachhonoro marca“, verschiedene Güter als eine Schenkung überließ.
Unter den Gütern befanden sich Ackerland, Weideland, Waldflächen sowie Gewässer und ähnliches, aus der Vachaer Flurmark. Außerdem bestätigt die Urkunde, das Vacha eine Gemeinde mit einer eigenen Dorfmark war, in der sich eine königliche Meierei befand.
Die Dorfbewohner waren Ackerbauern, die nach der bekannten Dreifelderwirtschaft ihr Ländereien bestellten.
Da nicht die ganzen Flächen bestellt werden konnten, blieben Sumpfstellen, Wasserläufe und Wiesenflächen brach liegen, diese durften von der Allgemeinheit benutzt werden.
Damit sind wir aber schon einige Jahrzehnte der Zeit voraus gegangen, denn es wurde die Gegend schon vorher von Menschen bewohnt und der Ort Vacha in grauer Vorzeit gegründet.
Im Jahr 1903 stellte der aus Kassel stammende Prähistoriker Götze eine Siedlung keltischen Ursprungs fest. Diese befand sich auf der Kuppe und dem Südabhang des Oechsenberg (627,2 m ü. NN) bei Vacha.
Während seiner umfangreichen Ausgrabungen konnte er Lanzenspitzen, Eisenringe und Tonscherben finden, welche gleichen Funden aus der vorgeschichtlichen La-Te´ne-Zeit sehr ähneln.
Die Historiker und Heimatforscher gehen von einer keltischen Siedlung aus. Sie wurde als Trutzburg errichtet und befand sich innerhalb des Befestigungswalles, welche von den Kelten, gegen die germanischen Hermunduren, in den nördlichen Ausläufern der Vorderrhön erbaut wurde.
Es ist stark anzunehmen, dass die oben auf dem Oechsenberg angesiedelten Kelten, nach der Vernichtung der Burg und durch einer Vermischung mit den eingedrungenen fremden Volksstämmen, sich dann wegen des Fischreichtums in der Werraebene niedergelassen haben.
Deshalb ist Vacha eine Gründung keltischen Ursprungs, die während und vor der Zeitenwende in der näheren Umgebung sesshaft waren.
Heute besitzt Vacha, die bunte Stadt vor der Rhön, mit einigen markanten Sehenswürdigkeiten und Kultur-Denkmälern einen hohen Bekanntheitswert.
Wie die historische Werrabrücke, die Burg Wendelstein, die evangelische Johanneskirche, die Klosterkirche, den mittelalterlichen Marktplatz mit Stadtbrunnen, der alten Münze aus dem 12.Jahrhundert, weiterhin die Kemenate, Stadtmauerreste, Stadtmauertürme, der Storchenturm, die Ruine der St. Annen Kapelle und die Widemarckt (das Rathaus aus dem Jahr 1613/1614 im hessischen Renaissancestil erbaut, ist eines der schönsten und sehenswertesten Amtshäuser Deutschlands).
Die Stadt hat heute um die 5.000 Einwohner und verfügt über 18 Ortsteile. Ein Besuch in Vacha lohnt sich immer und zu jeder Zeit.
- Nach Aufzeichnungen und Überlieferungen des ehemaligen Orts-Chronisten der Stadt Vacha, Autor und Heimatforscher Dr. dent. Hans Goller(†)-