Mit Hackschnitzeln aus dem Stadtwald – Erweitertes Nahwärmenetz in Geisa freigegeben

Gastbeitrag von Anja Nimmich

„Regional, nachhaltig und unabhängig.“ Unter diesem Motto gab die Stadt Geisa in der vergangenen Woche die beiden erweiterten kommunalen, mit Hackschnitzeln betriebenen Nahwärmenetze in der Innenstadt von Geisa frei.

Insgesamt 2,4 Millionen Euro wurden hier in den letzten Monaten verbaut. Die Kommune übernimmt 450.000 Euro aus dem Stadtsäckel, die restliche Summe wird über das Thüringer Infrastrukturministerium aus EFRE Mitteln gefördert.

Bei der Freigabe des Netzes an der Heizzentrale beim Kulturhaus begrüßte Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel zahlreiche Gäste und hieß besonders Staatssekretär Thorsten Weil (Die Linke), Landrat Reinhard Krebs (CDU) und Landtagsabgeordneten Martin Henkel (CDU) willkommen.

„Die Erweiterung der beiden bestehenden Nahwärmenetze am Schlossplatz und am Kulturhaus hatten wir eigentlich erst in den kommenden Jahren für die nächste EFRE-Förderperiode vorgesehen“, erläuterte die Bürgermeisterin.

Ende des letzten Jahres hatte die Stadt jedoch erfahren, dass es noch Restfördergelder aus der alten EFRE-Periode gab und die Chance genutzt.

„Voraussetzung war allerdings, dass die Mittel bis zum 30. Juni dieses Jahres verbaut sein mussten“, so Manuela Henkel. „Das war für die Stadt eine riesige Herausforderung.“

Dank der Unterstützung des Infrastrukturministeriums, der Stadträte, des Landesveraltungsamtes, der Bauaufsicht des Landkreises, den beteiligten Planern und Firmen und den Mitarbeitern der Stadtverwaltung sei das Projekt aber innerhalb dieses kurzen Zeitraums umsetzbar gewesen.

Die Tiefbauarbeiten führte die Baugesellschaft Ulstertal aus Geisa aus. Die Firma Bott Heizung, Sanitär, Lüftung GmbH verlegte auf einer Länge von 4.712 Metern die Nahwärmeleitung, setzte bei den Kunden die Hausanschlussstationen und baute die Heizzentralen dementsprechend um.

Bereits in 2010 hatte die Stadt das erste kommunale Nahwärmenetz im Zuge der Schlosssanierung mit Anbindung des Schlossgebäudes, des Rathauses mit Bauamt sowie von Galerie und Museum gebaut.

Später kam die zweite Anlage am Kulturhaus, die das Kulturhaus selbst sowie das Haus der Vereine, das Ärztehaus und den Kindergarten versorgt, dazu.

„Damals sprach noch keiner von der Energiewende“, so Henkel. „Die kommunalen Ölkessel waren alt, Geisa war nicht an das Erdgasnetz angebunden, dafür haben wir aber 1.200 Hektar Stadtwald“, erläuterte Henkel die damalige Entscheidung für die Hackschnitzelanlagen.

Für dieses Konzept wurde die Kommune unter anderem 2019 mit dem Thüringer Energieeffizienzpreis und 2022 mit dem KFW-Award für energetische Stadtsanierung in der denkmalgeschützten Altstadt ausgezeichnet.

Als dann die Energiekrise vor knapp zwei Jahren ausbrach, gab es neue Überlegungen und nach Neuberechnung des Bauamtes den Hinweis, dass die beiden Heizzentralen nur mit etwa 30 Prozent ausgelastet waren.

„Nachdem die Fördermittel Ende letzten Jahres in Aussicht gestellt wurden, ging alles ziemlich schnell“, erläuterte die Bürgermeisterin.

Die Stadt gründete die Geisaer Energie & Service GmbH, die als 100-prozentige Tochtergesellschaft das erweiterte Nahwärmenetz betreiben soll.

Das Nahwärmenetz selbst bleibt im Eigentum der Kommune. Ebenso wurden die Eigentümer der möglichen Straßenzüge zu einem Bürgerabend eingeladen.

„Das Interesse war sehr groß und wir mussten zum Schluss aufgrund der begrenzten Kapazitäten auch Absagen für weitere Straßenanschlüsse erteilen“, erläuterte Bodo Kind, Amtsleiter für Bauen und Entwicklung.

Er begleitete das Projekt maßgeblich. Der Starttermin für den ersten Bauabschnitt war dann am 3. April dieses Jahres.

Ein zweiter Bauabschnitt konnte, nachdem die Fördermittel nochmals erhöht und der Förderzeitraum auf den 30. September erweitert wurde, am 18. Juli begonnen werden.

Zu den bereits bestehenden zehn kommunalen Anschlüssen sind mit der Erweiterung 45 neue Anschlüsse dazu gekommen. Auch das Altenpflegeheim „St. Elisabeth“ sowie die Grundschule Geisa konnten als neue Nahwärmekunden gewonnen werden.

„Insgesamt brauchen wir zum Betrieb bei einem Jahresverbrauch von zwei Megawattstunden bei Vollauslastung etwa 400 Tonnen Hackschnitzel“, erklärte Bodo Kind.

Dadurch werden im Vergleich zu den Ölheizungen etwa 89 Prozent CO2 eingespart, das sind etwa 450 Tonnen CO2 jährlich. Die Hackschnitzel werden je nach Preis aus Holz aus dem eigenen Stadtwald gehackt oder zugekauft.

„Bei der Borkenkäferholzproblematik der letzten Jahre und den sinkenden Preisen konnte die Stadt Geisa das Schadholz somit sehr vorteilhaft für die Hackschnitzelanlage verwerten“, erläuterte Revierförster Matthias Schorr.

Der Stadtwald könnte problemlos den gesamten Bedarf abdecken. „Gutes Holz werden wir aber weiterhin für gutes Geld verkaufen und dann lieber aus den umliegenden Sägewerken Hackschnitzel zukaufen“, so der Förster.

Staatssekretär Torsten Weil freute sich über das in der Kürze der Zeit so gut gelungene Projekt. „Wir hätten die Gelder ansonsten zurückgeben müssen und in der Region sind diese nun bestens investiert worden.“

Auch Landrat Reinhard Krebs stimmte dem zu. „Hier zeigt sich, dass es neben Wind und Sonne noch zahlreiche andere Lösungen für die Energiewende gibt“, so der Landrat.

„Holz muss weiterhin als erneuerbare Ressource gelten“, appellierte Landtagsabgeordneter Martin Henkel. Nach dem offiziellen Banddurchschnitt hatten die Gäste die Möglichkeit die Heizzentrale zu besichtigen.