Gastbeitrag von Stefan Studtrucker
Als die Thüringer Handwerkskammern im Frühjahr die große "Ausbildungskampagne zur Nachwuchsgewinnung und -sicherung im Thüringer Handwerk 2023" ins Leben riefen, war das Ziel klar: Die Präsenz des Handwerks vor allem direkt bei der kommenden Generation steigern, das Interesse für eine handwerkliche Ausbildung befeuern und im Idealfall gleich eine Lehre im Handwerk vor Ort anbahnen.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Nachwuchsgewinnung der Handwerkskammer Südthüringen ließen sich das nicht zweimal sagen.
Nach dem Start des neuen Schuljahres absolvierten sie einen wahren Informations-Marathon, der sie von Schulhof zu Schulhof führte.
Von Schalkau bis Eisenach besuchten sie im Rahmen ihrer Kampagnentour über ein Dutzend Schulen und Bildungseinrichtungen, um vor allem Schülerinnen und Schülern der Klassen 8 und 9 handwerkliche Tätigkeiten näherzubringen.
Sie zeigten ihnen, welche berufliche Vielfalt und welche Chancen zur eigenen Entwicklung das Handwerk bietet.
Doch grau ist bekanntlich alle Theorie, weshalb das Erforschen der eigenen Interessen und Fähigkeiten im Mittelpunkt der Aktionstage stand.
Mit Hilfe mobiler Mitmach-Stationen konnten die Teilnehmer mit eigenen Händen ausprobieren, welche Ausbildung für sie die richtige ist. Von Bausätzen über Experimente bis hin zu Simulationsaufbauten reichte die Auswahl.
Die Jugendlichen erfuhren aus erster Hand, welche Herausforderungen der Bau einer Trockenmauer mit sich bringt, wie 3D-Druck funktioniert, welche alters- oder krankheitsbedingten Einschränkungen bei Arbeiten für ältere Kunden zu berücksichtigen sind und welche logischen Überlegungen das Programmieren von Maschinen und Robotern erfordert.
Handwerk ist heutzutage eben weit abwechslungsreicher, als sich Mancher vielleicht noch vorstellt.
„Insgesamt haben wir mehr als 280 Schülerinnen und Schüler an den Aktionstagen erreicht“, resümiert Stefanie von Nordheim, Abteilungsleitung Berufsbildung bei der Handwerkskammer Südthüringen.
Das Feedback aller Beteiligten sei positiv gewesen, insbesondere zu den spannenden Eindrücken, welche die neuen Mitmach-Stationen vermittelt hätten.
„Wir sind froh, praktische Einblicke nun auch außerhalb der Werkstätten unseres Berufsbildungs- und Technologiezentrums bieten zu können und somit die Lust auf das Erlernen eines Handwerksberufes bei den Schülern zu wecken.
Vor allem haben wir damit aber auch die Möglichkeit, auch jene Jugendlichen zu erreichen, die nicht mehr an allgemeinbildenden Schulen sind und somit keine praktische berufliche Orientierung mehr durchlaufen“, erläutert Stefanie von Nordheim.
Davon profitierten beispielsweise Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Berufsvorbereitenden Maßnahmen, also Jugendliche, die sich gerade ganz akut mit ihrem Berufseinstieg befassen.
Für so manche Schülerin und so manchen Schüler waren die Aktionstage der Startschuss für ihre eigene Handwerkskarriere.
Vor allem rund um die Berufsmessen des Ausbildungsherbsts ergaben sich weiterführende Beratungsgespräche und manchmal auch ein direkter Kontakt zum Handwerksunternehmen vor Ort.
Aus diesem Grund soll auch über die Laufzeit der Ausbildungskampagne hinaus weiter auf den gemachten Erfahrungen aufgebaut werden.
„Die Schultouren werden auch nach Abschluss des Projektes fortgesetzt und die angeschafften 'Activity Points' auf Messen, zu Informationstagen an Schulen, in Schulstunden oder an Projekttagen eingesetzt“, wirft Stefanie von Nordheim einen Blick voraus in das kommende Jahr.
Sie freut sich, wenn auch weiterhin Interesse an dem Angebot besteht und somit „Lust aufs Handwerk“ geweckt werden kann. Für Fragen interessierter Lehrkräfte und Bildungsträger steht die Handwerkskammer Südthüringen gerne zur Verfügung.