Volkslieder & Gedichte – Das Leben & Wirken des Thüringer Literaten Rudolf Baumbach

Beitrag von Michael Knauf

„Hoch auf dem gelben Wagen“ - Wer kennt dieses zeitlos schöne, beliebte und deutsche Volkslied nicht? Aber nur wenige wissen, dass der Text von Rudolf Baumbach stammt, vertont wurde es 1922 von Heinz Höhne.

In den historischen Akten der Salzunger Saline ist sehr oft von dem Namen Baumbach die Rede. Um das Jahr 1800 unterzeichnet jahrzehntelang ein Salzinspektor A. Baumbach.

Fast einhundert Jahre später wird der Dichter Rudolf Baumbach als ein Mitglied des Aufsichtsrates der Saline erwähnt. Sein Großvater wurde 1768 in Salzungen geboren.

Gradierwerk Salzungen, historische Ansichtskarte um 1900

Rudolf Baumbach erblickte am 28. September 1840 in Kranichfeld das Licht der Welt. Er war das erste von vier Kindern.

Seine Eltern Marie Luise Caroline geb. Henning (1817-1909) und sein Vater, der Arzt Karl Julius Gustav Baumbach (1812-1847), zogen 1842 zu Rudolfs Großeltern nach Meiningen.

Sein Vater verstarb 1847 an Typhus. Er hatte als einziger Mediziner und Meininger Hofmedicus, schon an der Seuche erkrankte Mitbürger behandelt. Rudolfs Bezugspersonen waren nun seine Mutter und die Großeltern.

Nach dem erfolgreichen Besuch der Grund- und Volksschule wechselte er auf das Bernhardinum (Gymnasium) in Meiningen.

Später studierte er, seiner Begabung und Neigung entsprechend, von 1860 bis 1864 an den Universitäten Leipzig und Würzburg, Naturwissenschaften.

Nach der Verleihung des akademischen Grades seines Doktortitels in Heidelberg, erfolgte die Anstellung als Assistent am Botanischen Institut in Freiburg.

Mancherlei Enttäuschungen und eine finanzielle Notlage veranlassten Baumbach Hauslehrerstellen in Graz, Görz, Pisa und in Triest anzunehmen.

Ab 1870 wurde Triest, mit der atemberaubenden Natur, an einer Meeresbucht der oberen, schönen, blauen Adria und den Julischen Alpen zu seiner zweiten Heimat.

Ansichtskarte Meiningen um 1965

Besonders schön, fand er die Naturlandschaft zwischen Görz und Villach mit dem Bergmassiv des Triglav (2864 m über NN) dem höchsten Gipfel Sloweniens und der Julischen Alpen.

Er widmete dem Triglav eine Sage. Dieses Versepos „Zlatorog“ wurde um die hundert Mal neu verlegt, sowie als Oper und Kantate aufgeführt und brachte ihm 1877 den internationalen Durchbruch.

„Zlatorog“ ist ein weißer Gemsbock mit goldenem Gehörn, er behütet das Alpenparadies der Bergfeen und hält alle Gemsjäger fern. So inspiriert entstanden in Triest seine meisten Märchen, Geschichten Lieder und Erzählungen.

Einige sind heute noch bekannt: die Lieder vom „Fahrenden Gesellen“ und „Von der Landstraße“, oder seine Erzählungen vom „Trug-Gold“, die Geschichte vom „Paten des Todes“ oder der Epos „Frau Holde“.

Trotz alle dem ergriff ihn zunehmend Heimweh, nach seiner Thüringer Heimat, welches er sehr treffend im folgenden Vers ausdrückte: „Aber freudig ich tauschte Alpen und Meeresstrand für das tannenumrauschende nordische Heimatland.“

Durch seine freundschaftlichen Kontakte zum Theaterherzog Georg dem II. und dessen Gemahlin Helene von Heldburg, wurde ihm die Rückkehr nach seinem geliebten Meiningen, im Jahr 1885 ermöglicht.

Sie übertrugen ihm die Verwaltung für ihre Hof-Bibliothek und ernannten Baumbach im Jahr 1888 zum Hofrat. Er konnte wieder in seinem Elternhaus, zu seiner Mutter und zwei Schwestern einziehen.

Baumbach verbrachte seine Kindheits- und Jugendjahre, sowie um die letzten zwanzig Jahre seiner Lebenszeit in Meiningen. Hier schrieb er „Thüringer Lieder“ und „Krug und Tintenfass“.

Meininger Theater um 1970

Die berühmte Gabelbach-Gemeinde auf dem Kickelhahn verlieh ihm das Amt des Gemeindepoeten. Immer wieder seiner inspirierenden Reiselust nachgebend, besuchte er neben Griechenland, Italien mit Sizilien auch Kleinasien.

Während der Heimreise von einer Ägypten-Reise erlitt er 1895 einen Schlaganfall, welcher seinem Schaffen ein jähes Ende setzte. Bis zu seinem Tod im Jahr 1905 musste er sein Leben, zum Teil gelähmt, im Rollstuhl verbringen.

Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Meininger Parkfriedhof. Sein Wohnhaus in Meiningen ist heute das Literaturmuseum „Baumbachhaus“. Direkt neben dem Museum befindet sich ein Denkmal für Rudolf Baumbach.

Der Literat hinterließ eine große Anzahl von wunderbaren, romantischen, ja frechen Gedichten, Novellen, Erzählungen und Märchen.

Ansichtskarte Meiningen um 1965

Seine Werke zeichneten sich durch ihre volkstümliche, frische Darstellung, verbunden mit seiner Art von Gemütstiefe aus und erfreuten sich größter Beliebtheit und einer weiten Verbreitung.

Der Dichter fühlte sich nur in seiner thüringischen Heimat richtig wohl: „Wenn der Wind von der Wartburg her wehte“, wie er einige Male gesagt haben soll.

Mögen seine Dichtungen, Märchen und Lieder weiter erklingen, auch wenn Baumbachs Name in Vergessenheit geraten sollte.

Ansichtskarte Meiningen

Wer mehr über das Wirken und Schaffen von Rudolf Baumbach erfahren möchte, dem empfehlen wir einen Besuch im Meininger Literaturmuseum „Baumbachhaus“ (Tel.: 03693/503641 oder E-Mail: kontakt@meiningermuseen.de).

Der Deutsche Alpenverein - Sektion Meiningen hat zwischen den Ortschaften Oepfershausen und Friedelshausen, am Fuße des Glasberges in der thüringischen Vorderrhön, zu Ehren und Gedenken an Rudolf Baumbach eine gleichnamige Mittelgebirgshütte errichtet.

Die Hütte liegt auf 468 m über NN und ist ganzjährig geöffnet. Buchen kann man diese beim Reisebüro Bohn Tel.: 03693/ 479922 oder per E-Mail: rbh@dav-meiningen.de .