Beitrag von Michael Knauf
Nach Beendigung des zweiten Weltkrieges fielen etwa 14 Millionen Deutsche der Flucht und Vertreibung zum Opfer.
Die meisten Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, ca. 3,3 Millionen, kamen aus Schlesien, gefolgt von 2,9 Millionen aus der Tschechoslowakei, zwei Millionen aus Ostpreußen und mehr als zwei Millionen Deutsche aus der Kurmark, Brandenburg und Pommern.
Die meisten der vertriebenen Menschen waren katholischen Glaubens, eine größere Anzahl von ihnen fand eine neue Heimat in dem protestantisch geprägten Philippsthal.
Es entstand eine katholische Kirchengemeinde, welche anfangs von der Pfarrgemeinde der Stadt Vacha liebevoll betreut wurde. Dies wurde fortgeführt bis die sowjetischen/russischen Besatzungstruppen am 1. Juli 1945 die Zonengrenze abriegelten.
Da zu diesem Zeitpunkt in Vacha ein katholischer Gottesdienst stattfand, mussten die Gläubigen aus Philippsthal, illegal und in aller Heimlichkeit, diese unselige Grenze überschreiten.
Abhilfe musste geschaffen werden und so wurden die Gottesdienste übergangsweise im Philippsthaler Viktorienheim abgehalten.
Danach konnte die Orangerie gepachtet werden. Nach einer umfangreichen Renovierung erfolgte am 29. Mai 1949 schließlich die Einweihung als Kapelle.
Am 27. Oktober 1957 war die feierliche Grundsteinlegung für einen Kirchen-Neubau. Schon am 14. September 1958 konnte, nach einem großen Arrangement der Gläubigen, die neue katholische Pfarrkirche St. Maria, in der Südstraße von Philippsthal, geweiht werden.
Nach 1945 war sie der neunte katholische Kirchen-Neubau im Kreis Hersfeld.
Eine ganze Generation von Katholiken hatte, allein schon durch Familienfeierlichkeiten, wie Taufen und Hochzeiten oder eine Erstkommunion, eine enge emotionale Bindung zum Kirchenhaus.
Da die Anzahl der Gottesdienstbesucher immer weniger wurde und der Altersdurchschnitt der Gemeindemitglieder kontinuierlich am Steigen war, fand auch durch Corona bedingt, die heilige Messe in Philippsthal nur noch an einem Wochentag statt.
Auch der fehlende Nachwuchs und der daraus resultierende Rückgang jeglicher Ehrenämter, bereiteten der Pfarrgemeinde zunehmend Sorgen. Außerdem gab es wirtschaftliche Probleme, auch bei der Erhaltung der Bausubstanz der Pfarrkirche.
Nach Reformplänen des Bistums Fulda sollen bis zum Jahr 2030, aus insgesamt 200 Pfarreien, dann zentralisiert 28 Großpfarreien entstehen.
Mitte Mai 2023 fand der letzte katholische Gottesdienst in der Pfarrkirche in Philippsthal statt.
Am 21. Mai 2023 wurde die katholische Pfarrkirche St. Maria in Philippsthal durch den Diözesen-Bischof, Herr Dr. Michael Gerber entweiht (Profanierung).
Das Gebäude hat nicht mehr den Status eines Gotteshauses, da alle sakralen Elemente entnommen wurden. Einem Verkauf der Immobilie mit Kirche und dem Pfarrhaus steht nun nichts mehr im Wege.
Es werden dem Nachnutzer keinerlei Bedingungen gestellt, aber es wird großen Wert auf die Seriosität des Käufers gelegt.
Dennoch findet auch weiterhin kirchliches Leben für die katholische Gemeinde in der Marktgemeinde Philippsthal statt. Gottesdienste sind jeden Dienstag und jeden ersten Freitag im Monat.
Diese werden in den Andachtsräumlichkeiten des evangelischen Alten-und Pflegeheim „Haus Kreuzberg“ abgehalten. Ausgerichtet werden sie von dem Heringer Pfarrer Andreas Biber.
Die Heringer katholische Pfarrkirche St. Robert bleibt als zentrales Gotteshaus in der Region erhalten.
Für die Recherche-Informationen zu dem vorliegenden Beitrag möchten wir uns bei der Gemeindeverwaltung Philippsthal, Bürgerbüro Herrn Daube und bei der Stabsabteilung Kommunikation Herrn Reger, sowie beim Bischöflichen Generalvikariat in Fulda bedanken.