Gastbeitrag von Wolfgang Weber
Zusammenhalt in der Gesellschaft, Zukunft der Demokratie, Mut zum Wandel – das sind Denkaufgaben, die die Gedenkstätte Point Alpha als besonderes Zeitzeugnis an die Menschen stellt.
Beeindruckt von den musealen Angeboten, den Botschaften und der Bildungsarbeit auf Point Alpha zeigte sich Bundespräsident a.D. Christian Wulff, bei seinem Besuch am authentischen Geschichtsort. Geschichtsbewusstsein, Geschichtsorientierung macht nicht in erster Linie nostalgisch oder zukunftsblind.
Im Gegenteil: Geschichtsbewusstsein macht Mut zum Wandel, macht Mut, das anzupacken, was veränderungsbedürftig ist - so könnte ein Fazit nach dem rund zweistündigen Rundgang lauten.
In Empfang genommen hatten den prominenten Gast der Geschäftsführende Vorstand Benedikt Stock und Studienleiter Philipp Metzler.
Im Rahmen einer kompakten Führung durch die Ausstellungen und entlang der rekonstruierten Grenzsperranlagen erhielt Wulff Informationen über die Hintergründe und Entwicklung des Lern- und Begegnungsortes ebenso wie über die Aufgaben der Point Alpha Stiftung hinsichtlich Erinnerungskultur und politisch-historischer Wissensvermittlung.
Point-Alpha-Mitbegründer Berthold Dücker berichtete über den Dienst der US-Soldaten an der „Grenze der Freiheit“, über das Leben und Schicksale im Sperrgebiet im Schatten des „Eisernen Vorhangs“ sowie über Zwangsaussiedlung, Grenzvorfälle und Flucht.
Im Verlauf entstand ein reger Austausch, in dem nicht nur die historischen Ereignisse, sondern auch die aktuellen Entwicklungen in der deutschen Gesellschaft sowie die Verfassung der Demokratie thematisiert wurden.
Die Stippvisite Wulffs an der ehemaligen innerdeutschen Grenze erfolgte im Rahmen einer Einladung von Manuela Henkel, Bürgermeisterin der Point-Alpha-Stadt Geisa, wo er im Anschluss beim Neujahrsempfang die Festrede hielt.
Die Vita von Wulff liest sich umfangreich: Am 30. Juni 2010 wurde er zum 10. Bundespräsidenten gewählt. Bewegend sei für ihn, dass er im 20. Jahr der deutschen Einheit gewählt worden sei, sagte Wulff damals.
Er wolle zur inneren Einheit beitragen. „Wenn wir gemeinsames Leben in Frieden und Freiheit gedeihen lassen wollen, brauchen wir jeden in unserem Land“, betonte der Präsident nach seiner Wahl.
Parallelgesellschaften würden verhindern, dass „wir aufeinander zugehen.“ Deutschland sei ein wunderbares Land - „unsere Heimat, eine Geschichte, die uns verpflichtet.“
Nach 598 Tagen trat Wulff am 17. Februar 2012 vom Amt zurück. Nach seinem Rücktritt und dem Freispruch im anschließenden Prozess wegen Vorteilsannahme veröffentlichte er sein Buch „Ganz oben Ganz unten“, in dem er auch die Rolle von Medien, Politik und Justiz beschreibt.
Mit seinen Kindern und seiner Frau Bettina lebt Christian Wulff in Burgwedel bei Hannover. Er arbeitet als Bundespräsident a.D. in seinem Berliner Büro und als Rechtsanwalt sowie Unternehmensberater in seiner Kanzlei in Hamburg.
Zuvor fungierte Wulff als Ministerpräsident von Niedersachsen, war stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU unter Wolfgang Schäuble und Angela Merkel.
Seine Reden und Vorträge beschäftigen sich häufig mit Themen wie Demokratie, gesellschaftlicher Verantwortung und Europa. Darüber hinaus engagiert sich Wulff in etlichen Stiftungen und auch in gemeinnützigen Organisationen.