Ist der Volksaufstand in Vergessenheit geraten? – Geisaer Schlossgespräch 6.11.23

Deutsche Revolutionen 1848, 1918 und 1989: Ist der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in Vergessenheit geraten?

Diese spannende Frage steht im Fokus des 13. Geisaer Schlossgesprächs, das am Montag, den 6. November, um 18.30 Uhr im Gangolfisaal des Schlosses in Geisa stattfindet.

Auf die Suche nach Antworten begeben sich mit Dr. Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, und Dr. Jens Schöne, stellvertretender Berliner Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, zwei prominente und ausgewiesene Experten auf diesem Terrain.

Moderiert wird der Abend von der Journalistin Blanka Weber. Die Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei.

Mehrfach kam es im Deutschland des 19. und 20. Jahrhunderts zu demokratischen Erhebungen und Revolutionen.

Bis zur Friedlichen Revolution 1989 war all diesen Bestrebungen gemein, dass sie keine dauerhaften bzw. stabilen demokratischen Verhältnisse schaffen konnten.

Anders als die März-, November- und Friedliche Revolution wird von der demokratischen Erhebung in der DDR von 1953 nur als ein Volksaufstand, nicht aber von einer versuchten Revolution gesprochen.

Haben wir ein falsches Bild von 1953 oder warum gerät dieses besondere Datum in unserer Erinnerungskultur in den Hintergrund?

Bei dem Volksaufstand in der DDR 1953 gingen mehr als eine Million Menschen an mehr als 700 Orten auf die Straße, um für ihre Rechte zu demonstrieren und ihre Unzufriedenheit mit dem System zum Ausdruck zu bringen.

Nur das Eingreifen der sowjetischen Besatzungstruppen verhinderte das Ende des Regimes. Rund 15.000 Beteiligte wurden inhaftiert, etwa 70 Menschen starben. Der 17. Juni ist eine bedeutende Wegmarke in der deutschen Demokratiegeschichte.

Die Point Alpha Stiftung, die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen und die Hessische Landeszentrale für politische Bildung konnten zum 13. Geisaer Schlossgespräch zwei profilierte Historiker gewinnen, die die Veränderungen und Prozesse in Deutschland intensiv studiert, analysiert und bewertet haben.

Dr. Anna Kaminsky war 27 Jahre, als die Mauer fiel. Die Geschichte und die Aufarbeitung der DDR sind für sie Beruf und Berufung zugleich.

In zahlreichen Publikationen und Gesprächsrunden hat sie zu Fragen der Erinnerungskultur in Deutschland Stellung bezogen.

Jüngst veröffentlichte Kaminsky, die unter anderem auch im Beirat der Point Alpha Stiftung ihre Expertise einbringt, ein fundiertes Buch über die „Frauen in der DDR“.

Der Volksaufstand in der DDR war zugleich der erste Aufstand gegen die kommunistischen Regime in Ostmitteleuropa.

Dr. Jens Schöne beleuchtet in seinem neuesten Buch „Jenseits der Städte. Der Volksaufstand vom Juni 1953 in der DDR“ die Geschehnisse, die zum Aufstand führten und weitet dabei den Blick auf den ländlichen Raum. Bisher wurde der Beginn des Aufstands auf den 16./17. Juni 1953 datiert und in Berlin verortet.

Dabei war die Rebellion in den Dörfern und kleinen Städten zu dem Zeitpunkt schon im Gange.

In seiner Analyse verdeutlicht Jens Schöne, dass dieser Teil des Volksaufstands kaum bekannt ist und auch verschwiegen wurde. Der 53-Jährige gilt als Fachmann für die Geschichte der DDR und des geteilten Berlins.

Moderiert wird die Diskussion von Blanka Weber. Die Leipzigerin arbeitete als Moderatorin und Autorin beim MDR und der Deutschen Welle sowie als Hörfunk-Korrespondentin beim Deutschlandradio.

Derzeit ist die 53-Jährige als freie Autorin für verschiedene Hörfunksender und Printmedien aktiv und ist darüber hinaus als Moderatorin und Mediatorin tätig.

Eine Anmeldung zum 13. Geisaer Schlossgespräch ist per E-Mail über veranstaltungen@pointalpha.com oder Telefon 06651/919030 erwünscht.