Neuer Hegeplan in Kraft – Angler im Wartburgkreis fördern Artenvielfalt in der Werra

Nicht wenige Menschen verbinden mit dem "Angeln" ein Hobby, bei dem man ruhig sitzend und wortlos darauf wartet, dass ein Fisch am Haken anbeißt.

Diese Ansicht hat sich gerade in den vergangenen Jahren in der Öffentlichkeit gewandelt und die Angelfischerei erfreut sich immer größerer Beliebtheit und Anerkennung in der Bevölkerung, was die steigenden Zahlen der Mitglieder in den Vereinen belegen.

Dabei geht es nicht vorrangig nur um das Entnehmen von Fischen zum Eigenverbrauch, sondern auch um die Hege- und Pflege der den Anglern anvertrauten Lebewesen im Gewässer - eine Pflicht, die jeder Angelverein und dessen Mitglieder mit der Pacht des Fischereirechtes übernommen haben.

Zur Erfüllung dieser Verpflichtung haben sich vor knapp 30 Jahren zehn Angel- und Fischereivereine entlang der Werra im Wartburgkreis zusammengeschlossen, zur Hegegemeinschaft "Unteres Werratal" e. V.

Neuer Hegeplan der Werra in Kraft

Basis für die Bewirtschaftung der Werra bildet ein sogenannter Hegeplan, der als roter Faden ein Konzept für die Bewirtschaftung des Gewässers darstellt.

Bereits im Jahr 2019 hatten die Arbeiten an einem neuen Bewirtschaftungskonzept begonnen, welches sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Erfahrungswerten der vergangenen Jahre orientieren sollte.

Aufgrund von intensiven Gesprächen und Abstimmungen mit der Obersten Fischereibehörde im Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, sowie nicht zuletzt auch durch die Beteiligung von Vertretern und Behörden des Naturschutzes, konnte erst im November 2023 eine gemeinsame Einigung erzielt werden.

Gefördert werden in den kommenden Jahren insbesondere gefährdete Fischarten wie beispielsweise Aal, Quappe und Nase.

„Der Bestand der Bachforelle im Bereich der Hegegemeinschaft hat in den vergangenen Jahren eine positive Entwicklung genommen, was nicht zuletzt auf die Anstrengungen der Angler zurückzuführen ist“, berichtet Gewässerwart Hartmut Erbe, der zuvor viele Jahre im Fischereiverein Oberzella in dieser Funktion tätig war.

Durch Kolmation, dem Versatz des wichtigen Kieslückensystems mit Feinsediment, fällt es Kieslaichern wie der Bachforelle und Äsche jedoch immer schwerer passende Laichhabitate zu finden, weshalb auch diese Arten durch geeignete Maßnahmen gefördert werden sollen.

Die größten Probleme bereiten nach Auskunft der Angler nach wie vor unüberwindbare Querbauwerke mit ineffizienten Fischauf- und abstiegsanlagen, sowie der erhebliche Prädationsdruck durch Kormoran und Graureiher, welcher insbesondere in den Wintermonaten zu Verlusten führt.

Daher sei es fraglich, wie die Ziele des Hegeplanes unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen mittel bis langfristig erreicht werden sollen.

Aus Sicht der Hegegemeinschaft wäre es umso wichtiger, hier in Zukunft zunächst politisch die Weichen für die Artenvielfalt zu stellen.

Frischer Wind im Vorstand

Erst kürzlich fanden Neuwahlen im Rahmen der Jahreshauptversammlung der Hegegemeinschaft statt. Tobias Möller übergab das Amt des Schatzmeisters an Annett Egger.

Die Geschicke im Bereich der Jugendarbeit wird künftig Matthias Messerschmidt leiten, erhält aber wie bisher von Roland Melzer Unterstützung.

Neuer Gewässerwart ist Hartmut Erbe, der bereits seit einem Jahr aktiv im Vorstand mitgearbeitet hat. Dominik Schulz wurde als Vorsitzender und Volker Wingold als dessen Stellvertreter wiedergewählt.

Frische Ideen gibt es vor allem im Bereich der Jugendarbeit. Hier soll wieder mehr für den Nachwuchs auf die Beine gestellt werden. Aber auch in der internen Verwaltung gäbe es Abläufe weiter zu optimieren.

Bürokratieabbau wäre wünschenswert

„Ohne die Fördermittel vom Freistaat Thüringen könnten nur ein Bruchteil der jährlichen Maßnahmen umgesetzt werden“, gibt Dominik Schulz zu bedenken, der seit 2019 Vorsitzender der Hegegemeinschaft „Unteres Werratal“ ist.

Für Besatzmaßnahmen, wissenschaftliche Untersuchungen, Aus- und Weiterbildungen, aber nicht zuletzt unter anderem auch für die Jugend- und Öffentlichkeitsarbeit können Mittel aus der Fischereiabgabe des Landes beantragt werden.

„Angefangen von der Antrags- bis hin zur Nachweiserstellung fällt auf, dass die Verfahren sehr bürokratielastig sind“, so Schulz.

„Hier wäre in Zukunft eine Vereinfachung und Verschlankung wünschenswert, gerade weil alle Akteure, sei es in der Hegegemeinschaft als auch in den Vereinen vor Ort, die Arbeit ehrenamtlich in ihrer Freizeit bewältigen.“

Die Lage der Fischerei in Thüringen

Um die Angelfischerei in Thüringen langfristig auf stabile Füße zu stellen, bedarf es einem Zusammenhalt aller fischereilichen Akteure, weit über die Grenzen der Hegegemeinschaft hinaus. Da sind sich die Petrijünger einig.

„Deshalb wäre es in Zukunft wünschenswert, wenn die Angler im Freistaat mit einer gemeinsamen Stimme auftreten würden, um stark gegenüber denjenigen zu sein, die der Fischerei nicht wohlgesonnen sind“, merkt Volker Wingold an, der selber seit vielen Jahren ehrenamtlich für den Landesanglerverband Thüringen tätig ist.

„Wenig hilfreich ist da das Bestehen von gleich drei Landesfischereiverbänden in Thüringen, deren Ansichten nicht selten voneinander abweichen“, fügt Dominik Schulz hinzu. „Wie es geeint laufen kann, machen uns andere Bundesländer schon heute vor!“