Gastbeitrag der Altenheimseelsorge Dekanat Fulda
der katholische Gefängnisseelsorger aus dem Bistum Fulda, Diakon Dr. mult. Meins G.S. Coetsier, hat siebeneinhalb Jahre lang ein offenes Ohr für die Gefangenen und für die Mitarbeiter in den Justizvollzugsanstalten in Hünfeld und Fulda.
Ende Oktober ist sein letzter Arbeitstag im Gefängnis angebrochen. Von Bischof Dr. Michael Gerber ist er zum Dekanatskoordinator in der Altenheimseelsorge für das Dekanat Fulda einschließlich praxisorientierter Weiterentwicklung der Altenheimseelsorge im Bistum beauftragt worden.
„Vor allem mit den Inhaftierten zu musizieren hat Spaß gemacht,“ betont der niederländische Diakon.
Zusammen mit seinen musikalischen Mitstreitern von „Divine Concern“ hat er als Gefängnisseelsorger immer wieder versucht, zu ermutigen, zu stärken und Häftlingen auf musikalische und kreative Weise die Sorgen zu nehmen.
Regelmäßig gestaltete der engagierte Seelsorger Gottesdienste, Gitarrengruppen und Musikveranstaltungen sowie Einzel- und Gruppengespräche geführt.
Mithilfe der drei Säulen Musik, Bildung und Kultur und einer guten Dosis Humor hat er zusammen mit seinen Kollegen eine Präsenz von Glaube und Hoffnung im Gefängnis versucht zu schaffen.
Dies heißt im Kleinen: mit Papier, Buntstiften, Büchern und Musik-CDs auf dem Haftraum, aber auch mit einer Reihe von größeren Veranstaltungen und weiteren Aktionen.
Musikalisches Ehrenamt
Das diakonisch-ökumenische Musikprojekt „Divine Concern“ (Göttliche Betroffenheit) von den ehrenamtlichen Musikern Tilo Zschorn, Addi Haas und Diakon Coetsier, das 2017 vor den Toren des Fuldaer Gefängnisses entstand, spielt ehrenamtlich schon mehrere Jahre mit Leidenschaft Musik in hessischen Gefängnissen.
Inspiriert von Johnny Cash, Elvis und anderen, hat die Band in Kirchen, Gemeinden und Gefängnissen Musik gemacht, um Menschen zu stärken und alle Formen von Kreativität, Kunst und Musik am Rande der Gesellschaft zu unterstützen.
Seit 2019 sind ihre Songs u.a. mit den Featurekünstlern Mario Fritsch und Joanna Joans, weltweit in den Onlinestores und Streamingdiensten zu finden.
Während Gitarrist Zschorn noch in beiden Anstalten mit der Gitarrenbegleitung weitermacht, steigt das Projekt nun auch in die Welt der Seniorenheime und in die Altenheimseelsorge ein.
Am 3. Adventssonntag ist das Musikprojekt im Gottesdienst in der Fuldaer Stadtpfarrkirche mit ihrem neuen Lied „Advent Skies“ vorgestellt worden.
Medizin für die Seele
Singen und Musizieren haben sich in Gefängnissen sowie in Pflegeheimen als äußerst förderlich erwiesen.
Es hat sich gezeigt, dass gemeinsames Singen und Musizieren die Lebensqualität der Menschen verbessern kann, insbesondere bei Gefangenen aber auch bei Menschen mit Demenz oder anderen gesundheitlichen Problemen.
Diese Aktivitäten in Altenheimen und Gefängnissen wirken sich auch positiv auf das Fachpersonal aus, die sich dadurch wohler fühlen.
Untersuchungen haben gezeigt, dass z.B. Pflegekräfte, die singen, motivierter sind und mehr Freude an ihrer Arbeit haben. In Pflegeheimen, in denen regelmäßig musiziert wird, sind die Bewohner zufriedener.
Insgesamt gilt Musik als die effektivste Kunstform, um Gefangene aber auch ältere Menschen und Menschen mit Demenz zu erreichen.
Musik kann selbst die zurückgezogensten Bewohner ansprechen, positive Reaktionen hervorrufen und große Freude bereiten.
Insgesamt wird die Bedeutung von Musik in Gefängnissen und Pflegeheimen zunehmend erkannt und als eine Art Medizin für die Seele betrachtet.
Menschen zusammenzubringen
Die Musik von Divine Concern thematisiert Erfahrungen und Begegnungen von Menschen jeden Alters, auch Grenzerfahrungen am Rande der Gesellschaft.
Das Projekt reflektiert persönliche Geschichten von Leben, Tod, Liebe und Freiheit, von Trauer und Schmerz, Humor und Freude und setzt sich musikalisch mit der persönlichen Suche und existentiellen Fragen, der inneren emotionalen Not und den Spannungen menschlicher Lebenssituationen auseinander.
Mit ihrem ehrenamtlichen Engagement und ihrer Musik möchten die Musiker Menschen erreichen und ihnen etwas Gutes tun. Mit ihren Liedern möchten sie Brücken bauen.
„Musik schafft es auch, Menschen zusammenzubringen, die sich sonst nicht begegnen würden“, betonen die Musiker, „dass ist uns im Gefängnis ganz klar geworden.“
„Die seelsorgerische und ehrenamtliche musikalische Arbeit in den Gefängnissen und Altenheimen im Landkreis Fulda liegt uns am Herzen und kann gerade jetzt, in einer hochtechnisierten und digitalen Gesellschaft mit einer immer älter werdenden Bevölkerung, besonders wichtig werden.“
Vom Knast ins Seniorenstift
Als Dekanatskoordinator in der Altenheimseelsorge wird Diakon Coetsier der Nachfolger von Diplom Theologin Sitta von Schenck, die die Seelsorge und Koordination dieses verantwortungsvollen Dienstes fast zehn Jahre lang gemacht hat.
Als engagierte Theologin und Religionspädagogin freut Frau von Schenck sich, dass es weitergeht und dass die Weiterentwicklungen, die anstehen, sowohl in der Kirche, als auch in der Altenheimseelsorge, mit ihrem Nachfolger eine neue kreative Perspektive bekommen.
Dechant Buß ist froh darüber, dass die treuen Kirchgänger aus dem Bistum im hohem Alter nicht vergessen werden.
Die Zusammenarbeit mit den Altenheimen, dem Personal, den Angehörigen, als auch mit den Ehrenamtlichen, der lokalen Politik und der Ökumene ist hierbei von großer Bedeutung … die Musik gehört in allen Bereichen dazu!