Gastbeitrag von Lea Hohmann
Die positive Wirkung der Natur nutzen, um psychischen Erkrankungen entgegenzuwirken: Wie das funktionieren kann, hat das Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Green Care“ gezeigt, das vor über fünf Jahren im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön und der Biosphärenregion Berchtesgadener Land gestartet ist.
Gemeinsam wurde nun abschließend eine Broschüre mit dem Titel „Natürlich mental gesund“ veröffentlicht, die sich an alle wendet, die wirksame Entspannung in und mit der Natur suchen.
Getreu dem Motto „Mensch. Natur. Einklang“, wurden im Rahmen des „Green Care“ Projekts zahlreiche Übungen und Formate zur Stärkung der mentalen Gesundheit in der Natur entwickelt, wissenschaftlich evaluiert und als wirksam bestätigt.
Die gemeinsame Broschüre „Natürlich mental gesund“ des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön sowie der Biosphärenregion Berchtesgadener Land greift diese Übungen auf.
Damit wird eine geeignete Auswahl zur individuellen Anwendung im Alltag bereitgestellt.
„Die Broschüre ist eine wunderbare Handreichung für viele Menschen, um eigenständig ihre mentale Gesundheit auch im Alltag – draußen in der Natur – bewusst zu stärken“, so Pokorny.
Interessierte können sich jederzeit auf der Website des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön über das Projekt „Green Care“ informieren.
Auch ein Vortrag von Katharina Thümer im Rahmen der Reihe „In der Rhön, für die Rhön“, in dem die Psychologin alle Hintergründe und Ergebnisse der Studie vorstellt, kann online angeschaut werden.
Zudem finden Interessierte auf der Homepage zahlreiche Infos rund um das Projekt sowie den Evaluierungsbericht zur Begleitforschung: www.biosphaerenreservat-rhoen.de/green-care.
Hintergrund des Forschungsprojekts
In Zusammenarbeit von UNESCO-Biosphärenreservat Rhön und der Biosphärenregion Berchtesgadener Land wurde im Rahmen des 2018 bis 2023 laufenden Projekts erprobt, ob und wie sich Naturerfahrungen positiv auf die psychische Gesundheit auswirken, inwiefern bestimmte Achtsamkeits- und Entspannungsübungen stressreduzierend wirken können und auch, ob diese Erfahrungen naturschützende Handlungsbereitschaften fördern.
„Im Projekt wurden in beiden Projektgebieten neuartige Verfahren zur Nutzung der Natur für die Stärkung der psychischen Gesundheit entwickelt – sowohl im therapeutischen, als auch im präventiven Bereich“, so Dr. Doris Pokorny, Leiterin der Bayerischen Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön.
Die in einer eigens geschaffenen Projektstelle tätige Psychologin und Projektleiterin Thümer hatte gemeinsam mit Maik Prozeller, Ranger und Wildnispädagoge im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, im Rahmen der Studie mit Patientinnen und Patienten der Psychosomatischen Abteilung der HESCURO Kliniken Bad Bocklet eigens naturbasierte Angebote entwickelt.
Mit den Rehabilitanden der Psychosomatischen Abteilung „streifte“ Katharina Thümer durch die Natur und leitete sie an, ihre Umgebung ganz intensiv wahrzunehmen.
„Für viele Menschen ist achtsames Gehen in der Natur eine tolle Möglichkeit um abzuschalten – von grübelnden Gedanken und Sorgen. Sie können aus ihrem Gedankenkarussell entfliehen und ganz bewusst im Hier und Jetzt ankommen“, so Katharina Thümer.
„Die Patientinnen und Patienten nehmen diese Erfahrung als sehr entlastend wahr“, weiß die Psychologin und Wildnispädagogin. Die Angebote wurden durch die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt wissenschaftlich evaluiert.
Erste Umsetzung der Projektergebnisse in Klinik für Psychosomatik
„Forschung ist wertlos, wenn man sie nicht in die Praxis umsetzt. Wir geben die Erkenntnisse der Studie unmittelbar an unsere Rehabilitanden weiter“, so Chefarzt Arpad Grec, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Leiter der Psychosomatische Abteilung an den HESCURO Kliniken in Bad Bocklet.
Die Klinik hatte bereits in der Studie als Kooperationspartner gedient und hat aufgrund der Projektergebnisse inzwischen den therapeutischen Ansatz von „Green Care“ etabliert, um Menschen mit psychischen Erkrankungen durch professionell angeleitete Naturbegegnungen zu unterstützen.
Seit November ist Psychologin Katharina Thümer nun in der Klinik angestellt und setzt die Ergebnisse aus dem Projekt in ihrer therapeutischen Arbeit ein.
„Dass ein Projekt eines Biosphärenreservats nun auch eins zu eins an einer Psychosomatischen Klinik umgesetzt wird, dürfte in dieser Form bundesweit einzigartig sein“, so Pokorny, die in diesem Zusammenhang auch die Modellfunktion von Biosphärenreservaten für eine nachhaltige Entwicklung unterstreicht.
Die Broschüre ist auf www.brrhoen.de im Download sowie in den Biosphärenzentren Haus der Langen Rhön in Oberelsbach und Haus der Schwarzen Berge in Wildflecken/Oberbach erhältlich.