Beitrag von Michael Knauf
Auf den Klosterruinen des mittelalterlichen Benediktinerinnenkloster „Kreuzberg“ hat Prinz Philipp von Hessen, im Jahr 1685, das Schloss in der nordhessischen Gemeinde erbauen lassen und somit den Namen Philippsthal geprägt.
Erhalten blieb die, aus dem 12. Jahrhundert stammende, dreischiffige Klosterkirche, die heutige Schlosskirche, der evangelischen Kirchengemeinde.
Die im Jahr 1853 von der Firma Kühn, aus Gräfenroda in Thüringen, gefertigte Kirchturmuhr konnte im September 2023 wieder ihren eigentlichen Dienst und ihre Funktion aufnehmen.
Die Turmuhren sind öffentliche Uhren, sie regelten das Leben der Gemeinschaft von Gewerbe, Handel, kommunalen und kirchlichen Terminen.
Das seltene Uhrwerk musste früher einmal am Tag mit einer Handkurbel aufgezogen werden. Ein Seilzug mit Gewichten sorgte für die Ganggenauigkeit.
Das Viertelstunden-Schlagwerk im Glockenturm wurde ebenfalls über einen Seilzug betätigt.
Vor 78 Jahren, im Sommer 1945, kurz nach der Beendigung des zweiten Weltkrieges, nahmen Soldaten der US-Armee, während Zielübungen, das Zifferblatt der Kirchturmuhr unter Feuer. Ab diesem Zeitpunkt war die Kirchturmuhr nicht mehr funktionstüchtig.
Im Jahr 2018 war angedacht war, die Uhr reparieren zu lassen, um diese dann als historisches Anschauungsprojekt in den Kirchenräumlichkeiten auszustellen und diese seltene Handwerkskunst einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Ein günstiger Umstand ergab sich während der Rekonstruktion und Restaurierung des Südflügels der Schlosskirche, mit anschließender Turmsanierung.
Für diese umfangreichen Arbeiten mussten Gerüste gestellt werden. Jetzt konnte man ein neues Ziffernblatt nach alten Abbildungen herstellen und anschließend am Turm anbringen.
Die Zeiger der Kirchturmuhr konnten erst nach dem festen Einbau der Turmuhr installiert werden.
Vorher wurde durch die Firma „Gloriosa“ eine elektrische Aufzugsvorrichtung unter Einbeziehung der historischen Seilzüge im Kirchturm eingebaut.
Ein besonderer Dank gilt der evangelischen Kirchengemeinde von Philippsthal, welche mit ihren großzügigen Spenden den Erhalt des wertvollen Kulturguts mit realisierte.
Mit 12.000 Euro, was knapp der Hälfte der erwarteten Gesamtkosten entspricht, hat das Landesamt für Denkmalpflege die Restaurierung unterstützt.
Vor kurzem konnte die Turmuhr, am Tag der offenen Tür, von einer breiten Öffentlichkeit begutachtet werden. Eine Besichtigung der Uhr in der Schlosskirche ist nach telefonischer Anmeldung möglich (Tel.: 06620-201 oder 202).
Für die Recherche-Informationen zu dem vorliegenden Beitrag möchten wir uns bei Pfarrerin Heidi Houska und Anja Apel von der evangelischen Kirchengemeinde in Philippsthal bedanken.